Die Bundesbank hat die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Foto: Fotolia

Bundesbank hat die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Gesehen hat sie die schon lange nicht mehr.

Frankfurt - Knapp 3400 Tonnen oder 109 Millionen Unzen Feingold besitzt die Bundesbank. So weisen es die Währungshüter in ihrem Geschäftsbericht für 2011 aus. Gegenwert: etwa 135 Milliarden Euro. Fein säuberlich gestapelt liegen die Barren in hochgesicherten Tresoren: in Frankfurt, bei der US-Notenbank Fed in New York, bei der Bank of England in London und der Banque de France in Paris. Wo genau wie viel des deutschen Goldes gebunkert ist, gibt die Bundesbank allerdings nicht preis. Der allergrößte Teil dürfte tief unter der Erde in Tresoren in Manhattan liegen, der kleinste Teil bei der Bundesbank selbst.

Das gefällt hierzulande nicht jedem. Es wird bezweifelt, dass die Bundesbank nicht jederzeit vollen Zugriff auf das Gold hat. Zudem gibt es beim Bundesrechnungshof, der alljährlich die Bilanz der Bundesbank prüft, offenbar Vorbehalte dagegen, dass die Währungshüter nicht regelmäßig vor Ort nachschauen, ob die Barren noch da sind. Die Prüfer würden sich bei der Inventur allein auf die Angaben der drei Notenbanken verlassen. Die Bundesbank weist das zurück: Die Lagerstätten seien seriös, die Angaben richtig und der Zugriff auf das Gold gesichert.

Nach den USA (8133 Tonnen) – und deutlich vor dem Internationalen Währungsfonds (IWF, 2 814 Tonnen) – besitzt Deutschland die größten Goldreserven. Die Bundesbank ist mit der Verwaltung des Edelmetalls betraut und wacht sehr genau darüber, heißt es in Frankfurt. Alle Versuche diverser Finanzminister, das Gold zum Stopfen von Haushaltslöchern zu nutzen, hat sie immer abgewehrt. Nur zur Produktion von Goldmünzen haben die Währungshüter kleine Mengen an den Finanzminister verkauft – im vergangenen Jahr 4666 Kilo oder 200.000 Millionen Unzen.

Eine Initiative fordert Transparenz

In Zeiten der Euro-Schuldenkrise und der daraus resultierenden Belastungen für Deutschland könnte das Gold wichtig werden. Sagt zumindest die 2011 gegründete Initiative „Holt unser Gold heim“, die mittlerweile von mehr als 7000 Bundesbürgern unterstützt wird. Zu Unterstützern gehören unter anderen der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler, der Würzburger Finanzprofessor Ekkehard Wenger, der Ex-Chef des Bundesverbands der deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, und Volkswirte einzelner Banken. Das Gold werde dringend gebraucht. Deshalb müsse absolute Transparenz über die Bestände und Lagerstellen herrschen und das Gold in Deutschland gelagert werden, fordert die Initiative.

Es gebe keine „Geheimniskrämerei“, sagt Bundesbank-Sprecher Michael Best. Über die Verteilung des Goldes könne man aus Sicherheitsgründen keine Auskunft geben. Es handle sich bei den Notenbanken in New York, London und Paris aber um Partner und damit Lagerstätten von „einwandfreier unzweifelhafter Integrität“. Die Lagerung des Goldes vor allem in den USA hat sich historisch ergeben, erklärt Best. Deutschland habe die durch hohe Export-Überschüsse im Außenhandel in den 50 und 60er Jahren angefallenen Währungsreserven in Dollar angelegt, die später zum größten Teil in Gold getauscht wurden. Der Goldschatz ist so gesehen Resultat des deutschen Wirtschaftswunders.

Keine Einigkeit über die Kontrolle des Bestandes

Jeder Barren, der Deutschland gehört, sei nummeriert, es gebe Listen, die bei Bestandsveränderungen aktualisiert würden, sagt Best. Dies ist wichtig, denn bei der Fed in New York lagern dem Vernehmen nach Goldreserven aus etwa 60 Ländern. Rund 8000 Tonnen sollen es insgesamt sein. „Die Bundesbank hat jederzeit Kenntnis darüber, welche Barren sich in ihrem Eigentum befinden.“ Wie die Bestände genau geprüft werden, lässt der Bundesbank-Sprecher aber offen. Darüber sei Stillschweigen vereinbart. Die Bundesbank versichert auch, dass derzeit kein Gold verliehen worden sei. Dies sei zum letzten Mal 2008 der Fall gewesen.

Bedenklich sind für die Bundesbank aber die Zweifel des Bundesrechnungshofs. Er ist offensichtlich nicht damit einverstanden, wie die Bundesbank die Goldbestände prüft. Seit Monaten wartet auch der Haushaltsausschuss des Bundestags auf einen Bericht der Bonner Behörde. Dort heißt es nur, der Bericht sei in Vorbereitung. Die Verzögerung hat offensichtlich damit zu tun, dass sich Rechnungshof und Bundesbank uneins über die Kontrolle des Goldbestands sind. Die Währungshüter in Frankfurt stützen sich offenbar auf die Testate ihrer Wirtschaftsprüfer. Die haben bislang nie das Verfahren zur Kontrolle der Goldbestände bemängelt. Zudem könnte das Vertrauensverhältnis mit den Notenbankern in New York, Paris und London leiden, wenn Vertreter der Bundesbank in ihren Tresoren nachschauen würden, ob die Goldbarren noch da sind. Ob der Rechnungshof eine Empfehlung zur baldigen Rückführung des Goldes geben wird, ist völlig offen. Die ersten Unkenrufe gibt es aber bereits.