Das Springreiten ist Josephine Sorensens sportliche Liebe. Foto: Yavuz Dural

Josephine Sorensens Ziel ist es, sich für die Europameisterschaft der „Jungen Reiter“ im nächsten Sommer zu qualifizieren. Sie würde dann für Irland antreten. Die Degerlocherin ist 2013 baden-württembergische Junioren-Vizemeisterin geworden.

Degerloch - Sollten sich eines Tages die sportlichen Träume von Josephine Sorensen erfüllen und die junge Springreiterin aus Stuttgart tatsächlich bei einer großen internationalen Meisterschaft ganz oben auf dem Podest stehen, dann gäbe es zumindest mit einer Sache kein Problem: dem Mitsingen der Nationalhymne. „Ich spreche zwar kein Gälisch, aber den Text kann ich, den habe ich gelernt“, sagt sie.

Bei internationalen Wettkämpfen für Irland unterwegs

Die Tochter einer deutschen Mutter und eines irischen Vaters besitzt zwar beide Staatsangehörigkeiten, bei internationalen Wettkämpfen ist das Nachwuchstalent aber ausschließlich für die grüne Insel unterwegs. Schon im nächsten Jahr könnte es bei der Siegerehrung der Europameisterschaften der „Jungen Reiter“ also „Sinne Fianna fail, ata faoi gheall ag Eirinn“ (Wir sind Soldaten, deren Leben Irland geweiht ist) statt „Einigkeit und Recht und Freiheit“ heißen, und das, obwohl die 19-Jährige ihr bisheriges Leben weitgehend am Fuß des Fernsehturms verbracht hat.

Die Qualifikation für diesen ersten großen internationalen Wettkampf ist nämlich das Ziel der baden-württembergischen Junioren-Vizemeisterin von 2013 für den Sommer 2015. „Der Sprung ins Team ist nicht einfach, aber zumindest etwas einfacher als in Deutschland, da ist die Spitze doch noch etwas breiter als bei uns“, sagt Josephine Sorensen. Einige Weltklassereiter hat das Fünf-Millionen-Volk im Norden Europas in den vergangenen fünf Jahrzehnten schon hervorgebracht. Das war nicht erst in der vergangenen Woche beim German Masters in der Stuttgarter Schleyerhalle zu sehen, als durch Shane Breen und Jonathan Gordon gleich zwei Titel nach Irland gingen.

Der Vater war Weltklassespieler im Tennis

Josephine Sorensen, die sich auf der Tribüne mit den beiden Kollegen gefreut hat, ist selbst auf dem Rücken der Pferde eigentlich eine Spätstarterin. Die erste sportliche Liebe galt, wie die ihre älteren Brüder Louk und Kevin, dem Tennissport beim TEC Waldau. Kein Wunder, schließlich war der Vater Sean einst ein Weltklassespieler und auch Kapitän des irischen Daviscup-Teams, für das der 29 Jahre alte Louk (Nummer 221 der Weltrangliste) aktuell noch immer spielt. „Ich wäre wahrscheinlich eine ganz ordentliche Tennisspielerin geworden, aber das große Talent dafür hatte ich nie“, sagt Josephine Sorensen, die stattdessen erst durch einen Schnupperkurs beim Stuttgarter Reit- und Fahrverein und später dann während eines dreijährigen Aufenthalts der Familie in der Nähe von Dublin, zum Reitsport fand.

Aber nicht nur die Liebe zu den Pferden, auch jene zu den eigenen Wurzeln wurde während des mehrjährigen Abstechers in das Heimatland väterlicherseits geweckt: „Ich glaube, ich trage von uns Kindern am meisten Irland in mir“, sagt die Jüngste von vier Geschwistern, für die es deshalb auch nie zur Frage stand, für welches Land sie sich sportlich entscheiden würde.

Die Deutsch-Irin plant ein Fernstudium

Nach dem Abitur an der Merz-Schule im Jahr 2012 hat sich Sorensen komplett auf den Sport konzentriert. „Ich würde mich noch nicht als Profi bezeichnen, weil ich kein Geld damit verdiene, aber mein Ziel ist es schon, bei den ganz großen Turnieren zu starten und davon leben zu können“, sagt die 19-Jährige, die durch Erfolge bei nationalen Turnierserien gemeinsam mit der Holsteiner-Stute Savanna und der Hannoveranerin Fräulein Wunder auch schon Auftritte im Rahmenprogramm bei Weltcupturnieren in Donaueschingen oder in der Stuttgarter Schleyerhalle hatte.

Ein zweites Standbein neben dem Pferdesport soll freilich in den nächsten Monaten dennoch dazukommen: Die Deutsch-Irin wird ein Fernstudium beginnen, aus einem bestimmten Grund: „Ich möchte die Grundlagen haben, um später vielleicht einmal in unseren Hotelbetrieb einzusteigen, das interessiert mich sehr“, sagt Sorensen, deren Eltern seit mehr als einem Jahr das traditionsreiche Degerlocher Waldhotel betreiben. Zunächst einmal müssen Sean und Helga aber noch auf die Dienste ihrer Jüngsten verzichten, denn noch gehen die sportlichen Pläne vor. Und zwar: „Le gean ar Ghaeil chun bais na saoil“ (im Dienste Erins, komme was da wolle).