Einer der angesägten Hochsitze in Plüderhausen Foto: Polizei

Militante Tierschützer verbreiten Angst und Schrecken: Erneut mehrere Hochsitze zerstört.

Plüderhausen - Sie verbreiten Angst und Schrecken, ja bringen andere womöglich in Lebensgefahr. Doch das scheint den Tätern egal - jenen, die in der Region Stuttgart die Hochsitze von Jägern an- oder umsägen. Die jüngste Serie derartiger Attacken betrifft Waldgebiete im Remstal. Verursacher sind offensichtlich militante Tierschützer.

Seit Juli sind diese Zerstörer vorwiegend in Plüderhausen und Urbach zugange. Achtmal wurden dort Hochsitze "Zielscheibe von Angriffen durch Sachbeschädigung", so die Polizei. So wurde etwa der Aufstieg zu einem Hochsitz angesägt, eine Kanzel wurde mit einem Brandbeschleuniger angezündet. Der Holzaufbau dieses Hochsitzes war in den Monaten zuvor bereits dreimal angesägt worden. Beim jüngsten Vorfall am vergangenen Wochenende wurde im Plüderhausener Gemeindewald im Gewann Gondelbronnen erneut ein Hochsitz umgesägt. Der gesamte Sachschaden liegt bei knapp 6000 Euro. Da es sich zumeist um Hochsitze handelt, die nicht gleich zu finden sind, müssen die Täter gute Ortskenntnisse haben - also aus der Gegend stammen oder zuvor öfter dort gewesen sein. Auffällig ist zudem, dass alle angezündeten oder angesägten Hochsitze links der Flussrichtung, also auf der Südseite der Rems liegen.

Jagdverband: "Das sind Straftäter"

Die Polizei hat im Internet Bilder zu den beschädigten Hochsitzen gefunden, dazu Bekennerschreiben der militanten Tierschutzorganisation Animal Liberation Front (ALF). Allerdings sind auch andere Urheber denkbar, "deshalb ermitteln wir in alle Richtungen", so ein Sprecher der Polizeidirektion. Das Revier Schorndorf, Telefon 07181/ 2040, hofft auf Zeugenhinweise.

Beim Landesjagdverband Baden-Württemberg sind derartige Beschädigungen von Hochsitzen durchaus ein Thema. "Es kommt örtlich immer wieder vor", sagt Geschäftsführer Martin Bürner, dass radikale Jagdgegner derartige Straftaten begehen. Diese seien keinesfalls als harmlos anzusehen, wenn etwa die letzte Sprosse vor der Kanzel angesägt werde und der Jäger zehn Meter in die Tiefe stürze. Direkten Kontakt haben die Jäger mit diesen Leuten bisher noch nicht gehabt. Allerdings könne er sie auch nicht als Gesprächspartner akzeptieren, sagt Bürner, "das sind Straftäter, da muss sich die Polizei drum kümmern".

Ähnliche Fälle gab es in der Vergangenheit in der Region Stuttgart immer mal wieder. Im Jahr 1998 wurden in Auenwald (Rems-Murr-Kreis) die Stützen und Streben von Hochsitzen angesägt. Im August 2005 bekannten sich "sägende Hochsitzjäger" zu vier Attacken im Korber Wald. "Das Leben ist wertvoller als ein paar Balken", erklärten die ALF-Aktivisten in Briefen an diverse Zeitungen. In Stuttgart wurden im Winter 2005/2006 acht Hochsitze umgesägt, in Marbach bekannten sich Tierrechtler im Januar 2006 dazu, vier Hochsitze im Hardtwald zerstört zu haben.