Herzogin Kate und Prinz William besuchten 2011 schon einmal Kanada. Diesmal geht es an die Westküste des Landes Foto: dpa

Es ist eine Premiere: Erstmals werden beide Kinder von Kate und William, Prinz George und Prinzessin Charlotte, im Ausland mit dabei sein und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. In Kanada wertet man das als ein Signal für den Fortbestand der Monarchie.

Victoria - Es ist ein sonniger Herbsttag in der westkanadischen Stadt Victoria. Im Park des „Government House“ an der Rockland Avenue geht es in diesen Tagen lebhaft zu: Gärtner mähen den englischen Rasen, rechen Eichenlaub zusammen und zupfen das Unkraut. Handwerker haben ihre Lieferwagen vor der Auffahrt zum wuchtigen Gouverneurspalast aufgereiht. Drinnen polieren Küchenhilfen das Silberbesteck, und Servicekräfte bringen die 13 Schlafzimmer des Anwesens in Ordnung.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn von Samstag an wird in Victoria königlicher Besuch erwartet: Prinz William und Herzogin Kate ziehen samt ihrer Zwölf- Personen-Entourage für acht Tage in das großzügige Anwesen ein. „Wir freuen uns schon sehr auf den Besuch, und es gibt noch viel zu tun“, ruft einer der Köche, während er eine Obstkiste in die Küche trägt.

Prinz William und Kate nehmen beide Kinder mit

Zum zweiten Mal nach 2011 kommen William und Kate in offizieller Mission nach Kanada – ein Land, dessen offizielles Staatsoberhaupt Königin Elizabeth II. ist. Vor fünf Jahren waren der britische Thronfolger und seine Gattin zu ihrer ersten Auslandsreise nach der Hochzeit hier, und auch jetzt gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal nehmen sie ihre beiden Kinder, Prinz George und Prinzessin Charlotte, ins Ausland mit.

„Die Reise ist eine tolle Möglichkeit für sie, ihre Kinder einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, bevor solche Dinge wie Schule anfangen“, erklärte eine Sprecherin des Buckingham Palastes. In Sachen Reisen hat der dreijährige George schon Erfahrung: Er war als Baby vor zwei Jahren schon einmal in Australien und Neuseeland mit dabei. Für die einjährige Charlotte ist es etwas Neues.

Königliche Familientour dient auch der Eigenwerbung

Bei der Familientour dürfte es dem Buckingham Palast auch um Eigenwerbung gehen. George und Charlotte seien wichtig für die populäre Wahrnehmung der Royals, schrieb die Historikerin Carolyn Harris in der kanadischen Zeitung „Globe and Mail“. Sie seien wie eine Art menschliches Bindeglied zum Volk und verkörperten zugleich den Fortbestand der Monarchie. Dabei müssen sich die Royals in Kanada um ihre Popularität eigentlich keine Sorgen machen, jedenfalls gilt das für den englischsprachigen Landesteil. Laut Umfragen befürworten sieben von zehn Kanadiern die historische Verbindung des Landes zum britischen Königshaus. Der Name der Gastgeberstadt Victoria steht wie kein anderer für diese Tradition, Königin Victoria ist immerhin die Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter von Prinz George und Prinzessin Charlotte.

Königstreue Kanadier freuen sich auf die Visite. „Es kommt nicht häufig vor, dass man mehrere Generationen der Windsors und zwei zukünftige Könige auf einer Reise erleben kann“, sagt Bruce Hallsor von der kanadischen Morarchistenliga, einem Verein, der für den Verbleib Kanadas im Commonwealth eintritt. „Wir werden der königlichen Familie einen tollen Empfang bereiten“, ist er sich sicher. Tatsächlich sind die Bande zwischen den Windsors und den Kanadiern traditionell eng. Williams Großmutter, Königin Elizabeth II., hat Kanada 22 Mal besucht – so häufig wie kein anderes Land. Williams Vater Charles war auch schon 21 Mal da, er selbst schon dreimal: 1991 besuchte er mit seinen Eltern Toronto und die Niagarafälle, 1998 den Olympia-Ort Whistler, 2011 war er mit Kate in fünf Provinzen unterwegs.

Alle Steckdosen im Gouverneurspalast wurden mit Kindersicherungen versehen

Dieses Mal stehen die beiden Provinzen British Columbia und Yukon auf dem Programm. William und Kate wollen unter anderem den größten gemäßigten Regenwald der Erde rund um die Stadt Bella Bella überfliegen. Auf dem Archipel Haida Gwaii soll es eine Kanufahrt mit indigenen Kanadiern geben, im Yukon eine Tour mit dem Mountainbike. Die größte Aufmerksamkeit aber dürfte die allerjüngste Generation der Windsors auf sich ziehen. Prinz George und Prinzessin Charlotte werden größtenteils im „Government House“ in Victoria bleiben, während ihre Eltern auf Tagestouren mit dem Flieger oder Helikopter zu ihren mehr als 30 Terminen unterwegs sind.

Der Höhepunkt des Familienprogramms: Am Donnerstag soll es im Gästehaus der Residenz eine Kinder- und Krabbelparty für Prinz und Prinzessin geben, für die sogar eigens neues Holzspielzeug angeschafft wurde. Im Palast hat man auch sonst nichts dem Zufall überlassen. Alle Steckdosen wurden mit Kindersicherungen versehen, Vasen und zerbrechliche Gegenstände weggeräumt. Damit bei der kindlich-königlichen Premiere auch wirklich nichts schiefgeht.