Rustikal und gemütlich ist es in der Dorfstube. Foto: Martin Bäuml

Der „Hirsch“ in Sonnenbühl-Erpfingen hat nicht nur ein mit einem Stern dekoriertes Restaurant zu bieten, sondern auch eine fabelhafte Dorfstube. Ein Besuch auf der Schwäbischen Alb.

Sonnenbühl-Erpfingen - Mit Restauranttipps für Bekannte und Freunde ist es oftmals eine schwierige Angelegenheit. Wie gut kennt man den Geschmack des anderen? Wie genau die finanziellen Möglichkeiten? Beim „Slow Food Genussführer“, der erst seit drei Ausgaben erscheint, ist darauf Verlass, dass in den Restaurants, die hier empfohlen werden, mit guten Produkten gearbeitet wird und anders als in den High-Class-Guides wie etwa dem „Guide Michelin“ sie auch preislich im entspannten Rahmen liegen. Die Kriterien von Slow Food – gut, sauber, fair, regional, saisonal, frisch, authentisch und preiswert – müssen von den Wirten erfüllt werden, sonst haben sie keine Chance, gelistet zu werden.

In der aktuellen Ausgabe wird erneut die Dorfstube im Restaurant-Hotel Hirsch gepriesen. So geht es also auf die Schwäbische Alb nach Sonnenbühl. Für Wochenendausflügler leicht verortbar, da sie im selben Ort wie das Ostereimuseum ist, nur vier Kilometer vom Traumland und der Bärenhöhle sowie 15 Kilometer von Schloss Lichtenstein entfernt. Feinschmeckern sagt die gute Adresse auch etwas, so ist das Restaurant Hirsch vom „Michelin“ seit 1994 ohne Unterbrechung mit einem Stern dekoriert. Chef Gerd Windhösel setzt auf kreative Frischeküche und vor allem auf regionale Produkte, weil auf der Alb inzwischen viel Gutes produziert wird. So kommt das Lamm eben aus Münsingen und nicht aus Irland.

Beim Dessert wird man bass überrascht

Auch in der rustikalen Dorfstube, einem holzvertäfelten Raum aus dem 19. Jahrhundert, merkt man bei jedem Gericht, dass ein Koch mit Verve am Werk ist. Und ein Serviceteam, das sich aufs Gastgeben versteht. Seit 1902 ist der Hirsch in Familienbesitz. Gerd Windhösel und seine Frau Silke haben den Hirsch 1989 übernommen, sich erst in die Herzen der Touristen (ein Hotel führen die beiden auch) und mit der Eröffnung der Dorfstube im Jahr 2002 auch in jene der Anrainer gekocht. So ein Sternerestaurant bringt schließlich eine gewisse Schwellenangst mit sich, die Preise der Hauptgerichte bewegen sich zwischen 30 und 40 Euro, während man in der Dorfstube mit der Hälfte dabei ist.

Es gibt Vesper und Wurstsalat, während im Fine-Dining-Restaurant auch mal Hummer auf der Karte steht. So haben die Hotelgäste die Wahl zwischen High Class und sehr, sehr guter Hausmannskost. Vornweg als Gruß aus der Küche gibt es selbst gebackenes Brot, etwas Quark und Griebenschmalz. Alles ist natürlich top, wie der Feldsalat mit gerösteten Speckstreifen, Kartoffeldressing, Kürbisstiften und Brotcroûtons (9,80 Euro). Zum Rostbraten, natürlich perfekt medium, gibt es fantastische Kräuterschupfnudeln, wie sie Oma nicht dünner machte (26,80 Euro). Toll sind die Fleischküchle vom Albwagyu, dazu ein schmatzender Kartoffel-Gurken-Salat (16,20 Euro). Ja, hier ist die Welt mehr als in Ordnung. Dann aber beim Dessert wird man bass überrascht, weil der Sternekoch wohl doch nicht nur einfach kann. Der Milchreis vom Albemmer wird mit Kürbisragout und Karamellsoße kombiniert, was einerseits mutig, aber vor allem sehr toll ist. Man geht und bedankt sich. Und empfiehlt es gerne denen weiter, die Wert auf gutes Essen legen. Der Hirsch in Erpfingen ist so toll, dass man eigentlich gar kein Ausflugsziel in der Nähe braucht: Man hat ja eines.

Dorfstube im Hirsch Hotel & Restaurant, Im Dorf 12, 72820 Sonnenbühl-Erpfingen, Telefon 0 71 28 / 9 29 10, www.restaurant-hotel-hirsch.de, Öffnungszeiten: täglich 12 bis 14 Uhr und 18 bis 21.30 Uhr