Akrobat schön: Bianca Brödner und Nick Codagnone beim Tanztraining Foto: Pressefoto Baumann

Von den Schwierigkeiten, die den Rock’n’Roll so spektakulär aussehen lassen, sind die Teenager Bianca Brödner und Nick Codagnone noch ein ganzes Stück entfernt. Bei den Herbheads Ostfildern arbeiten sie aber hart daran.

Ostfildern - Schon der Grundschritt ist eine Herausforderung. Die Beine federn mit schnellen Kicks, nur die Fußballen berühren den Boden, die Arme strecken sich in alle Richtungen. Die Schultern sind nach hinten gedrückt. Ohne Körperspannung geht das nicht. Und auch nicht ohne ein Gefühl für Koordination. Immer wieder unterbricht Steffen Bessert seine beiden Tänzer. Erklärt. Korrigiert. Bianca Brödner und Nick Codagnone nutzen die Pause und trinken einen Schluck. Und weiter geht’s. Von den Schwierigkeiten, die den Rock’n’Roll so spektakulär aussehen lassen, sind die beiden 14-jährigen Teenager von den Herbheads Ostfildern noch ein ganzes Stück entfernt. Dem sogenannten Todessturz zum Beispiel, bei dem die Frau kopfüber dem Erdboden entgegenrast und ihr Tanzpartner sie erst im letzten Moment auffängt, oder den Schulterkugeln oder dem ungesicherten Salto.

Aber in ihrer Juniorenklasse werden die ersten Akrobatikelemente eingebaut, die so eigenartige Namen haben wie Bombe, Fisch, Lasso oder Lift. Den Teller und den Shalom beherrschen sie bereits. An diesem Abend üben sie den Scherenteller. Seit sieben Jahren tanzen die beiden Rock’n’Roll. Seit sieben Jahren fährt Vater Claudio Codagnone seinen 14-jährigen Sohn von Weilheim/Teck zweimal die Woche für jeweils zwei Stunden in die Körschtalhalle nach Scharnhausen.

Die Trainingseinheiten umfassen Muskelaufbau, Technikübungen, Konditionstraining und Choreografie. Für Bianca, die aus Ostfildern kommt, ist es ein Heimspiel. Früher hat sie Ballett gemacht. Nach einem Schnuppertraining ist sie wie Nick beim Rock’n’Roll hängengeblieben. Früher verkörperte Rock’n’Roll ein Lebensgefühl. Heute ist er ein anspruchsvoller Turniertanz.„Das sportliche Tanzen war für mich viel reizvoller als Ballett “, sagt Bianca. Bei Nick fühlt sie sich sicher, auch wenn sie schwierige Akrobatik-Teile üben.

Nick macht seit längerem Hanteltraining, um seinen Rücken zu stabilisieren. Die beiden sind derzeit das einzige Turnierpaar bei den Herbheads. In der Grundtechnik haben Bianca und Nick zuletzt Fortschritte gemacht. „Aber sie müssen noch an ihrer Ausstrahlung arbeiten“, sagt Trainer Steffen Bessert. Nick ist in dieser Hinsicht selbstkritisch. „Wir tanzen noch zu sehr für uns und nicht für das Publikum“, sagt er.

Wie man mit den Zuschauern spielt, haben sie kürzlich bei den deutschen Meisterschaften gesehen, die der Rock’n’Roll- und Boogie-Woogie-Club Herbheads Ostfildern ausrichten durfte. Bianca Brödner und Nick Codagnone bekamen eine Wildcard. 90 Sekunden dauerte der Tanz. Die Endrunde verpassten sie knapp. Jetzt wollen sie mehr. Sie haben ein Fitnessprogramm mit in die Ferien genommen, um sich in der deutschen Rangliste der Junioren zu verbessern. Derzeit liegen sie auf Rang 19. „Wir haben uns von den guten Tänzern inspirieren lassen“, sagt Bianca schon gar nicht mehr so schüchtern. Und sie weiß – mit jedem Auftritt wird sie ein Stück Lockerheit dazugewinnen.