Im Finanzamt von Rendsburg passierte die grausame Tat. Foto: dpa

In einem jetzt gefundenen Brief macht der Steuerberater, der einen Beamten in Rendsburg erschossen haben soll, das Finanzamt für seine Nöte verantwortlich. Die Debatte über mehr Sicherheit in den Ämtern geht weiter.

In einem jetzt gefundenen Brief macht der Steuerberater, der einen Beamten in Rendsburg erschossen haben soll, das Finanzamt für seine Nöte verantwortlich. Die Debatte über mehr Sicherheit in den Ämtern geht weiter.

Rendsburg - Gegen den mutmaßlichen Todesschützen aus dem Rendsburger Finanzamt ist am Dienstag Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Der Haftrichter folgte einem Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel, teilten die Staatsanwaltschaft und die Polizeidirektionen Kiel und Neumünster mit. Der 55 Jahre alte Steuerberater aus Fockbek soll am Montag mehrmals auf einen 57-jährigen Beamten des Finanzamts Rendsburg in dessen Dienstzimmer geschossen haben. Das Opfer erlag seinen schweren Verletzungen wenig später in einem Rendsburger Krankenhaus.

Polizisten konnten den mutmaßlichen Täter noch im Finanzamt widerstandslos festnehmen. Der Mann kam in ein Gefängnis.

Unterdessen fand die Polizei in seinem Haus einen Brief an seine von ihm getrennt lebende Ehefrau. In dem Schreiben mache der Steuerberater die Behörde für seine finanzielle Misere verantwortlich, war aus Ermittlerkreisen zu erfahren. Mit drastischen Worten habe er das Finanzamt attackiert.

Ob der Steuerberater, der als Jäger mehrere Waffen besaß, die Gewalttat in dem Schreiben angekündigt hat, blieb zunächst offen. Die Staatsanwaltschaft Kiel äußerte sich zu dem Brief nicht.

Notorischer Querulant

Menschen, die den Steuerberater seit vielen Jahren kennen, beschreiben ihn als notorischen Querulanten, der immer wieder Leserbriefe geschrieben haben und im Finanzamt mit Beschwerden vorstellig geworden sein soll. Seit einem Unfall vor vielen Jahren ist der Mann, der sich politisch engagierte und in der Gemeindevertretung von Fockbek sitzt, auf einen Rollstuhl angewiesen.

Nach Ansicht von Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) gehört jetzt die Sicherheit in Behörden auf den Prüfstand. „Alles andere wäre geradezu verantwortungslos. Welche Schlüsse wir daraus ziehen, dafür ist es mir zu früh.“ Es sei ein Spagat, offene, barrierefreie Behörden für die Menschen anzustreben und zugleich mit Schutzmaßnahmen oder Besucherkontrollen für mehr Sicherheit der Mitarbeiter zu sorgen.

Es gehe um die Behörden, die stark eingreifen ins Lebensumfeld von Menschen, sagte Breitner und nannte Jobcenter, Gerichte, Finanzämter und Kommunalverwaltungen. „Unsere Gerichte sind schon recht gut gesichert, aus guten Gründen.“ Jetzt werde man sich auch der Finanzämter annehmen.

Das Rendsburger Finanzamt mit rund 200 Mitarbeitern blieb am Dienstag geschlossen. Es werde noch eine lange Zeit brauchen, bis die Mitarbeiter die Tragödie aufgearbeitet hätten, hieß es.