Rosenau-Geschäftsführer Michael Drauz Foto: Rosenau

Die Rosenau ist bei Künstlern und Publikum beliebt, aber finanziell in einer Schieflage.

Stuttgart - Kabarettisten aus ganz Deutschland wie aus der Region spielen gern in der Stuttgarter Rosenau, die auch Nachwuchstalenten eine Bühne bietet. Der Publikumszuspruch ist gut, die Zahlen sind es nicht.

Herr Drauz, woran erkennen Sie, dass ein Kabarettist Potenzial hat?

Wir sind nah an der Szene, suchen originelle Formate, haben über Jahre gute Kontakte zu Künstlern und wichtigen Agenturen aufgebaut, die uns weiterempfehlen. Rainald Grebe, Sebastian Krämer, Olaf Schubert, Martina Schwarzmann, Jochen Malmsheimer und Dr. Eckart von Hirschhausen waren zu Beginn ihrer Karrieren bei uns, und es war abzusehen, dass sie sich durchsetzen und bekannt werden können. Auf der lokalen Ebene gilt das für Marc-Uwe Kling, Rolf Miller und ganz aktuell Stefan Waghubinger.

Wenn das Programm angenommen wird - wieso trägt es sich dann nicht?

Wir haben eine Auslastung von über 80 Prozent, aber der Raum ist einfach zu klein, um kostendeckend zu arbeiten. Deshalb haben wir 2008 den Rosenau Kultur Verein gegründet, wurden als soziokulturelles Zentrum anerkannt und haben Mittel beim Gemeinderat beantragt. Wir sollten vor zwei Jahren schon 70.000 Euro bekommen, wegen der Finanzkrise waren es dann 35.000 Euro - zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.

Wie ist Ihre derzeitige Lage?

2010 haben wir uns auf die Hinterbeine gestellt, konnten Spenden und Sponsorengelder einwerben, außerdem haben wir die Veranstaltungen so weit wie möglich reduziert. Vor allem aber hatten wir Glück, weil wir Gastspiele durchführen konnten mit Künstlern, die in der Rosenau groß geworden sind und nun auf großen Bühnen viel einspielen. Hirschhausen zum Beispiel, Schubert und Grebe. 2011 sind solche Gastspiele ausgeblieben, weil die Künstler nicht nach Stuttgart gekommen sind; deshalb haben wir in diesem Jahr bislang ein Minus von rund 40.000 Euro.

Kam das überraschend?

Nein, dieses Geschäft ist kein Glücksspiel, die Künstler planen Tourneen lange im Voraus. Wir haben Rücklagen gebildet, an Personal gespart - und uns selbst ausgebeutet. Auf Dauer kann man so aber nicht arbeiten. Auch wenn fast alle Fraktionen jetzt wohl nur 35.000 Euro für die Rosenau eingeplant haben, hoffe ich, daß sie sich an ihre Zusage von 2009 erinnern, und bitte den Gemeinderat, die Rosenau nach fast zehn Jahren Aufbauarbeit endlich ähnlich auszustatten wie vergleichbare Häuser, das Laboratorium, KKT, Merlin oder Renitenz-Theater. Um auf akzeptablem Niveau weiterarbeiten zu können, haben wir 95.000 Euro pro Jahr beantragt. Akute Hilfe verschafft eine Benfiz-Gala mit uns eng verbundenen Künstlern.

Inwiefern definiert sich die Rosenau als soziokulturelles Zentrum?

Die Rosenau ist sicher kein klassisches soziokulturelles Zentrum mit breitem Angebot über Kultur hinaus wie das Merlin. Aber sie kann einiges beitragen zu der Frage: Wie ist Soziokultur zukunftsfähig? Die Rosenau wird als wichtige Bühne in Sachen Nachwuchsförderung und junge Formate wahrgenommen, der Altersdurchschnitt liegt deutlich unter dem anderer Bühnen.

Wie gelingt Ihnen das?

Wir bilden konsequent neue Trends ab, sind sehr aktuell und bieten jungen Künstlern, die junge Zuschauer anziehen, ein Forum. Beim Poetry Slam und der Open Stage können sie sich auf der Bühne ausprobieren, an diesen Abenden liegt der Altersdurchschnitt zwischen 25 und 35.

Bei der Benefiz-Gala am 15.11. im Theaterhaus treten unter anderen Rolf Miller, Vince Ebert, Roland Baisch und Eure Mütter auf. Beginn: 20 Uhr.