Einem Unfallopfer ist es egal, ob sich in der Alarmzentrale nun Feuerwehrleute oder Rot-Kreuz-Helfer um den Notruf kümmern – Hauptsache, der Rettungsdienst kommt möglichst schnell. Foto: dpa

Kreistag entscheidet über Standort für Schaltzentrale für Rettungsdienst in Ludwigsburg.

Ludwigsburg - Bei einem schweren Unfall ist nicht nur der Notarzt gefragt. In der Regel rückt auch die Feuerwehr mit aus, um verletzte Fahrer aus ihren zerbeulten Karossen zu schneiden oder auslaufendes Motorenöl mit Chemikalien abzubinden. Auch bei einer Feuersbrunst sind nicht nur Brandschützer im Einsatz – um aus den Flammen gerettete Opfer zu versorgen braucht es meist auch medizinisch ausgebildete Helfer. Weil’s im Ernstfall auf jede Minute ankommen kann, haben Feuerwehr und Rettungsdienst ihre Alarmzentralen schon vor Jahren unter ein gemeinsames Dach verlegt. Bei einem Notruf entscheidet das Personal am Funktisch, wer ausrücken muss – ob es sich nun um einen Herzinfarkt im Berufsverkehr oder einen Dachgeschossbrand handelt.

Die integrierte Leitstelle ist fast überall in der Region eine Selbstverständlichkeit. Nur im Landkreis Ludwigsburg wursteln die Notfallhelfer in zwei parallel arbeitenden Schaltzentralen vor sich hin. Obwohl seit 1997 über den gemeinsamen Notruf für Brandschutz und Rettungsdienst diskutiert wird, gibt es den kurzen Draht noch immer nicht. Schuld an der Hängepartie sind Eifersüchteleien zwischen den beteiligten Hilfsorganisationen, sich widersprechende Gutachten, Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft und peinliche Planungspannen. Noch nicht mal auf einen gemeinsamen Standort für die Alarmzentrale hat sich Ludwigsburg bisher festgelegt – ein Armutszeugnis für den einwohnerstärksten Landkreis der Region.

Gutachter hatte massive Kosten für die bauliche Nachrüstung vergessen

Dabei hatte Landrat Rainer Haas die Einrichtung der integrierten Leitstelle bereits vor einem Jahr zur Chefsache erklärt. Das heikle Thema sollte endlich vom Tisch, mit der Bewertung der Standorte durch einen externen Gutachter wollte der Kreischef die jahrelange Debatte beenden. Als die Expertise im Herbst 2011 den DRK-Sitz in der Reuteallee als beste Alternative vorschlug, wähnte sich die Behörde schon kurz vor dem Durchbruch. Mit der Unterschrift unter einen Rahmenvertrag bekundeten die Beteiligten ihren „festen Willen“, bis Ende 2013 eine gemeinsame Leitstelle zu schaffen.

Doch die Freude über den Verhandlungserfolg währte nicht lange. Bei der detaillierten Untersuchung der DRK-Zentrale wurde nur wenige Monate später klar, dass der Gutachter massive Kosten für die bauliche Nachrüstung vergessen hatte. Auch europaweit inzwischen geltende Standards für den Leitstellenbau waren in der Expertise nicht enthalten. Wegen der „nachweislichen Fehlbewertung der Standorte“ gab das Landratsamt ein zweites Gutachten in Auftrag, das zu einem gänzlich anderen Ergebnis kam: Sinnvoller und kostengünstiger als die zunächst geplante technische Aufrüstung der DRK-Zentrale, so die Alternativstudie, sei eine gemeinsame Leitstelle in der nur etwa 600 Meter entfernten Feuerwache.

Über diesen Standort soll am heutigen Freitag der Ludwigsburger Kreistag entscheiden – und die unselige Diskussion um die Alarmzentrale beenden. Für die Feuerwache in der Marienstraße spricht, dass es keine Probleme bei einer Erweiterung geben dürfte – im Gegensatz zum Rotkreuz-Bau sind 120 Quadratmeter zusätzlich möglich, eine Aufstockung auf der Fahrzeughalle ist ebenfalls denkbar. Außerdem will die Stadt Ludwigsburg knapp 200.000 Euro bei den Baukosten schultern und bietet dem Kreis auch Unterstützung bei den Personalkosten von jährlich 150.000 Euro an. Die Einrichtung der Leitstelle wird auf zwei Millionen Euro veranschlagt. 280.000 Euro gibt es als Zuschuss vom Land – ungewöhnlicherweise ist das Fördergeld bereits jetzt bewilligt. Abstimmen muss der Kreistag auch über die Ausschreibung der Leitstellentechnik.