Der Radweg führt unter anderem am Wasserschloss Oppenweiler vorbei. Foto: Stoppel

Der Stromberg-Murrtal-Radweg ist bislang eher ein Geheimtipp. Das könnte sich bald ändern: Der ADFC hat die 152 Kilometer lange Strecke als Qualitätsroute ausgezeichnet.

Rems-Murr-Kreis - Auf 152 Kilometern Länge zieht sich der Stromberg-Murrtal-Radweg durch vier Landkreise Baden-Württembergs. Von Karlsruhe durch zwei Naturparks, vorbei an den beiden Unesco-Welterbestätten Kloster Maulbronn und Limes, bis er schließlich Gaildorf (Landkreis Schwäbisch Hall) erreicht. Bislang fristete der Fernradweg ein Dasein als Geheimtipp, doch das könnte sich bald ändern: Am Freitag hat der Allgemeine Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die Strecke offiziell als Qualitätsroute ausgezeichnet.

Bei allem Lob, das die Verantwortlichen für das Zertifikat übrig haben: Die Bewertung des ADFC ist mit drei von fünf Sternen ausbaufähig. Die ADFC-Landesvorsitzende Gudrun Zühlke sieht in der Urkunde auch ein Qualitätsversprechen, das von den Landkreisen und Kommunen gehalten werden muss. Das ist dem Landrat Richard Sigel bewusst. „Wir werden weiter an der Qualität arbeiten müssen“, sagt er.

Mängel bei Kirchberg und Vaihingen (Enz)

Die größte Herausforderung auf der Strecke sieht Gudrun Zühlke in einem rund 300 Meter langen Abschnitt zwischen Kirchberg und Burgstall (Rems-Murr-Kreis). Der steinige Weg, der dort direkt an der Murr steil nach oben führt, ist zwar einigermaßen spektakulär, weil direkt neben dem Weg die Böschung steil zum Wasser abfällt, doch schlecht befahrbar. So müssen Radfahrer hier bislang schieben. „Das zu beheben wird wohl aufwendig“, räumt Zühlke ein. Aber möglicherweise könne man die Strecke über eine Brücke und auf der anderen Seite der Murr weiter führen. Verbesserungswürdig fand der ADFC-Tester auch eine enge Unterführung in Vaihingen (Enz), in der neben dem schmalen Weg Wasser fließt. Ein weiterer Kritikpunkt ist schon jetzt behoben: „Bei Marbach am Neckar führte bisher ein sehr schmaler Radweg an der Landesstraße 1100 entlang – dort gibt es jetzt einen besseren, eigenständigen Radweg“, sagt Zühlke. Andernorts sind grundlose Absteigeschilder oder schlechter Straßenbelag beseitigt worden.

Der vierte Stern soll auch noch kommen

Der neue Qualitätsradweg wird nun jedes Jahr von Testern kontrolliert. In drei Jahren steht die nächste Zertifizierung an. Dann die vollen fünf Sterne zu erreichen, dürfte schwer werden, glaubt Birgit Orner, die Tourismusbeauftragte des Rems-Murr-Kreises. „Aber vier Sterne sollten auf jeden Fall drin sein“, sagt sie. Die Investitionen der Kommunen, um den Radweg zu verbessern, wurden zur Hälfte vom Land getragen. Zudem kosten Zertifizierung und Marketing knapp 5000 Euro. Für Birgit Orner lohnt sich die Investition: „Wir wollen die Übernachtungszahlen steigern.“ Da sei es hilfreich, dass sich die Verantwortlichen – also beteiligte Städte und Landkreise, der ADFC, das Verkehrsministerium, die Nahverkehrsgesellschaft Württemberg und das Tourismusmarketing des Landes – zusammengetan hätten, um den Radweg gemeinsam zu bewerben. Außerdem habe sich auf der Strecke schon jetzt einiges zum Guten verändert – womit die Radlobbyisten vom ADFC eines ihrer Ziele erreicht hätten: Das Radlerleben ein wenig angenehmer zu machen. Und zwar für Touristen wie für Alltagsradfahrer.