An diesem Stauwehr im Siebenmühlental will die Stadt L.-E. den Reichenbach verändern. Foto: Günter Bergmann

Die Eigentümer der Schlechtenmühle und die Stadt finden bei einer Renaturierungsmaßnahme am Reichenbach im Siebenmühlental keinen gemeinsamen Nenner.

Leinfelden-Echterdingen - Es rauscht – wie bei einem Wasserfall. Leise zwar, aber in der Pause zwischen zwei startenden Flugzeugen doch deutlich vernehmbar. Die Quelle des Plätscherns ist vom Wanderweg im Naturschutzgebiet Siebenmühlental aus optisch nicht auszumachen. Bäume und Sträucher verdecken noch mit ihrem Laub das alte Stauwehr der Schlechtenmühle. Das nicht mehr betriebsbereite Zeugnis aus einer längst vergangenen Technik-Periode könnte in einiger Zeit ganz oder teilweise verschwinden, wenn Pläne der Stadt Leinfelden-Echterdingen in die Tat umgesetzt werden. Gegen den Ersatz des Wehrs durch eine sogenannte Raue Rampe im Reichenbach, die Fischen und Kleinlebewesen kein unüberwindliches Hindernis wäre, regt sich jedoch Widerstand.

Gegen die Pläne der Stadt wehrt sich der Eigentümer der Mühle, Eckhard Laible, dessen Schwiegervater noch bis 1994 Getreide gemahlen hat. Dann aber hatte ein bundesweites Mühlensterben auch auf das Siebenmühlental übergegriffen. Schließlich habe man „die Mühleneinrichtung ausgebaut und nach Rumänien verschenkt“, erzählt der Eigentümer der inzwischen zu einem stattlichen Wohnhaus umgebauten Mühle. Das Wehr war seitdem sich selbst und Witterungseinflüssen überlassen. Nun aber rückt es wieder in den Blickpunkt.

Bremsklötze im Bachbett

Laible und seine Frau akzeptieren die bisherigen Vorschläge der Stadt nicht. Die hatte, sagt der Erste Bürgermeister Frank Otte, zunächst „wie von den Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden gefordert“ ein sogenanntes Umgehungsgerinne über die Wiese bauen wollen. Nun soll eine ähnliche Planung verwirklicht werden – mit Steinen im Bachbett als Bremsklötze für die Fließgeschwindigkeit. In beiden Fällen müssten die Mühlenbesitzer Land abgeben – wozu sie nicht bereit sind, weil sie unter anderem Beeinträchtigungen durch Hochwasser befürchten.

Laibles Gegenvorschlag sieht so aus: Er könnte sich eine Umgehung des Wehrs auf der anderen Bachseite vorstellen, zwischen einem noch vorhandenen kleinen Wehr und dem Hauptwehr. Dort sei früher schon ein Graben verlaufen. Für diese Variante würde Laible Eigentum abtreten. Allerdings löst er damit bei der Stadt keine positive Reaktion aus. Bürgermeister Otte sagt, der Vorschlag des Mühlenbesitzers sei nicht praktikabel. „Wegen des notwendigen flachen Gefälles erreichen wir dort nicht die erforderliche Länge.“

Keine Versöhnung in Sicht

Beide Seiten stehen sich allem Anschein nach mittlerweile unversöhnlich gegenüber. Auch wenn das Regierungspräsidium als Hüter des Naturschutzgebiets die Stadt auffordert, eine „einvernehmliche Lösung mit dem Mühlenbesitzer“ zu suchen, geht die Stadt einen anderen Weg. „Wir haben einen Wasserrechtsantrag gestellt und warten die Entscheidung der Fachbehörden ab“, sagt Otte.

Stadträte sind erst seit einem Brief von Laible mit dem Thema befasst. Informieren will der Bürgermeister nun den Technischen Ausschuss noch im Oktober. Kommunalpolitiker wundern sich jedoch, wie unterschiedlich L.-E. mit historischen Dingen umgeht: Einerseits bejuble man in einer großen Ausstellung die Rettung von Kleindenkmalen, und an anderer Stelle sei man im Begriff, ein solches Zeugnis unwiederbringlich zu zerstören.

„Schritt zum Sieben-Kneipen-Tal“

Das wiederum lässt Otte nicht unwidersprochen. Nur die Betonteile am Wehr wolle man entfernen, den Schieber und die Sandsteinkonstruktion hingegen erhalten. Eckhard Laible versöhnt das nicht: „Der geplante Eingriff ist ein weiterer Schritt zum Sieben-Kneipen-Tal“.