Oumeima mit ihrer Tante Dagmar Ben Yagoub: Im Juni soll sie nach Stuttgart reisen. Foto: privat

Vor 13 Jahren wurde die damals drei Jahre alte Tunesierin Oumeima nach einer Verätzung der Speiseröhre in Stuttgart operiert. Spenden der Leser unserer Zeitung ermöglichten den kostspieligen Eingriff. Nach einem Rückschlag kommt das Mädchen erneut nach Stuttgart zur Behandlung

Stuttgart - Langes dunkles Haar, zierliche Figur: Oumeima ist zu einem bildhübschen Teenager herangewachsen. Sie besucht auf Djerba, einer Insel in Tunesien, das Gymnasium. Doch seit mehreren Wochen fällt es ihr schwer, dem Unterricht zu folgen: Sie ist ständig müde. Die Blutwerte der 16-Jährigen sind schlecht. Sie kann kaum schlucken, und ihr ist oft schwindlig. „Was genau mit Oumeima los ist, konnten die Ärzte in Tunesien nicht klären“, sagt ihre Tante Dagmar Ben Yagoub. Sie lebt in Stuttgart und kümmerte sich bereits 2001 um die medizinische Versorgung der Nichte.

Vor 13 Jahren hatte sich das Mädchen die Speiseröhre verätzt. In einem unbeobachteten Moment hatte sie Säure aus einem Teekessel getrunken. Die hatte ihre Oma zum Entkalken in den Kessel gekippt. Die Säure zerstörte Oumeimas Speiseröhre vollständig. Monatelang musste das Mädchen über eine Magensonde ernährt werden. Sie magerte auf neun Kilo ab. Ihr größter Wunsch, als sie damals nach Stuttgart kam: „endlich wieder mit dem Mund essen zu können“.

In einer spektakulären Operation am Olgahospital wurde der Magen des Kindes in den Brustkorb verlagert und direkt mit dem Rachen verbunden. Kurz nach der Operation brauchte Oumeima nicht mehr künstlich ernährt zu werden, sondern konnte wieder „mit dem Mund essen“. Und ihr Leben verlief bald wieder fast ganz normal – auch wenn sie auf ihre Ernährung achten muss und zur Weitung der Nahtstelle zwischen Rachen und Magen in Tunesien regelmäßige Klinikaufenthalte notwendig sind. Wie die Nahtstelle geweitet wird, hat sich Oumeimas tunesischer Arzt am Olgahospital zeigen lassen. Als das Mädchen vor sieben Jahren nochmals zur Kontrolle nach Stuttgart reiste, war alles im grünen Bereich.

Woher die plötzlichen Beschwerden kommen, lässt sich nur vermuten. Anke Widenmann-Grolig, Vorstandsmitglied im Kreis für Eltern von Kindern mit Speiseröhrenmissbildung (Keks) in Stuttgart, befürchtet, dass Oumeimas Organismus die Mineralien und Nährstoffe aus der Nahrung schlecht aufnimmt. Das komme häufig vor, wenn der Magen hochgezogen wird. „Er bildet dann eine Art Schlauch, durch den die Speisen durchfallen“, sagt sie. Keks hat rund 1400 Mitglieder. Viele haben Kinder mit einer kaputten Speiseröhre oder haben selbst eine Speiseröhrenmissbildung. „Oft handelt es sich um angeborene Unterbrechungen der Speiseröhre. Manche Kinder kommen auch ohne Speiseröhre auf die Welt“, sagt Widenmann-Grolig. Dazu kommen Unfälle vor allem im Haushalt wie bei Oumeima. Verätzungen durch das Trinken von Säuren oder Verschlucken von Batterien gehören laut Bundesinstitut für Risikobewertung zu den häufigsten Unfällen bei Kindern zwischen sieben Monaten und vier Jahren.

Ziel von Keks ist es, Menschen mit Speiseröhrenmissbildungen mit Rat und Tat zu unterstützen. Auch Oumeima verdankt dem Verein viel. Durch eine Spendenaktion, an der sich die Leser unserer Zeitung damals maßgeblich beteiligten, finanzierte Keks Oumeimas rund 35.000 Euro teure Operation am Olgahospital. Ohne die Operation im Sommer 2001 in Stuttgart hätte Oumeima kein normales Leben führen können. In Tunesien wäre der Eingriff nicht möglich gewesen, da die Medizin dort nicht auf dem gleichen Standard ist. Um den Ursachen für die neuerlichen Beschwerden auf den Grund zu gehen, sind eingehende Untersuchungen des Magen-Darm-Trakts notwendig. Gewebeproben sollen ergeben, ob es Wucherungen gibt. „Die Untersuchungen sollen zeigen, ob eine erneute Operation notwendig ist“, sagt Widenmann-Grolig.

Geplant ist Oumeimas Aufenthalt in Stuttgart dieses Jahr im Juni. Die Kosten für die Reise und die Untersuchungen schätzt Keks auf 5000 Euro. Da die Eltern diesen Betrag nicht aufbringen können, hat Keks erneut ein Spendenkonto eingerichtet.

Wer für Oumeima spenden möchte, kann das bei der Baden-Württembergischen Bank tun. BLZ 600 501 01, Konto 1230790. Stichwort: Oumeima.