Restaurator Gerhard Feldmann füllt behutsam Risse im Marmor Foto: Max Kovalenko

Vergangenes Jahr ist die Eberhardsgruppe wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 vom Mittleren in den Oberen Schlossgarten versetzt worden. Jetzt wurde die Gruppe, bestehend aus Graf Eberhard im Barte und einem Schäfer, eingezäunt. Ein blaues Schutzdach spannt sich über die ­beiden.

Stuttgart - Vergangenes Jahr ist die Eberhardsgruppe wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 vom Mittleren in den Oberen Schlossgarten versetzt worden. Jetzt wurde die Gruppe, bestehend aus Graf Eberhard im Barte und einem Schäfer, eingezäunt. Ein blaues Schutzdach spannt sich über die beiden.

Während Graf Eberhard, den Kopf im Schoße des Hirten, friedlich schläft, ist Gerhard Feldmann an der Arbeit. Der 59-Jährige restauriert das 3,5 Meter hohe, fünf Meter breite und 27 Tonnen schwere Marmordenkmal. Er muss das Monumentalkunstwerk nicht nur von Klebern und Graffiti der Stuttgart-21-Gegner reinigen. „Das Denkmal hat im Lauf der Zeit viele Risse bekommen. Die müssen mit gemahlenem Marmor aufgefüllt werden. Außerdem sind Teile abgebrochen. Sie werden mit Edelstahl verschraubt “, sagt der Tübinger Restaurator.

Der Auftraggeber, die Landesbaubehörde Stuttgart, veranschlagt für die Restaurierung rund 15 000 Euro. Der Restaurator schätzt, dass Graf und Schäfer in zwei Wochen wieder fit für weitere Jahrzehnte im Schlossgarten sind. Dort steht das Denkmal bereits seit 1881. Es ist eines der bekanntesten Stuttgarter Denkmäler. Geschaffen wurde es von Paul Müller . Zum 75-Jahr-Jubiläum der Erhebung Württembergs zum Königreich sollte der Bildhauer im Auftrag von König Karl (1823 bis 1891) die beiden Figuren schaffen.

Graf Eberhard im Barte, der von 1445 bis 1496 lebte, vereinigte 1482 das geteilte Württemberg und verlegte seine Residenz von Urach nach Stuttgart. 1495 setzte der Graf auf dem Wormser Reichstag bei Kaiser Maximilian I. durch, dass Württemberg Herzogtum wurde. Damit wurde aus Graf Eberhard V. Eberhard I., Herzog von Württemberg und Teck.

Die Idee für die Figurengruppe im Schlossgarten geht auf ein Motiv des Gedichts „Der reiche Fürst“ von Justinus Kerner zurück. Dort heißt es: „. . . in den Wäldern noch so groß, ich mein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schoß. . .“ Die Zeilen spielen an auf ein angebliches Gespräch zwischen Maximilian I., Eberhard I. und weiteren deutschen Fürsten auf dem Wormser Reichstag: Die Fürsten sollen mit den Schätzen angegeben haben, die ihre Länder zu bieten hatten. Dazu zählten Wein, Silber und Edelsteine. Eberhard I. soll, so die Legende, lange geschwiegen und dann bescheiden eingeworfen haben, dass er jedem seiner Untertanen blind vertrauen könne und nicht um sein Leben fürchten müsse, wenn er alleine im Wald schliefe.

Der Dichter Ludwig Uhland, ein Freund Kerners, schildert in „Der Überfall im Wildbad“, wie ein anderer Graf Eberhard von einem Hirten gerettet wird. Den Untertan in der Figurengruppe verkörpert deshalb ein Schäfer.

Die Gedichte von Uhland und Kerner überliefern die Verklärung Eberhards im Barte. Vergessen wird oft, dass er ein Judenhasser war. So war seine Bedingung für die Gründung der Universität Tübingen 1477 zum Beispiel, dass die Juden aus der Stadt vertrieben werden.

Seinen Beinamen „im Barte“ hat Eberhard I. übrigens, weil er auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem gelobte, sich den Bart nie mehr abnehmen zu lassen.

Beigesetzt ist Eberhard im Barte in der Stiftskirche. Nach ihm benannt sind in Stuttgart unter anderem die Eberhardstraße und die Eberhardskirche.