In diesem Jahr hängen die Bäume voll. Die Folge ist, dass der Preis für Äpfel im Keller ist. Die Schutzgemeinschaft stört das nicht. Ihr geht es ums Prinzip. Foto: Alexandra Kratz

Der Verein Schutzgemeinschaft Rohrer Weg erhofft sich von dem von Landwirtschaftsminister Alexander Bonde angekündigten Förderprogramm neue Impulse für die Pflege und den Erhalt der Streuobstwiesen.

Möhringen - Für die Schutzgemeinschaft Rohrer Weg ist es ein gutes Jahr. Und das in dreierlei Hinsicht. Zum einen gibt es in diesem Herbst besonders viele Äpfel – nicht nur in Möhringen, sondern im ganzen Land. Zum anderen hat die Landesregierung angekündigt, dass die Streuobstwiesen, beziehungsweise deren Eigentümer, künftig mehr gefördert werden sollen. Und nicht zuletzt hat die Schutzgemeinschaft seit diesem Jahr selbst eine Wiese gepachtet. Eines der Vereinsmitglieder hat ein weiteres Stückle, das dem Verein weitgehend zur Verfügung steht.

Die stellvertretende Vorsitzende Ursula Minges ist oft an den Streuobstwiesen am Rohrer Weg unterwegs. Sie bestätigt: „Die Bäume hängen voll.“ Für Ursula Minges und ihre Mitstreiter ist es ein Segen. „Im vergangenen Jahr hatten wir einen Mangel.“ Der Verein habe kaum genug Obst für seine vielfältigen Aktionen mit Kindergartengruppen und Schulklassen gehabt.

Aktionen mit Kindern

Die Schutzgemeinschaft presst jedes Jahr auf den Möhringer Streuobstwiesen am Rohrer Weg mit Mädchen und Jungen Saft. Im vergangenen Herbst halfen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ein wenig aus, und stellten Stückle zur Verfügung, von denen der Verein das Obst aufklauben und verwerten durfte. In diesem Jahr ist das wohl nicht nötig. Allerdings ist der Preis für das Obst wegen der Apfelschwemme im Keller. Für die Schutzgemeinschaft tut das aber nichts zur Sache. Denn sie pflegt und verwaltet die Wiesen nur. Das Geld für das Obst, das zum Mosten gegeben wird, bekommen die Eigentümer der Grundstücke.

Dem Verein geht es um die Sache. „Wir wollen, dass die Kinder den Wert der Wiesen erkennen“, sagt Minges. Die Mädchen und Jungen sollen ein Gespür für qualitativ hochwertige Produkte aus der Natur bekommen, und dafür, dass diese nicht immer so schön aussehen müssen, wie das Obst im Supermarkt. Zudem spendet die Firma „Mayer Fruchtsäfte“ pro verkaufter Flasche Stuttgarter Apfelsaft zehn Cent für die Pflege der Streuobstwiesen. Darum scheut die Schutzgemeinschaft den recht weiten Weg nicht und bringt das Obst extra zu der Uhlbacher Mosterei.

Damit allein können die Stückle freilich nicht erhalten werden. Für die Eigentümer sind die Wiesen nach wie vor meist ein Zuschussgeschäft. Das hat freilich auch das Landwirtschaftsministerium längst erkannt. Minister Alexander Bonde kündigte kürzlich an, dass künftig mehr Zuschüsse fließen sollen. Unterstützt werden sollen nicht nur der professionelle Baumschnitt, sondern auch die Pflege der Wiese zwischen den Bäumen sowie die Vermarktung und der Verkauf der Produkte.

Ein rundes Konzept

„Wir begrüßen das. Es scheint ein rundes Konzept zu sein“, sagt Rüdiger Reinboth. Für den Vorsitzenden und seine Mitstreiter bedeutet das aber auch viel Arbeit. Man müsse sich in nächster Zeit noch einmal mit den zuständigen Stellen zusammensetzen und überlegen, wie genau man das Thema am besten angeht, sagt Reinboth. „Vor allem müssen wir die Eigentümer der Streuobstwiesen mit ins Boot holen.“ Es müsse geklärt werden, wer die Förderanträge stelle und für welche Grundstücke eine Förderung überhaupt möglich sei, nennt Reinboth nur zwei von vielen offenen Fragen.

Dennoch, das von Bonde angekündigte Programm „scheint ein umfangreiches und schönes Instrument“ zu sein, sagt der Vereinsvorsitzende. Nun müsse es aber noch mit Leben gefüllt werden. „Wir haben aber gute Kontakte zur Stadt und allen Beteiligten und sind optimistisch, dass wir das hinbekommen“, sagt Reinboth. Doch es sei noch viel Arbeit, bis man ein fertiges und förderungsfähiges Schnittkonzept habe.

Ursula Minges hofft, dass die Menschen mit dem neuen Programm wieder mehr für die Wichtigkeit der Streuobstwiesen sensibilisiert werden können.

Schnittprämie und Grünlandpflege

Künftig soll der „fachgerechte Baumschnitt“ von Kern- und Steinobstbäumen mit 15 Euro je Baum belohnt werden. Das Land hat mit den kommunalen Spitzenverbänden vereinbart, dass „interessierte Gemeinden“ nochmal fünf Euro pro Baum drauflegen können. Allerdings gilt diese Förderung nur für Bäume, die auf einer Streuobstwiese stehen, und nicht für Gehölze im heimischen Garten. Damit sich die Bürokratie in Grenzen hält, sollen jedoch nicht die Grundstückseigentümer die Anträge stellen, sondern beispielsweise Vereine, Mostereien oder die Kommunen. Dazu gehört ein Schnittkonzept, das fünf Jahre umfasst. Dieses muss deutlich machen, wann welche Bäume geschnitten werden. Die Bäume müssen zudem großkronig und hochstämmig sein. Das Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass allein für die Baumschnittprämie 500 000 bis eine Million Euro pro Jahr fällig werden.

Darüber hinaus sollen 2,50 Euro pro Baum für die Grünlandpflege unter und zwischen den Bäumen gezahlt werden. Wer seine Wiese in einem Schutzgebiet hat, kann zusätzlich Geld bekommen. Das gilt jetzt aber auch schon.