In der Gaststätte der Sportfreunde Stuttgart 1874 fühlen sich auch Nichtmitglieder wohl. Nach der griechischen Küche der Vorgänger steht jetzt Schwäbisches auf dem Speiseplan.

Stuttgart - Zwar wusste Schiller, dass auch in der kleinsten Hütte Platz für Liebende ist. Aber war dem Dichter auch gewahr, welch’ wunderbare Speisen man aus einer Hütte hervorzaubern kann? Vermutlich wusste er es nicht, sonst hätte er in den vergangenen Wochen im Vereinsheim der Sportfreunde Stuttgart 1874 auf der Waldau vorbeischauen müssen.Wo jahrelang bei „Paule“ Kavazis griechische Hausmannskost daheim war, ist ein schwäbischer Zungenschlag auf der Karte eingekehrt. Die Familien Schmidt und Panse haben das Lokal übernommen, es Beim Schmidti getauft, und sie mussten, weil die Küche erneuert wurde, in den ersten Monaten aus einer Gartenhütte heraus die Kundschaft verköstigen. Das hat bei unserem Besuch prima geklappt. Man spürt, dass man es mit Profis zu tun hat: Restaurantfachmann Christof Schmidt hat das Steak-Restaurant Block House beim Hauptbahnhof geleitet; seine Schwiegereltern, die Panses, betreiben halbjährlich die Gastronomie der Esslinger Eisbahn.

Es ist heiß und drückend an diesem Abend, auf den Tennisplätzen nebenan wird kräftig geklopft. Wir haben im Garten ein schattiges Plätzchen gefunden. Dies hat den Vorteil, dass Koch Harald Panse das Essen selbst servieren kann. Von seiner Küchen-Hütte, kaum größer als ein Geräteschuppen, ist es nur ein Katzensprung.

Der Kartoffelsalat braucht sich vor Omas nicht zu verstecken

Auf der Karte findet man die üblichen schwäbischen Verdächtigen (Zwiebelrostbraten, Kässpätzle), aber bei diesen Temperaturen, meinen wir, ist ein Wurstsalat (7,50 Euro) die richtige Wahl. Der Wurstsalat ist perfekt angemacht, fein garniert. Auch die gerösteten, mit Ei überbackenen Maultaschen mit Kartoffelsalat (8 Euro) sind eine gute Entscheidung. Der Kartoffelsalat braucht sich vor Omas Weltbestem (schön durchgezogen, nicht zu sauer) keinesfalls zu verstecken. Was „hausgemacht“ bei dem Maultauschen bedeute, wollen wir von Christof Schmidt wissen, der heute im Service arbeitet: „Wir lassen sie nach unserem Rezept von einem Metzger machen.“

Besonders empfehlenswert bei diesen Temperaturen (neben einem Kristallweizen mit Gemüse, sprich Zitrone, 3,40 Euro): die hausgemachte Zitronengras-Ingwer-Limonade (3,90 Euro). Einzig der zu warme Riesling gibt Anlass zur Kritik. Das tue ihm leid, sagt Schmidt, am Wochenende habe ihm die Kundschaft den Getränkekeller halb leergetrunken, bis die neuen Getränke gekühlt seien, dauere es. Er bringt Eiswürfel, bietet noch ein extra Achtel an. Mit dieser freundlichen, offenen Mannschaft haben die Sportfreunde eine gute Wahl getroffen.

Die Koch-Hütte dürfte inzwischen Geschichte sein. In diesen Tagen, sagt Chefin Jean Panse, soll die Küche in Betrieb genommen werden. Dann kann der Küchenchef seinem Talent freien Lauf lassen. Aber das Essen halt nicht mehr selbst servieren.