Überreste aus vergangenen Zeiten – Der Spielplatz am Bettelweg ist aus Sicherheitsgründen ersatzlos gestrichen worden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Besucher des Rotwildparks beklagen, dass immer mehr Spielgeräte abgebaut werden. Das liegt an den vielen alten Bäumen, die umfallen könnten. Wir erklären, wie es weiter geht.

Stuttgart - Der Rotwildpark westlich von Stuttgart gehört für viele Bürger zu den wenigen schnell und unkompliziert erreichbaren Ruhe- und Erholungsgebieten. Der über 300 Jahre alte Erholungswald hält für jedermann etwas bereit: Familien mit Kindern, Sportler, Naturfreunde und Rentner, jeder kommt bei einem Spaziergang auf seine Kosten. Doch seit zwei Jahren trübt ein Konflikt das Wohlbefinden einiger Besucher.

Scheinbar grundlos verschwanden erst die Bänke, dann Spielgeräte und schließlich ganze Spielplätze. Auch die von Kindern geliebten Holzskulpturen wie die Lokomotive Emma wurden abgebaut, die Grillstelle am Rotwildgehege eingezäunt und abgesperrt. „Wir besuchen den Park weiterhin sehr gerne“, erklärt die Mutter Alexandra Leibfried, „ viele Familien und vor allem die Kinder bedauern aber die Entwicklung.“

Hinter den Maßnahmen des städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamts steckt allerdings keine Willkür, vielmehr dreht es sich hier um eine handfeste juristische Haftungsfrage, klärt Hagen Dilling, stellvertretender Leiter der zuständigen Behörde, auf. Denn viele der insgesamt 2500 Eichen und Buchen im Rotwildpark sind altersschwach, bei der Pflege des Waldes und der Erholungseinrichtungen stehen sich daher widersprüchliche Ansprüche von Naturschutz und Sicherheit entgegen. „Sobald eine Erholungseinrichtung, wie beispielsweise ein Spielplatz oder auch nur eine Bank vom Waldbesitzer zur Verfügung gestellt wird, haftet nicht mehr der Waldnutzer selber, sondern eben der Besitzer. Im Fall des Rotwildparks ist das das Land Baden-Württemberg und in dessen Vertretung das Forstamt“, berichtet Dilling.

Die Bäume einfach beschneiden oder fällen kann man aber auch nicht, denn sie bieten Unterschlupf für unzählige Tiere, die sich teilweise weit oben auf der roten Liste geschützer Arten befinden. „Uns ist bewusst, dass die Situation nicht optimal ist“, räumt Hagen Dilling ein, „darum wird auch seit dem Frühjahr an einem neuen Waldnutzungskonzept gearbeitet.“

Es gibt erste Lichtblicke

Ein erster Schritt hin zur allgemeinen Aufwertung des Erholungswaldes war eine einmonatige Online-Umfrage die im Rahmen eines Gutachtens der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg die Grundlage für die Weiterentwicklung im Park bilden soll. Ganz nach dem Motto „gut Ding will Weile haben“ wird die tatsächliche Umsetzung des neuen Konzepts laut Dilling aber wohl noch mindestens das komplette Jahr 2018 beanspruchen. Festnageln lassen will er sich aber nicht, denn für eine zufriedenstellende Lösung müssen nicht nur die Sicherheitsrichtlinien und der naturschutzfachliche Aspekt berücksichtigt werden, sondern eben auch die Bedürfnisse der Besucher. „Die Ausrichtung der Prioritäten wird ganz von dem Ergebnis der Umfrage abhängen.“

Doch bereits jetzt gibt es Lichtblicke. Viele der Bänke wurden rund um die Seen an unbedenklichen Stellen wieder aufgebaut. Die Holzlok Emma sei nur zwischengelagert, eine Reaktivierung nicht ausgeschlossen. Des weiteren wird mit dem neuen Konzept wahrscheinlich auch eine Grundsanierung der Spielplätze und Grillstellen einhergehen. Eine erneute Vergrößerung des Pappelgarten-Spielplatzes sei als eine der ersten konkreten Maßnahmen bereits in der Detailplanung.

Personalwechsel sorgen für Zeitverzögerung

Ein anderer Punkt, der eine Zeitverzögerung brachte: Personalwechsel, nach denen laut Dilling neue Mitarbeiter gefunden und eingearbeitet werden mussten. „Die Forscher konnten erst im Frühling mit ihrem Gutachten beginnen“, erläutert der stellvertretender Behördenleiter. Fest steht für ihn aber, dass sich etwas tun wird in Stuttgarts beliebtestem Naherholungsgebiet rund ums Bärenschlössle.