Bei den Dreharbeiten: Ulrich Tukur als Erwin Rommel Quelle: Unbekannt

Auf der Alb herrscht Krieg für neuen Film. In Sillenbuch wird Konflikt um Drehbuch entschärft.

Stuttgart/Römerstein - Für ein paar Tage ist die Schwäbische Alb zur Normandie geworden. Am Donnerstag entstanden dort Szenen für den neuen Fernsehfilm über Erwin Rommel, in denen der Generalfeldmarschall bei Angriffen von Tieffliegern verletzt wird. Im Konflikt um das Drehbuch dagegen standen die Zeichen auf Entspannung.

Wieder und wieder haben sich Erwin Rommel, sein eigener Adjutant und der Adjutant des Führers Adolf Hitler am Donnerstag in einem offenen Horch-Cabriolet eine schmale Asphaltstraße hinaufchauffieren lassen. Ihr Ziel: eine Anhöhe beim Alb-Flecken Römerstein-Böhringen (Landkreis Reutlingen). Oben angekommen, sollten die deutschen Offiziere von britischen Tieffliegern angegriffen werden, die allerdings erst nachträglich mit Hilfe des Computers in Aktion treten.

Zwischen diesen Dreharbeiten betonte Hauptdarsteller Ulrich Tukur vor Journalisten, er wolle alles geben, um der Persönlichkeit Rommels trefflich gerecht zu werden.

Aber wie? Welche Rolle spielte Rommel im Dritten Reich? Wie lässt sich das in dem Film umsetzen, den die Firma teamworx (Berlin/Ludwigsburg) mit einigen Koproduzenten unter anderem im Auftrag des Südwestrundfunks produziert? Knifflige Fragen, weil die Familie Rommel sich am Drehbuch gestört hatte, vor allem am Vorwort dazu, und weil das öffentlichen Wirbel gab.

"Wir hoffen, dass der Film was wird"

Er habe sich gewundert, sagte Tukur. Er halte das Drehbuch für profund und respektvoll gegenüber Erwin Rommel. Er sehe diesen als geradlinigen und noblen Menschen, der an den Verwerfungen in seiner Zeit gescheitert sei. Als hervorragenden Soldaten, aber auch als tragische Figur, die den Schritt zum Politiker nicht gehen konnte und die Chance vergab, Hitlers Treiben zu beenden.

Der Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein erklärte, die Darstellung der letzten sieben Monate in Rommels Leben und seines inneren Zwiespalts zwischen Treue zu Hitler und dem Wunsch nach der Beendigung des Kriegs könne ihm fiktiven Film nicht aussehen wie in der Erinnerung der Familie. Produzent Nico Hofmann wurde noch deutlicher. Der Film müsse nicht nur vor der Familie Rommel bestehen, sondern vor einer "Weltöffentlichkeit". Es müssten alle Ergebnisse der Rommel-Forschung einfließen. Daher habe er sich mit komplett neuen, hochkarätigen Historikern umgeben - "auf ihre Quellen verlasse ich mich". Wenn im Haus der Geschichte in Stuttgart sich jemand gräme, dass seine Bewertungen außen vor blieben, ändere das nichts. Das war eine Replik auf die Historikerin Cornelia Hecht, die die angekündigte historische Quellentreue im Drehbuch nicht eingelöst glaubt.

Der Berater Peter Steinbach von der Uni Mannheim ist "glücklich" über dieses Drehbuch: "Es ist historisch akzeptabel, dafür stehe ich ein." Der Film zeige mit seinen Mitteln, wie Rommel in eine schwierige Situation gestellt wurde, wie er "hin und her oszillierte" und der Situation "nicht genügte - während Hitler-Attentäter Staufenberg sich zum Handeln überwand". Er halte nichts davon, sagte Steinbach, nachträgliche Überlieferungen zu Rommels Rolle, etwa über die Absicht zur Tötung Hitlers, einzubauen. An ihrer Zuverlässigkeit müsse man zweifeln.

Dennoch gingen von der Alb auch Signale aus, dass man sich verständigt. Er und SWR-Abteilungsleiterin Christine Strobl kämen gerade von einem Gespräch mit der Familie, sagte Hofmann, "wir wurden warmherzig empfangen und von Manfred Rommel nach einer positiven und klugen Auseinandersetzung am Gartentor verabschiedet." Der Stuttgarter Alt-OB Manfred Rommel sagte auf Anfrage, er habe bei seinen Gesprächspartnern guten Willen gespürt und er selbst sei ja auch befangen. Die Sache sei insofern erledigt. "Jetzt hoffen wir einfach, dass der Film was wird."