Die „Caravan Motor Touristic“ (CMT) in Stuttgart ist die weltweit größte Messe aus diesem Bereich. Foto: dpa

Erstes CMT-Wochenende lockt mit 70.000 Besucher mehr Leute an 2016 – Wanderexperte empfiehlt mehrtägige Touren für Familien. Wer das Besondere sucht, schläft im Igloo Home.

Stuttgart - Wie bekommt man Kinder zum Wandern? Diese Frage stellen sich auch zahlreiche Familien, die sich am Samstag den Weg durch die gut gefüllte Halle 9 auf der CMT bei der Tochtermesse Fahrrad-und Erlebnis-Reisen bahnten. Im Urlaubskino gleich hinter dem Radparcours haben sie darauf vielleicht eine Antwort gefunden. Referent Gerhard von Kapff hat zwar kein allgemeingültiges Rezept aber einige gute Tipps parat, um beim Nachwuchs die Lust auf das Laufen durch die Natur zu wecken. „Es ist spannender, wenn man eine mehrtägige Wanderung ins Auge fasst“, sagt von Kapff. Der 52-Jährige weiß wovon er redet. Vor zehn Jahren ist er mit seiner Frau und den damals acht-und zehnjährigen Jungs in drei Etappen von München nach Venedig gewandert und hat darüber ein Buch mit dem Titel „Mit zwei Elefanten über die Alpen“ geschrieben.

Doch im Gegensatz zu Hannibal hatten es sich die Familie nicht auf einem Dickhäuter gemütlich gemacht – die Plüschelefanten wurden von den Kindern vielmehr als Mutmacher in die Rucksäcke geschmuggelt, obwohl der Auftrag eigentlich lautete möglichst wenig Gepäck mitzunehmen. Begonnen hat der Trip am Marienplatz in München – Ziel war der Markusplatz in Venedig. „Es ist gut, wenn man zwei klare Fixpunkte hat“, sagt der Sportjournalist. Zwischen vier und zwölf Stunden waren sie an insgesamt 38 Tagen unterwegs. Sie sind an den majestätischen Dolomiten vorbeigekommen, haben Dramatisches erlebt als eine Frau vor ihnen einen 100 Meter langen Hang hinabstürzte, sich aber nur am Knie verletzte. Sie haben bei der Bergung geholfen und ganz neue Facetten am Familienleben entdeckt.

Fritz Kuhn und Guido Wolf testen Champagner

„Natürlich muss man die Kinder auch mit für sie besonderen Dingen locken“, sagt der Ingolstädter, der mehrere Stopps bei einer Fastfoodkette versprochen hatte. Belohnt haben sich alle vier mit einer Gondelfahrt samt Arie auf dem Canale Grande. Inzwischen habe es viele Nachahmer gegeben, erzählt Gerhard von Kapff. Die Botschaft – das können wir auch schaffen sei angekommen.

Wandern kann man auch in den albanischen Alpen oder in den Nationalparks. Im Norden präsentiert sich das Partnerland der CMT von seiner schroffen, wilden Seite. Im Sünden lockt das Land mit seinen spektakulären Küsten. „Unser Reichtum ist die Natur“, Milva Ekonomi, die albanische Ministerin für Wirtschaftsentwicklung, Tourismus, Handel und Unternehmen bei der Eröffnung. „Wir sind ein kleines Land. Man kann auf relativ engem Raum viel unternehmen“, sagt sie. Junge Menschen zieht es in die pulsierende Hauptstadt Tirana mit ihren zahlreichen Cafés und Bars im Areal Block. Albanien ist aber auch ein spannender Ort für Adrenalinjunkies, die sich beim Raften, Hiking oder Biken den entsprechenden Kick holen können. Besucher schwärmen von der Gastfreundschaft und der Küche, die auf authentische Lebensmittel setzt. Anders als in anderen Balkanstaaten herrscht auch ein friedliches Miteinander der verschiedenen Religionen. „In Albanien kommt man als Reisender und bleibt als Gast“, sagt Milva Ekonomi.

Auf dem Rundgang durch die Messe können Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Guido Wolf, Minister für Justiz und Europa am albanischen Stand in Halle 4 davon überzeugen, als sie einen Schluck Champagner des Weinguts Cobo testen dürfen. „Früher tranken alle Raki, jetzt stellen wir auf Wein um und haben schon 100 Labels“, sagt die Ministerin. Guido Wolf lobt das Getränk und den gesellschaftspolitischen Aspekt der Messe. „Die CMT ist ein wichtiger Beitrag, um Vorurteile abzubauen, deshalb war sie nie so wertvoll wie heute.“

Zum Auftakt kommen 5000 Besucher mehr als 2016

70 000 Besucher sind am ersten Wochenende trotz Schneetreibens gekommen und damit 5000 mehr als 2016. „Wir bewegen uns damit auf einem ausgezeichneten Niveau“, sagt Stuttgarts Messegeschäftsführer Roland Bleinroth. Vor allem im Bereich Caravaning, wo 850 Fahrzeuge und 120 Neuheiten präsentiert werden, ist die Besucherdichte enorm. „Dieser Bereich hat sich zu einem klaren Interessensschwerpunkt entwickelt“, sagt Bleinroth. Mehr als 500 Übernachtungsfahrzeuge machen die CMT kurzfristig zum größten Campingplatz in Baden-Württemberg.

Weil aufgrund der ausgebuchten Flächen der Platz fehlt, bauen die Aussteller teilweise in die Höhe. Im kommenden Jahr bei der 50. Auflage der CMT kommen 14.600 Quadratmeter hinzu. Vanco Tancev präsentiert sein Igloo Tube Home auf der Außenfläche neben der Halle 3. Die aus Holz gefertigten Häuschen in Igluform sind ein echter Hingucker, und wer die Tür öffnet findet sich beim Modell Forest in einem gemütlichen Ambiente wieder.

Edlere Variante des Iglus bietet mehr Raum

Damit deckt Igloo Tube die kleine aber feine Nische des Glamping ab. Im Gegensatz zu gängigen Mobilehomes auf Campingplätzen bietet diese edlere Variante mehr Raum. Die Standardgröße liegt bei sechs mal 5,14 Meter und ist in der Länge erweiterbar. Möglich macht es ein modulares Stecksystem. Das Konzept reicht vom Grillpavillon über die mondäne Maritimvariante bis hin zu einem Nachbau der Erdhügel der Hobbits aus Herr der Ringe. Die Zielgruppe sind Campingdörfer. „Aber es gibt auch Anfragen, dass Leute die Igloos als Gästehäuser in ihrem Garten nutzen wollen“, sagt Vanco Tancev. Wie es sich in einem solchen schläft, kann man auf dem Vollmershof in Wolfach im Schwarzwald schon ausprobieren. Dort steht ein Holz-Igloo aus Kiefernholz mitten in der Natur, um Ruhe vom Alltag zu finden.