Armin Münch und die Rheingeschmeckten sind bald neben Daimler und dem VfB im Stadtmuseum zu sehen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Verein Rheingeschmeckte ist einst aus einer kleinen Gruppe Exil-Rheinländer im Schwäbischen entstanden. Im neuen Stadtmuseum werden sie sogar einen Platz bekommen.

S-West - Die Schwaben werden ja außerhalb ihres Hoheitsgebietes eher skeptisch beäugt, ja gerne auch verlacht. Freiwillig nach Stuttgart? Das können sich viele von außerhalb gar nicht vorstellen. Manch einen verschlägt es dann aber doch in die schwäbische Landeshauptstadt. Doch wie wird man eigentlich Stuttgarter? Dieser Frage widmet sich zumindest nun das neue Stadtmuseum – im Frühjahr eröffnet dieses im Wilhelmspalais am Charlottenplatz – in seiner neuen Dauerausstellung „Stuttgarter Stadtgeschichten“.

Eine kleine Gruppe eingewanderter Rheinländer weiß, wie es geht. Neben der Pflege der fröhlichen, rheinischen Lebensart, sei es ein Anliegen des Vereins „Die Rheingeschmeckten“, die Wirkungsstätte Stuttgart zu „infizieren“, sagt der Vereinsvorsitzender Armin Münch. Dies sei inzwischen gelungen, so seine Bilanz. Dafür sprechen aus seiner Sicht auch die inzwischen mehr als 100 Mitglieder, unter denen auch einige Schwaben sind. Nein, vielmehr hat das Logo der Rheingeschmeckten, als Skulptur geformt, es nun in die Dauerausstellung des neuen Stadtmuseums geschafft. „Da stehen wir neben dem Herr Daimler und dem VfB“, sagt Münch nicht ohne Stolz.

Völlig zu Recht stehe man da aber, ergänzt Münch und lacht. Die Skulptur bringe die Liebe der Rheingeschmeckten (die Wortschöpfung ist eine Kombination aus Rheinländer und Nei’gschmeckten) zur neuen Heimat Stuttgart auf den Punkt: Das weiße, westfälische Pferd kreuzt mit dem schwarzen Stuttgarter Rössle in Freundschaft zwei Kölschstangen. Beide tragen rote Narrenkappen und stützen sich auf die grün-weiße Nord-Rhein-Fahne. Den Sockel ziert ein Schild mit der Aufschrift „Da simmer dabei“. Für Münch ist klar: „Wir schaffen Integration.“

Doch was treiben diese Rheinländer in Stuttgart so? Ein gute Möglichkeit, die Arbeit des Vereins kennen zu lernen, sei das Sommerfest, empfiehlt Münch. Und das wird seit Jahren hoch oben auf der Uhlandshöhe in der Villa Hausmann gefeiert.

Textsicher sind alle der rund 120 Gäste bei dem Sommerfest. Das hört man auch als Schwabe sofort. „Rheinisches Liedgut“ spielen die „Twins“, wie sie von allen genannt werden, im Vorgarten des Verbindungshauses der BS Alemannia natürlich.

In „neuem Outfit“, wie die Einladung zum Sommerfest schon angekündigt hat, schmettern die Twins Kölsche Karnevalsklassiker und bringen „rheinischen Frohsinn“ in die Stadt. Dabei sind die beiden eigentlich Schwaben, wie der Vereinsvorsitzende Armin Münch verrät: „Aber die Lieder können sie sogar besser als wir.“

Manchmal schummeln sie ein bisschen, was den Anwesenden gebürtigen Rheinländer sofort auffällt. „Das Lied ist jetzt aber bayerisch eigentlich“, weist die Sitznachbarin hin. „Da komm isch jetzt scho bissle an mei Grenz“, fügt sie in Dialekt hinzu. Doch weil die Bedienung schon den nächsten Kranz Kölsch bringt, hat sie den Ausflug in andere musikalische Gefilde bereits vergessen. Das Ziel des Sommerfestes scheint recht simpel zu sein: Möglichst schnell möglichst viel Kölsch zu trinken.

Doch das Sommerfest ist nicht der einzige Integrationsversuch der Rheinländer. An jedem zweiten Donnerstag im Monat treffen sich die Rheingeschmeckten zum Stammtisch bei dem Griechen Tasso in der Breitscheidstraße im Westen. Das ist quasi der inoffizielle Vereinssitz.

Aus dem im Jahre 2003 durch eine Handvoll Ex-Studenten aus Aachen und Köln ins Leben gerufenen lockeren Stammtisch entstand im Oktober 2006 der Verein „Rheingeschmeckte“. Stolz sei man, so Münch, dass inzwischen einige Schwaben integriert sind. Nun haben die Rheinländer ja außerhalb ihrer Heimat immer Angst, „der rheinische Frohsinn“ kommt zu kurz. Deshalb dient der Verein natürlich nicht nur der Integration ins Schwäbische, sondern hilft auch gegen Heimweh: Man veranstalte Karnevalspartys in Stuttgart, laufe beim Faschingsumzug mit – ein Ersatz für das heimische Großevent. „Unterjährig“ – also dann, wenn kein Karneval ist – vertreibe man sich die Zeit mit Konzerten rheinischer Bands, lustigen Mai- oder Weinwanderungen, dem Cannstatter Wasen und Mitsing-Konzerte, sagt Münch. Die Rheinländer sollen sich so in Stuttgart „ze Hus“ fühlen.