Eva Trede-Kretschmar (links) am Bett ihrer Mutter. Musiktherapeutin Sandra Zeitler (rechts) spielt Monochord. Foto: Torsten Ströbele

Der Umbau des Richard-Bürger-Heims, der ein Kraftakt für alle Beteiligten war, ist beendet.

Stuttgart-Feuerbach - Eva Trede-Kretzschmar ist erleichtert.Der Umbau des Richard-Bürger-Heims ist beendet. „Für unsere Mitarbeiter waren die vergangenen Monate eine riesige Belastung“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Oft sei es laut und dreckig gewesen. Vor allem aber, dass alle Bewohner innerhalb des Richard-Bürger-Heims mit ihrem Hab und Gut vier Mal umziehen mussten, sei eine Herausforderung gewesen – weniger für die meist demenzkranken Bewohner, als für die Angestellten.

Zwischen März und Dezember vergangenen Jahres wurde vor allem in den Wohnbereichen vieles neu gemacht. Unter anderem wurde die Elektrik ausgetauscht, wurden die Bäder saniert, Wände gestrichen und Böden erneuert. Zudem wurde der Eingangsbereich neu gestaltet und der interne Lastenaufzug saniert. „Wir haben nun nach dem Umbau auch überwiegend Einzelzimmer“, sagt Trede-Kretzschmar. Momentan seien nur zwei- bis drei Zimmer doppelt belegt. Bis zum Jahr 2020 dürfe man allerdings eh nur noch Einzelzimmer anbieten. Das sei der politische Wille. „Und das ist auch richtig so. Denn die Allerwenigsten entscheiden selbst, in einem Doppelzimmer zu liegen, sondern werden einfach funktional zusammengeführt. Allerdings fehlt dann natürlich oft die Intimsphäre“, sagt Trede-Kretzschmar. Das sei vor allem auch für die Angehörigen, die zu Besuch kommen, nicht immer angenehm.

Die Bewohner haben mehr Platz

Nach dem Umbau ist die Zahl der Pflegeplätze in der Feuerbacher Einrichtung von 60 auf 44 gesunken. Der Wohnraum selbst ist aber nicht kleiner geworden. Aus den Räumen wurde nur das zweite Bett entfernt. Somit haben die Bewohner auch mehr Platz, um eigene Möbel und Erinnerungsstücke mitzubringen. „Ein Zuhause bedeutet nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern braucht auch Wohnatmosphäre“, heißt es im Richard-Bürger-Heim.

Noch mehr Wert als auf die gute Wohnatmosphäre legt Trede-Kretzschmar allerdings auf die Beziehungsqualität ihrer Mitarbeiter. Nur durch einen respekt- und würdevollen Umgang könnten sich die Bewohner in der Einrichtung auch wohl fühlen. „Ich habe das Glück, dass ich ein sehr engagiertes Team habe. Alle sind stolz darauf, Alten- oder Krankenpfleger zu sein und haben Lust auf die Menschen hier“, sagt die Leiterin des Richard-Bürger-Heims. Wenn alle nur Dienst nach Vorschrift machen würden, blieben viele Dinge im Alltag auf der Strecke. Doch trotz des Engagements und der Motivation sei man auch im Richard-Bürger-Heim an einer Grenze angelangt, an der man offen über Strukturen in der Pflege sprechen müsse. Allein der bürokratische Aufwand habe in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. „Ich könnte jetzt aber nicht sagen, in welchem Maß damit auch ein Qualitätsgewinn einhergegangen ist“, sagt Trede-Kretzschmar. Weniger Personal und mehr Aufgaben seien ein Grund, warum man verantwortlich darüber sprechen müsse, welche Dinge man im Alltag notfalls auch mal bleiben lassen könne. „Darüber habe ich schon mit Sozialministerin Katrin Altpeter geredet.“ Ein Ansatz, um den Pflegekräftemangel zu beheben, sei das Gehalt der Auszubildenden zu erhöhen, um den Beruf auch finanziell attraktiver zu machen.

Info:
Der Umbau des 1983 eingeweihten Richard-Bürger-Heims hat rund zwei Millionen Euro gekostet. Die Einrichtung der Evangelischen Altenheimat wurde vom Land Baden-Württemberg mit 517.000 Euro und von der Stadt mit 259.000 Euro unterstützt. Am Freitag, 22. Februar, findet die offizielle Einweihung der neugestalteten Räume für geladene Gäste statt.