„Oink“ Foto: dpa

Innerer Schweinehund, Schweineigel, Ferkelei, Eierlegende Wollmilchsau

Schwein haben

„Schwein gehabt“ heißt es erleichtert, wenn trotz widriger Umstände alles noch mal gut ging oder ein Mensch ohne eigenes Zutun Glück hatte. Nach dem Duden Herkunftswörterbuch gibt es für diese Redewendung drei Erklärungen: Zum einen wird auf einen Brauch bei mittelalterlichen Schützenfesten verwiesen. Demnach erhielt der schlechteste Schütze als Trostpreis ein Schwein. Das führte er zwar unter Spott nach Hause, wurde aber sein Eigen. Zum zweiten wird die höchste und damit begehrte Spielkarte Ass in manchen Gegenden als „Sau“ bezeichnet. Drittens war in Notlagen die Rettung oder der Besitz eines Schweines viel Wert.

Der innere Schweinehund

In der Studentensprache des 19. Jahrhunderts galt „Schweinehund“ als Schimpfwort. Der sozialdemokratische Politiker Kurt Schumacher gebrauchte den Ausdruck „innerer Schweinehund“ in seiner Reichstag-Ansprache vom 23. Februar 1932 gegen die Nationalsozialisten. Er warf der Partei Adolf Hitlers vor, dass ihre Agitation „ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen“ sei. Damit meinte er: Sie rufe das verborgene Böse und Niedere im Menschen wach. Mittlerweile bezieht sich der Ausdruck eher auf die Trägheit und Bequemlichkeit, die es für ein erstrebenswertes Ziel zu überwinden gilt.

Kein Schwein

„Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“, säuselt der Bariton Max Raabe im Stil der Comedian Harmonists. Die von ihm gebrauchte Redewendung für „niemand“ oder „keiner“ hat mit dem Tier nur indirekt zu tun. Vielmehr soll der Ausdruck auf die Gelehrtenfamilie Swyn zurückgehen, die im 17. Jahrhundert in Schleswig lebte. Wer des Lesens nicht mächtig war, nahm ihre Dienste bei Behördengängen gern in Anspruch. Doch manchmal waren auch die Gelehrten mit ihrem Abc am Ende: Nicht zu entzifferndes Gekrakel, konnte „keen Swyn“ lesen, auf Hochdeutsch: „keiner der Familie Schwein“.

Saudumm, saugut,saunett, schweinekalt

Nicht nur, aber gerade das Schwäbische nutzt die Vorsilbe „sau-“ für sauviele Begriffe: von Sauarbeit, saugrob über Saugosch bis hin zu saukomisch und Sauwetter. Das ist nicht nur saunass, sondern auch schweinekalt. Die Gesellschaft für deutsche Sprache verweist bei tierisch erweiterten Adjektiven auf eine geradezu bildhafte Intensivierung des Ausdrucks. Doch anders als etwa beim sehr spezifischen bärenstark oder bienenfleißig, passt die sau-Vorsilbe auch dann, wenn sie eigentlich nicht passt. Je nach Kontext fällt sie negativ oder positiv ins Gewicht: saugemein, aber saunett, sautraurig und sauglücklich.

Ferkelei, Schweinerei

Schweinerei, Sauerei, Ferkelei – das sind Ärgernisse mit graduellen Unterschieden. Während man eine Ferkelei wahlweise mit unflätig essenden Kindern oder aber erotischen Ausschweifungen in Verbindung bringt und im Privaten bereinigt, ruft eine auch für gesellschaftspolitische Missstände gebrauchte Sauerei oder Schweinerei öffentliche Empörung hervor.

Schweineigel

In der plattdeutschen Version des Grimm-Märchens „Der Hase und der Igel“ ist vom Swineigel die Rede. Der listige Kontrahent des Hasen ist in Illustrationen trotz seines Namens jedoch immer als gewöhnlicher Igel abgebildet, niemals mit Rüsselnase. Vermutet wird, dass mit Schweineigel das Stachelschwein gemeint ist, das schon zur Zeit Shakespeares als Schimpfwort für unreinliche und unredliche Personen herhalten musste.

Eierlegende Wollmilchsau

Die ebenso humoristische wie satirisch gemeinte Verbindung aus den Nutztieren Huhn, Schaf, Kuh und Schwein beschreibt ein irreales Geschöpf, das einen größtmöglichen Ertrag an Milch, Eiern, Wolle und Fleisch abwirft. Eine eierlegende Wollmilchsau ist demnach ein paradoxer Alleskönner. Nicht einmal die Gesellschaft für deutsche Sprache kennt den Ursprung dieses Ausdrucks. Vermutet wird, dass er sich aus der Militärsprache entwickelt hat. Literarisch gebraucht wurde das „eierlegende Wollschwein“ erstmals in einem Gedicht von Ludwig Renn Ende der 1950er Jahre.