Die Diskussionen um die Reutlinger Straße brechen nicht ab Foto: Eveline Blohmer

Die Reutlinger Straße in Degerloch liefert der Lokalpolitik immer wieder Gesprächsstoff. Ziel ist es, die Situation für Radler zu verbessern. Doch wie ist unklar.

Degerloch - Tempo 40 oder Tempo 30, Fahrradsteifen ja oder nein – oder vielleicht doch erst einmal gar nichts ändern an der Reutlinger Straße? Diese Fragen haben die Degerlocher Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung eine ganze Weile beschäftigt – und werden dies wieder tun. Denn ausschlaggebend war ein im Februar eingebrachter Antrag der Grünen, den diese am Ende der Diskussion noch einmal zurückstellten, weil sich die Fraktionen uneins darüber waren, was gefordert werden soll.

Verbesserung für Radfahrer

Der Antrag zielt auf die Verbesserung der Situation für Radfahrer und Anwohner an der Reutlinger Straße ab. Mehr Sicherheit und weniger Lärm, das will die Grünen-Fraktion am liebsten durch eine Tempo-30-Zone auf der Reutlinger Straße zwischen Hoffeld- und Jahnstraße erreichen. Falls die Stadt damit nicht einverstanden ist, soll es nach Ansicht der Antragsteller wenigstens eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 40 und einen markierten Radstreifen bergaufwärts in Richtung Jahnstraße geben. „Tempo 30 wäre auch gut für den Lärmschutz – und als Blockade gegen den Schleichverkehr“, sagte der Sprecher der Grünen-Fraktion Michael Huppenbauer zur Begründung der favorisierten Variante.

Doch die Grünen-Fraktion hatte die Rechnung ohne ihr schwarzes Pendant gemacht: „Tempo 30 auf der Reutlinger Straße ist ja ein netter Ansatz, aber auf einer Hauptstraße nicht angebracht“, sagte der CDU-Sprecher Götz Bräuer. Und er erinnerte daran, dass der Schutzstreifen für Radfahrer am Fahrbahnrand bereits durch den Bezirksbeirat abgelehnt worden sei. Tatsächlich hatten die Degerlocher Politiker am Jahresanfang mit einer knappen Mehrheit gegen den Vorschlag der Stadtverwaltung gestimmt, die Straße mit einem 1,50 Meter breiten und gestrichelten Streifen zu versehen. Schon damals hatte Bräuer argumentiert, die Streifen gaukle den Radlern Sicherheit vor. Er sprach sich vielmehr dafür aus, ein umfassendes Verkehrskonzept für den gesamten Bezirk zu erstellen, beispielsweise bei einem Runden Tisch – und lehnte den Antrag im Namen seiner Fraktion deshalb ab.

Tempo 40 favorisiert

Im Gegensatz zu einem anwesenden Anwohner der Reutlinger Straße und auch zu den anderen Fraktionssprechern, die den Vorstoß der Grünen für sinnvoll erachteten. Allerdings sprachen sich die meisten Beiräte für die Forderung nach Tempo 40 aus, da sie davon ausgingen, Tempo 30 würde von der Stadt ohnehin abgelehnt werden.

Bräuers Forderung, erst einmal ein Degerloch umfassendes Verkehrskonzept zu erarbeiten, kommentierte beispielsweise Thilo Roßberg (FDP) anschaulich: „Wir wollen doch nicht den Spatz in der Hand totschlagen und darauf warten, dass uns die Taube vom Dach irgendwann in den Mund fliegt.“ Der stellvertretende SPD-Beirat Wilfried Seuberth ging mit Bräuer zwar d’accord, was ein Verkehrskonzept angeht, zog daraus aber einen anderen Schluss: dass an dem Punkt, das heißt an der Reutlinger Straße, eingestiegen werden sollte in die Verbesserung der Verkehrsituation im Bezirk. Weil Michael Huppenbauer zwar, wie er sagte, schnell Ergebnisse sehen will, aber feststellen musste, dass der Antrag „ohne Absprache“ eingebracht worden war und es Diskussionsbedarf gebe, stellten die Grünen ihn erst einmal zurück.