Bürgermeister Werner Wölfle (M.) nutzte den Rundgang zu Gesprächen mit Bürgern und Bezirksbeiräten. Sein Fehlen bei der Nachbesprechung Foto: Lederer

Werner Wölfle hat sich bei einem Rundgang durch Stammheim über aktuelle Themen informiert. Sein vorzeitiger Abschied aus der Sitzung verärgerte einige Bezirksbeiräte.

Stammheim - Sechs Stationen hatten sich die Stammheimer Bezirksbeiräte rausgepickt, die sie dem Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle am Dienstagabend zeigen wollten. Begleitet von einer Traube interessierter Bürger fand sich das Gremium vor dem Gemeindehaus und Magazin der Feuerwehr an der Korntaler Straße ein. Nach dem Umzug der Feuerwehr in ihren Neubau soll dort ein Bürger- und Familienzentrum gebaut werden, wünschen sich die Stammheimer. „Die Feuerwehr ist gut im Plan, spätestens in einem Jahr steht das Erdgeschoss leer“, sagte Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Sie warte auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vom Hochbauamt. Die Zeit dränge. „Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt noch in den Doppelhaushalt kommen.“

Zweiter Halt: Kameralamtstraße vor dem Schloss. Dort haben die Bagger schon ein tiefes Loch gegraben. Projektleiterin Petra Mack von der Nikolauspflege stellte kurz das Neubauprojekt vor: Die Stiftung plant eine dreistöckige Wohn- und Förderungsstätte für sehbehinderte und blinde Menschen. 24 Personen sollen dort, aufgeteilt in drei Wohnungen, dauerhaft leben. Außerdem sind 32 Plätze für Tagesbetreuung vorgesehen. „Wir freuen uns auf Sie und die Nachbarschaft“, sagte Mack an die Gruppe gerichtet.

Wenig Grund zur Freude bietet seit langem der Freihofplatz, dritter Halt des Umgangs. Nachdem ein Umbau des Platzes im großen Stil mit Supermarkt, Büros und Häusern an den Eigentumsverhältnissen gescheitert war, stört viele nun der mangelhafte Zustand. „Wir wünschen uns, dass der Platz wieder hergestellt wird, so kann man ihn nicht lassen, er ist nicht wirklich schön“, sagte die Bezirksvorsteherin.

Nächster Stopp war die Asperger Straße am Jugendtreff und der Asylunterkunft. Die Pläne für einen Jugendtreff-Neubau mit Kindertagesstätte werden es laut Susanne Korge nicht in den kommenden Haushalt schaffen. Eine nötige Bebauungsplanänderung dauere wegen Messungen länger, der Auslegungsbeschluss sei frühestens im Oktober 2015 möglich. Auch sei das Kita-Projekt von Seiten des Jugendamtes zurückgestellt. „Das Jugendamt sagt, es gebe ausreichend Kita-Plätze.“ Dazu wünscht sich der Bezirksbeirat allerdings Zahlen. Sie sollen von der zuständigen Stelle im Amt in einer der kommenden Sitzungen geliefert werden.

Spatenstich für JVA-Gerichtsgebäude im Herbst

Danach ging’s weiter vor die Justizvollzugsanstalt, wo weitere Bauarbeiten für zusätzliche Gebäude anstehen. „Im Herbst soll Spatenstich für das Gerichtsgebäude sein“, kündigte Susanne Korge an. Vorübergehend müssen ein Feldweg gesperrt und übergangsweise Parkplätze eingerichtet werden. „Die Schotterfläche wird anschließend wieder zurückgebaut und eine Wiese daraus gemacht.“

Der Unmut im Bezirksbeirat und bei vielen Anwohnern ist nach wie vor groß, wenn das Thema auf die Pläne der Stadt Kornwestheim kommt. Die Nachbarstadt hat ein Industriegebiet und ein Gewerbegebiet an der Gemarkungsgrenze beschlossen, die Stammheimer befürchten zusätzlichen Lärm und Verkehr. Sie fühlen sich von der Stadt Stuttgart allein gelassen. Nicht wenige wünschen sich, dass die Stadt Stuttgart den Klageweg beschreitet, um die Bürger zu schützen. Die Bezirksvorsteherin hatte eigens eine Infomappe mit Fakten an den Oberbürgermeister geschickt. „Wir sind gespannt auf die Reaktion der Ämter“, sagte Peter Dietz-Vowinkel, SPD-Bezirksbeirat. Bürgermeister Werner Wölfle hatte diesbezüglich wenig Tröstliches im Gepäck. Er habe mit Kornwestheims Bürgermeisterin Ursula Keck telefoniert. „Sie hat angeboten, den Bezirksbeirat über das Projekt zu informieren.“ Die Aussicht darauf stellte die Anwesenden nur wenig zufrieden. Die Frage sei, ob Stuttgart sich rechtlich gegen das Vorhaben wehren könne und werde. Susanne Korge: „Es gibt Fachleute, die halten das Vorgehen von Kornwestheim für angreifbar.“

Wölfle verärgert Bezirksbeiräte

Im Bezirksrathaus angekommen, hatten sich Politiker und Bürger, wie auf der Tagesordnung angekündigt, auf eine Aussprache zu den sechs Stationen eingestellt – mit Werner Wölfle. Sie wurden enttäuscht. Nach dem ersten Tagesordnungspunkt verabschiedete sich der Bürgermeister, was zu Unmutsäußerungen von Seiten der Bezirksbeiräte führte.

Auf Nachfrage erklärt Werner Wölfle: „Das tut mir leid. Ich hatte einen Anschlusstermin, weil ich nicht davon ausgehen konnte, dass die Aussprache mit mir stattfinden sollte.“ Den Tagesordnungspunkt 2, einen Bericht über die JVA-Schule, habe er als Thema des Bezirksbeirates verstanden, zu dem er „gar nicht erwartet wurde“. Er mache seit vielen Jahren seine Rundgänge und achte darauf, nicht in die aktuellen Diskussionen und Beschlussfassungen der jeweiligen Bezirksbeiräte einbezogen zu werden. „Sonst müssten auch die Berichterstatter der Ämter zu den Punkten anwesend sein“, sagt der Verwaltungsbürgermeister. „Ich werde auf jeden Fall mit Frau Korge fürs nächste Mal die gegenseitigen Erwartungen besprechen.“