Wegen eines Erdrutsches in einer Tunnelbaustelle fährt die Rheintalbahn vorerst nicht mehr. Foto: dpa

Wegen logistischer Engpässe könnte es sein, dass Bürger auf Arzneien und Lebensmittel warten müssen. Dies befürchtet der Präsident des Verbandes Spedition und Logistik.

Stuttgart - Nach dem Erdrutsch in der Tunnelbaustelle im badischen Rastatt drohen nach Einschätzung von Experten Engpässe bei Lebensmitteln und Arzneien. Derzeit gebe es wegen der starken Autobahnauslastung Verzögerungen von mehreren Stunden, warnte der Präsident des Verbandes Spedition und Logistik Baden-Württemberg, Karlhubert Dischinger, am Donnerstag in Stuttgart. „Bei einem eng getakteten Verkehr sind bereits leichte Verzögerungen schlecht.“

Wegen des zwischen Rastatt und Baden-Baden eingestellten Verkehrs auf der wichtigen europäischen Nord-Süd-Achse stauen sich seit mehreren Tagen die Güterzüge. Am Samstag hatten sich auf einem Abschnitt der Rheintalbahn in Folge einer Gleisabsenkung Schienen verbogen.

Die Bahn baut seit Jahren die Rheintalbahn aus. Ein knapp 4300 Meter langer Tunnel mit zwei getrennten Röhren soll durch Rastatt führen und so für weniger Lärm sorgen. Der Schaden trat dort auf, wo der Tunnel die alte Bahnstrecke kreuzt.

Um die Tunnelröhre zu stabilisieren, hat die Deutsche Bahn nach Angaben vom Donnerstag wenige Meter nördlich von der Schadensstelle Beton in den betroffenen Tunnel gefüllt. Bereits am Mittwochabend wurde demnach ein kegelförmiger Pfropfen aus Beton in den Untergrund gegossen. Dabei wurden rund 2000 Kubikmeter Beton eingebaut. Das entspricht etwa dem Volumen eines Sportschwimmbeckens.

Eine Arbeitsgemeinschaft unter Führung der Firmen Züblin und Hochtief plane nun, wann die Stelle unter den verbogenen Schienen mit Beton gefüllt werden soll. Was dann mit der Tunnelbohrmaschine in diesem Abschnitt passiert, war zunächst weiter unklar. Möglicherweise muss die 18 Millionen Euro teure Maschine aufgegeben werden.

Bahnverkehr steht seit Tagen still

Der Bahnverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden steht inzwischen seit Tagen still. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Güterzüge werden großflächig umgeleitet oder ihre Transporte von der Bahn auf die Straße verlagert. Nach Angaben des Logistikverbandes sind seit einigen Tagen besonders viele Lastwagen auf den Autobahnen im Südwesten unterwegs.

Allein im Güterverkehr der Schweizer Bahn (SBB) seien 140 Züge pro Tag betroffen, sagte ein Unternehmenssprecher. Ob Regressansprüche gegen die Deutsche Bahn gestellt werden, konnte der Sprecher noch nicht sagen. Der Güterdienstleister Hupac mit Sitz in Chaisso (Schweiz) prognostizierte bereits Umsatzeinbußen. Zwar sei der Schaden noch nicht zu beziffern. Man gehe aber von einem gigantischen Ausfall plus Mehrkosten aus, sagte eine Firmensprecherin der „Basler Zeitung“. Die Schweiz, durch die die Strecke ebenfalls führt, drängt auf eine rasche Lösung: „Es ist Anlass zur Sorge“, sagte der Sprecher des Bundesamtes für Verkehr, Gregor Saladin, am Donnerstag.

Zur Ursache der Havarie äußerte sich das Unternehmen nicht. Es war zunächst weiter unklar, wann der Zugbetrieb zwischen Rastatt und Baden-Baden wieder aufgenommen werden kann. Der zunächst angepeilte Termin 26. August stand weiter in Frage.

Die Bahn bemüht sich, den Güterzugverkehr auf andere Strecken umzuleiten. Trotz der Unterbrechung des Bahnverkehrs zwischen Rastatt und Baden-Baden hat der ADAC bisher keine dichten Autobahnen im Südwesten festgestellt. Diese seien derzeit weitestgehend staufrei, sagte eine Sprecherin des Automobilclubs am Donnerstag. Eine mögliche Erklärung sei, dass weniger Menschen in der Ferienzeit mit dem Auto fahren.

Der ADAC vermutet zudem, Pendler und Bahnreisende hätten sich auf den Schienenersatzverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden eingestellt. Der Bahnverkehr steht dort seit Samstag still, weil sich Gleise wegen eines Erdrutsches in einer Tunnelbaustelle verbogen haben.