Foto: Horst Rudel

Die neue Pächter haben alles richtig gemacht – indem sie nichts gemacht haben. Der Schwabengarten schaut noch aus wie früher: Ein wunderbarer Platz der Ruhe. Bei der Verköstigung allerdings gibt’s noch Luft nach oben.

Stuttgart - Wenn er nicht so groß wäre, könnte man von einem Kleinod sprechen. Unter den grün-weißen Sonnenschirmen sitzen die Gäste beim frisch gezapften Bier. Bei jedem Schritt knirscht der Kies unter den Füßen. Die Kinder schaukeln, und wer mag, fläzt sich in einen der Liegestühle im Strandbereich. Obwohl der Schwabengarten in Leinfelden zwischen Umgehungsstraße und Bahngleisen liegt, hört man kaum Verkehrslärm. Mittags an einem Sonnentag herrscht hier eine gemächliche Ruhe. Die neuen Pächter und Gastro-Profis Juan und David Blanco del Rio (Deli, Classic Rock Café) haben gut daran getan, optisch nichts zu verändern.

Biergarten heißt Selbstbedienung, aber da die Ausgabe – samt Flammkuchenbäckerei und Eispavillon – sehr weitläufig ist, verteilt sich trotz der 950 Plätze bei normalem Betrieb der Ansturm auf die verschiedenen Stationen. Außerdem ist der Mann am Zapf so freundlich, dass wir gerne nochmal aufstehen und auch eine gute Servicenote geben. Das Bier vom Fass und aus der Flasche kommt, wen wundert’s, vom neuen Eigentümer, der Brauerei Dinkelacker-Schwabenbräu. Auch das schmale Angebot an Wein und Sekt stammt aus der Region, von den Fellbacher Weingärtnern und von Kessler aus Esslingen.

Die Barbecue-Marinade dominiert den Geschmack

Mit dem Wechsel der Gastronomen haben einige neue Gerichte ihren Weg auf die Karte gekommen, viele Klassiker sind geblieben – und auch die absolut familienfreundlichen Preise. So gibt es für Kinder und Senioren den Teller Spätzle mit Soße schon für 2,80 Euro, und für alle zum Teilen eine große Schale knuspriger Chickenwings mit Dips nach Wahl für 6, 30 Euro. Der Schwabe bekommt nach wie vor seinen Schweinebraten, zwei dicke Scheiben, leider nur lauwarm, mit Spätzle und einem ordentlichen Dunkelbiersößle (8,30 Euro).

Mutigere holen sich den Pulled Pork Filderkraut-Burger mit Süßkartoffel-Pommes (7,90 Euro). Das langsam gegarte und gezupfte Schweinefleisch wird von der Barbecue-Marinade geschmacklich leider komplett überdeckt. Das Filderkraut hält sich dagegen schon mengenmäßig sehr zurück, und die Pommes sind beim nochmaligen Frittieren hart geworden.

Der Flammkuchen hat zu viel Hitze gesehen

Da auch der Salat nach einer Fertigmischung ausschaut und der Flammkuchen zu viel Hitze gesehen hat, ist die Brettljause (die kleine Portion für 7,50 Euro) zum Hellen Bock (3,60 Euro der halbe Liter) – der dunkle war aus (!) – eindeutig die Wahl des Tages. Sie bietet eine Wurstauswahl von Schwarzwälder Schinken bis Landjäger und zweierlei Hartkäse, hübsch angerichtet mit Griebenschmalz, Meerrettich und Feigensenf in Mini-Weckgläschen. Ein solides schwäbisches Vesperbrett.

Der Höhepunkt unseres Besuchs war aber eigentlich das frisch gezapfte Wasser für den Hund. Bei der Verpflegung seiner Begleiter ist noch Luft nach oben.

Die Bewertung:

Küche: zwei von fünf Sternen

Service: drei von fünf Sternen

Ambiente: vier von fünf Sternen