Das neue Mercedes-Gesoann: Valtteri Bottas (rechts) und Lewis Hamilton Foto: dpa

Die Entscheidung ist gefallen: Der Finne Valtteri Bottas wird Nachfolger von Nico Rosberg im Mercedes-Team. Der eigene Mann, Pascal Wehrlein, muss sich noch gedulden und wird bei Sauber zwischengeparkt.

Stuttgart - Nico Rosbergs überraschender Rücktritt hat Mercedes unruhige Zeiten beschert. Vor Weihnachten sollte der Nachfolger präsentiert werden – der 16. Januar 2017 ist es jetzt geworden. An diesem Montag ging es dann Schlag auf Schlag: Um 13.28 Uhr rückte das Schweizer Sauber-Team per Kommuniqué mit der Verpflichtung von Pascal Wehrlein raus. Und nur zweieinhalb Stunden später vermeldete die Presseabteilung von Mercedes, dass der Finne Valtteri Bottas Nachfolger von Rosberg wird und damit neuer Teamkollege von Lewis Hamilton. Felipe Massa kehrt derweil für Bottas zu Williams zurück und verschiebt damit sein Karriereende.

Was der Flurfunk der rasenden Branche lange vermutete, ist jetzt fix: Mercedes wählt die sicherer Variante. Bottas (27) hat bereits vier Formel-1-Jahre im Williams-Team hinter sich, er gilt als guter Fahrzeugentwickler und schneller Rennfahrer. „Valtteri ist ein bodenständiger Junge: Er ist überhaupt nicht abgehoben, unkompliziert und voll konzentriert“, sagt der Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über den neuen Mann. „Jetzt werden wir sehen, ob er mit der Herausforderung wachsen und um Rennsiege sowie Weltmeisterschaften mitkämpfen kann.“

Der erst 22 Jahre alte Wehrlein dagegen muss sich als Mercedes-Eigengewächs noch einmal in die Warteschleife begeben. Er absolviert nach einer Saison im pleitegegangenen Manor-Team nun ein weiteres Lehrjahr bei dem Schweizer Traditionsrennstall – mit mittelmäßigen Ambitionen.

„Für mich geht definitiv ein Traum in Erfüllung, ich stecke voller Energie und fühle mich bereit“, sagt derweil Bottas in Vorfreude auf seine neue Aufgabe. Er ist tatsächlich ein pflegeleichter Rennfahrer, ohne Allüren und allzu hohe Ansprüche. Anders als bei seinem mitunter maulfaulen finnischen Landsmann Kimi Räikkönen sind seine Statements wohl bedacht und ausführlich. Bottas ist eloquent, geerdet, er wirkt fast ein bisserl unscheinbar.

Doch auf der Rennstrecke macht er einen ordentlichen Job. Im ersten Williams-Jahr wurde er 17. der Weltmeisterschaft – und dann ging es munter voran: es folgten die Platzierungen vier, fünf und acht. Erleichtert haben ihm diese Platzierungen aber auch die Mercedes-Motoren im Heck des Williams.

Mercedes setzt auf Erfahrung

Gerade jetzt, wo das neue Reglement große Veränderungen an den Boliden mit sich bringt, ist Routine gefragt – Bottas soll sie garantieren. Mercedes hat nicht nur seinen guten Ruf zu verlieren, sondern möglicherweise auch den Gesamtsieg in der Teamwertung, für den es aus dem Geldpool der Formel 1 stattliche Millionensummen gibt. Wehrlein trauten die Mercedes-Chefs es wohl noch nicht zu, Rosberg zu ersetzen. Den Deal mit Bottas, der bei Williams noch unter Vertrag stand, perfekt zu machen, dauerte seine Zeit. Dabei ließ Toto Wolff als ehemaliger Inhaber von Williams-Anteilen seine guten Beziehungen zu dem britischen Rennstall spielen. Bottas ist überdies ein Mann, den Wolff seit jeher unterstützt.

Dass die Wahl auf den Finnen fiel, hängt aber nicht nur mit seiner Erfahrung zusammen – denn er ist Kraft seines ausgleichenden Charakters ein Partner, mit dem sich der extrovertierte Champion Lewis Hamilton durchaus arrangieren kann. Bottas steht in engem Kontakt mit Mika Häkkinen. „Er hat das Talent und das Temperament für einen Titel“, sagte der zweimalig Champion einmal über seinen Landsmann, der in Nastola, rund 20 Kilometer östlich von Lahti am südlichen Rand der finnischen Seenplatte, geboren wurde. „Sagt er das auch über sich selbst?“ fragte Bottas zurück und lachte – doch sei es natürlich schön, „wenn einer wie Mika so etwas sagt“.

Bei Mercedes kann Valtteri Bottas seine Titelfähigkeit jetzt beweisen. Das Problem ist: Ausgerechnet gegen Hamilton.