Tapas und Wein statt Sex: Javier Sanz plant noch diese Woche das La Casona im Rotlichtviertel zu eröffnen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Situation im Stuttgarter Rotlichtviertel hat sich geändert. Statt Wegzug heißt Zuzug die Devise. Immer mehr gut bürgerliche Geschäfte, Bars und Restaurants in und rund um das Quartier aus dem Boden.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, dass viele Anwohner der Stuttgarter Altstadt das Quartier verlassen wollten. Grund dafür war, dass immer mehr Prostituierte auf der Straße im Leonhards- und angrenzenden Bohnenviertel um Freier warben. Die belästigten zunehmend auch die Frauen und Mädchen in dem Viertel.

Jetzt hat sich die Situation geändert: Statt Wegzug heißt die Devise Zuzug. Immer mehr gut bürgerliche Geschäfte, Bars und Restaurants in und rund um das Stuttgarter Rotlichtviertel machen den Bordellen und Nachtclubs Konkurrenz. Am Rand des Viertels in der Olgastraße, wo die Milieu nahe Gaststätte Korfu war, ist eine Boutique eingezogen. Im Herzen des Viertels hat das „Immer Beer Herzen“, eine Kneipe mit gehobenem Anspruch, eröffnet. In der Weberstraße ist die Bar Paul und George eingezogen. Und vom Frühjahr an wird das Rotlichtviertel mit weiteren Neueröffnungen noch ein Stück bürgerlicher. „Das Viertel kann dann auch sein Tagesgesicht zeigen“, freut sich Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte. Die Neueröffnungen siedeln sich am Leonhardsplatz an. Javier Sanz, der in der Markthalle einen Stand betreibt, will spanische Delikatessen anbieten. Andreas „Bär“ Läsker, Manager der Stuttgarter Hip-Hop-Gruppe die Fantastischen Vier, bietet Veganes an. Und ein Start-up-Unternehmen verkauft aus alten Stoffen geschneiderte Mode.

Die Nähe zum Rotlichtmilieu schreckt die Geschäftsleute nicht ab- im Gegenteil: „Ein bisschen Verruchtheit kann Stuttgart schon vertragen“, ist Läsker überzeugt.Und an Wegzug denkt kaum noch ein alteingesessener Anwohner. Der Straßenstrich ist zwar noch nicht verschwunden, aber es ist ruhiger geworden. „Unsere Disziplinierungsmaßnahmen haben gegriffen“, stellt Hermann Karpf, der Sprecher von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) fest.