Knapp zweieinhalb Millionen Fahrzeuge muss VW deutschlandweit nachrüsten lassen. Davon sind auch die Werkstätten im Stuttgarter Norden betroffen. Foto: AFP

VW-Händler und Werkstätten im Stuttgarter Norden wissen noch nicht genau, was auf sie zukommt. Geplant ist, dass die Umrüstungsaktion der vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselfahrzeuge im kommenden Jahr durchgeführt werden soll.

S-Nord und Botnang - Das Logo ist schon von weitem sichtbar. Seit 1951 ist das Autohaus Vogel-Garagen an der Salzburger Straße 46 bis 56 mit Volkswagen verbunden, vergangenes Jahr feierte das Traditionsunternehmen sein 75-jähriges Bestehen. Dass momentan die Kunden vermehrt bei dem Feuerbacher VW-Händler wegen eventueller Nachrüstungsmaßnahmen nachfragen, versteht sich von selbst. Doch die Treue und Loyalität der Stammkundschaft sei ungebrochen, sagt Geschäftsführer Holger Vogel. Die Beziehung sei halt gewachsen: „Mancher meiner Kunden hat noch bei meinem Großvater den Führerschein gemacht. Denn Vogel-Garagen war auch mal eine Fahrschule.“ Sogar die Zahl der verkauften Gebrauchtwagen sei von dem Abgas-Skandal nicht beeinträchtigt worden. „Ich habe davon nichts gemerkt“, sagt Vogel. Unklar ist, wann genau die Rückruf-Aktion beginnt. „Die gesamten Optimierungsmaßnahmen bei der Abgasreinigung sind von VW für das kommende Jahr in Aussicht gestellt worden.“ Nach Vogels Informationen genügt bei der überwiegenden Zahl der betroffenen Diesel-Fahrzeuge ein Software-Update: „Aber es gibt auch Modelle, bei denen dies nicht ausreichen wird“, sagt der Firmenchef.

Auch bei Auto Haag in Botnang gibt es derzeit vermehrt Anfragen, obwohl die Werkstatt an der Lindpaintnerstraße schon seit 2005 kein offizieller Volkswagen-Vertragspartner mehr ist: „Viele Kunden fragen, ob ihr Fahrzeug betroffen ist. Nach meinen Eindruck ist der Informationsfluss derzeit nicht so, wie er sein sollte“, sagt Kraftfahrzeug-Meister Axel Dannecker.

Händler wissen nicht genau, was auf sie zukommt

„Wir wissen noch nicht, was auf uns zu kommt“, sagt Alain Mathus, der Serviceleiter des Zuffenhäuser Autohauses Marquardt. Momentan sei auch dort der Stand der, dass bei allen Dieselmotoren, die mehr als 1,6 Liter Hubraum haben, wohl ein Software-Update ausreicht. Bei den anderen Aggregaten hingegen könnte eventuell ein größerer Umbau notwendig werden. Ob die betroffenen Kfz-Eigentümer durch die VW-Zentrale in Wolfsburg oder durch das Kraftfahrt-Bundesamt informiert werden, ist seines Wissens noch nicht klar. Jeder Kunde habe aber die Möglichkeit, über das Internet per Fahrgestellnummer herauszufinden, ob sein Wagen betroffen ist. „Kunden von Autos, die in unserer Werkstatt stehen, werden von uns informiert“, sagt Mathus.

„Die Kunden sind völlig entspannt“, sagt der Serviceleiter. Natürlich wollten sie wissen, was Sache ist, Unmut oder Panik gebe es aber nicht. Nicht wenige gingen davon aus, dass es ähnliche Mauscheleien auch bei anderen Herstellern gebe. Einige Leute würden sogar Autos kaufen, von denen sie wüssten, dass darin einer der betroffenen Motoren verbaut sei. Stornierungen habe es keine gegeben, ein spürbarer Rückgang der Verkäufe sei auch nicht feststellbar. „VW klärt transparent auf“, sagt der Serviceleiter. Das gelte einerseits für die Kunden, andererseits aber auch für die Vertragshändler. Es vergehe praktisch kein Tag, an dem man nicht per E-Mail aus Wolfsburg auf den neuesten Stand gebracht werde. Nach wie vor, das betont Mathus, sei sein Vertrauen in die Marke Volkswagen sehr groß und er könne dies auch bedenkenlos vor seinen Kunden vertreten. Im Autohaus Marquardt riefen zur Zeit mehr Leute an als vor Bekanntwerden des Abgas-Skandals, darunter auch einige, von denen man jahrelang nichts mehr gehört hätte.

Bedenken, dass die Werkstatt bei einem möglichen Rückruf überlastet sein könnte, hat Mathus nicht. Er geht davon aus, dass betroffene Fahrzeugeigentümer nicht auf einmal, sondern in Wellen informiert werden. Sollten dann Januar oder Februar 2016 die ersten Nachrüstungen anstehen, dann fielen diese Termine in die Nachweihnachtszeit, in der ohnehin nicht allzu viel in der Werkstatt los sei.