Fellbachs Remstalstation, der Pavillon „Belvedere“ mit Pergola, im Modell. Foto: Hans-Dieter Wolz

Einige weiße Stationen, darunter in Kernen, werden teurer. Die Architekten aus dem Büro Kuehn Malvezzi aus Berlin geben für die Realisierung des vorgeschlagenen neu empfundenen Wengerterhäuschens einen Preis von 90 000 Euro an. Die Zuschüsse steigen aber mit.

Fellbach/Kernen - Diese Information wird im Gemeinderat Kernen für Gesprächsstoff sorgen: Die weiße Station für die Remstal-Gartenschau, die am so genannten Dichterblick entstehen soll, wird nicht für 70 000 Euro zu haben sein, wie ursprünglich remstalweit für alle 16 Landmarken in den 16 Gartenschaustädten und -gemeinden festgelegt worden war. Die beauftragten Architekten aus dem Büro Kuehn Malvezzi aus Berlin geben für die Realisierung des vorgeschlagenen neu empfundenen Wengerterhäuschens mit darunter vier terrassierten Pflückgärtchen am Hang einen Preis von 90 000 Euro an.

Die Pflückgärten bilden mit unterschiedlicher Bepflanzung einen Parcours für Besucher

Sofern dies so realisiert wird, erhalten Kernens Bevölkerung und ihre Gartenschau-Besucher bis 2019 ein Holzhäuschen, das als Unterstand, Treffpunkt, Rastplatz, Aussichtspunkt und Veranstaltungsort nutzbar ist. Es gilt als Reminiszenz an die regionalen Wengerterhäuschen und wird auf die wesentlichen strukturellen Elemente reduziert. Die von den Berliner Landschaftsarchitekten Atelier Le Balto konzipierten Pflückgärten bilden mit unterschiedlicher Bepflanzung einen Parcours für Besucher.

Die voraussichtlich höheren Baukosten sind in der Gemeindeverwaltung bekannt. „Es kommt darauf an, zu welcher Ausführung wir das Häuschen haben wollen“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger auf Anfrage. „Ich glaube mich daran zu erinnern, dass Elemente einer geschlossenen Variante die Remstal-Station verteuern würden. Wir wollen aber nicht nur etwas, das schön aussieht, sondern wollen es praktisch nutzen.“ Es gebe daher „eine Tendenz, dass wir gerne die geschlossene Variante hätten, um sie wetterunabhängig nutzen zu können“, sagt der Schultes. In der Geschäftsstelle der Remstal-Gartenschau wird auch noch auf unterschiedliche teure Fundamente verwiesen, die bei einzelnen Remstal-Stationen zu Mehrkosten führen.

Im Modell von Kuehn Malvezzi für Kernen ist ein offenes Wengerterhäuschen zu sehen

Im Modell von Kuehn Malvezzi für Kernen ist ein offenes Wengerterhäuschen zu sehen. „Die Seiten lassen sich aber mit Schindeln schließen. Zur Talseite besteht die Möglichkeit, eine große Panoramascheibe einzusetzen, auf der Bergseite ist der Einbau zweier Tore vorgesehen“, sagt die Bürodirektorin bei Kuehn Malvezzi, Karin Fendt. Ob im Gemeinderat aus Kostengründen darauf verzichtet wird oder die Mehrkosten akzeptiert werden, ist offen.

Das Problem wird die Bürgervertreter in Kernen nicht als einzige beschäftigen. So steht auch in der Stadt Fellbach für das „Belvedere“ aus dem Entwurf von Frank Barkow vom Büro Barkow Leibinger, ebenfalls Berlin, der Wunsch nach einem Nachschlag in Aussicht. Aber dies würde dann eine Folge des vom Gemeinderat beschlossenen Standortwechsels zu einem Wegedreieck beim Wiflinger auf halber Höhe des östlichen Kappelbergs, im Gebiet südlich der Wegkreuzung „Spinne“, sein. Für das Objekt selbst, ein kleiner kreisrunder Pavillon mit einer Pergola aus verzinkten Stahlelementen, gibt das Büro die Gesamtkosten mit den vereinbarten 70 000 Euro an. Mehrkosten kommen auf die Stadt Fellbach aber aus anderen Gründen zu: Oberbürgermeisterin Gabriele Zull will zusätzlich zu jenen 1,4 Millionen Euro, die bereits für Investitionen bereitgestellt sind, noch Mittel „im sechsstelligen Bereich“ für die Remstal-Gartenschau genehmigt haben. Nicht an eine komplette Neuheit ist gedacht, sondern die Stadt will sich attraktiver gestalten und „Vorhandenes mit Neuem kombinieren“, wie Gabriele Zull sagt.

Außer dem Fellbacher „Belvedere“ bleiben die Badehäuschen in Remseck, die begehbare Gebäudeskulptur in Waiblingen sowie das aufwendig aussehende Prisma für Schorndorf und zahlreiche weitere bei den vereinbarten Kosten in Höhe von 70 000 Euro. Der Aussichtsturm „Fernsehen in Korb“ wird nach der Berechnung aber mit 71 400 Euro zu Buche schlagen. Der Hochzeitsturm von Plüderhausen, ein Entwurf von Uwe Schröder, Architekt aus Bonn, überschreitet die Grenze deutlicher und wird auf 75 000 Euro taxiert. Das Kaminhäuschen in Weinstadt von „su und z Architekten“ aus München soll sogar 80 000 Euro kosten.

Den Vogel schießt das Büro Menges und Knippers mit seinem zwölf Meter hohen Turm ab

Den Vogel schießt allerdings das Büro Menges und Knippers aus Stuttgart mittels seines zwölf Meter hohen Turms in Leichtbauweise ab, den es an einem Aussichtspunkt in Urbach vorsieht. Er soll 97 000 Euro verschlingen. Sicher ist das nicht: „Diese Zahlen sind nicht final“, sagt dazu eine Sprecherin des Chefs in der Gartenschau-Geschäftsstelle in Schorndorf, Thorsten Englert: „Es gibt noch keine konkrete Überprüfung der Baukosten.“

Die zu Investitionen aufgerufenen Gartenschaustädte und -gemeinden werden durch den Verband Region Stuttgart großzügig unterstützt. Er hat seit langem versprochen, jeder Kommune einen Zuschuss von 35 000 Euro für das Bauwerk und die Planungskosten zu geben. Diesen Betrag erhält auch Fellbach für die Remstal-Station. Entsprechendes fließt den Remstal-Kommunen außerhalb der Region Stuttgart, also östlich von Plüderhausen, von ihrer Landkreisverwaltung zu. In einem zweiten Durchgang konnten nochmals Mittel beantragt werden, weil sich bei einigen Stationen das Fundament und die Umfeldgestaltung als besonders teuer herausstellten. Dabei erhöhte sich der Zuschuss aus Stuttgart für Kernen auf 45 000 Euro. Immerhin gibt der Verband Region Stuttgart für seine elf Gartenschaukommunen zu den förderfähigen Kosten von mehr als einer Million Euro einschließlich der Konzeption 506 000 Euro hinzu und bedenkt die Gartenschaustädte und -gemeinden insgesamt mit fast zwei Millionen Euro.