Dauerleihgabe der Sammlung Scharpff in der Staatsgalerie Stuttgart: Neo Rauch, Alter (die Abbildung zeigt einen Ausschnitt) Foto: Uwe Walter © Courtesy Galerie Eigen+Art/VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Wird die Privatsammlung auf öffentlicher Bühne bald eher die Regel denn die Ausnahme? Das ist das Thema der Gesprächsreihe „Private View“, die im Kunstmuseum private Sammler und Museen in Dialog bringt.

Wird die Privatsammlung auf öffentlicher Bühne bald eher die Regel denn die Ausnahme? Das ist das Thema der Gesprächsreihe „Private View“, die im Kunstmuseum private Sammler und Museen in Dialog bringt.

Stuttgart - Seit nun fünf Jahren präsentieren die Stuttgarter Nachrichten im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Über Kunst“ in der Stuttgarter Galerie Klaus Gerrit Friese führende Persönlichkeiten der Gegenwartskunst.

Zu den zentralen Fragen der Abende etwa mit Peter Weibel, Präsident des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, Ute Meta Bauer, Co-Kuratorin für den US-amerikanischen Pavillon zur Kunstbiennale 2015 in Venedig, Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, und Künstlern wie André Butzer oder Thomas Grünfeld gehört die Frage, wer künftig über die Entstehung und die Pflege unserer Vorstellungen und Wahrnehmungen von Gegenwartskunst entscheiden wird. Werden es noch die öffentlichen Sammlungen sein, oder wird doch auch die Frage, was Kunst in der Gegenwart ist, privatisiert werden? International agierende Sammler wie der Hamburger Harald Falckenberg haben hierzu höchst unterschiedliche Positionen.

Für den unter anderem ständig der Hamburger Kunsthalle verbundenen Stuttgarter Sammler Rudolf Scharpff (wie auch Falckenberg bereits Gast bei „Über Kunst“) gilt die Maxime, dass „die Deutungshoheit von Kunst im Museum liegen muss“. So sieht Scharpff Ausstellungen mit Werken aus seiner Sammlung als „Angebot zur Diskussion“, für das die Museen das Material jeweils selbst auswählen können müssen.

Die andere Seite

„Cool Place. Sammlung Scharpff“ heißt die aktuelle Sonderausstellung des Kunstmuseums Stuttgart. Auf drei Etagen des Kunstmuseums-Kubus sind Werkblöcke unter anderen von Neo Rauch, Albert Oehlen, Christopher Wool und André Butzer zu sehen. Die Schau ist gleichermaßen Anlass wie Folie für die Gesprächsreihe „Private View. Privat gesammelt – öffentlich präsentiert“, die an diesem Dienstag um 19 Uhr mit einer Bestandsaufnahme beginnt.

„Die Lust des Sammelns: Tradition und Motivation“ ist der Abend überschrieben, zu dem neben weiteren Gästen auch Sabine Breitwieser, Direktorin des Salzburger Museums der Moderne, und Michael Hutter, Direktor der Abteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, kommen werden.

Beherrschend für die gesamte Reihe im Kunstmuseum Stuttgart dürfte die Frage sein, ob und inwieweit der andere Blick, der Blick der privaten Sammler, die Arbeit der öffentlichen Kunstmuseen verändert.

Die Fragestellung

„Kürzungen im Kultursektor führen dazu, dass öffentliche Institutionen heute zunehmend auf private Unterstützung angewiesen sind“, summiert das Kunstmuseum die aktuelle Situation.

Und weiter heißt es mit Blick auf die öffentlichen Sammlungen: „Um ihren Bestand zu erweitern und zu aktualisieren, sind viele Museen auf Schenkungen, Stiftungen oder Dauerleihgaben aus privater Hand angewiesen. Dabei sind die Kooperationsformen zwischen Ausstellungshäusern und Sammlern ebenso individuell wie die Profile der Sammlungen und die dahinter stehenden Personen.“

Als Fragestellung formulieren Kunstmuseumsdirektorin Ulrike Groos und ihr Team: „Was bedeutet das Sammeln von Kunst, wenn es von öffentlicher Seite betrieben wird, im Unterschied zum privaten Aufbau einer Sammlung? Handelt es sich bei der Zusammenarbeit von Museen und Privatsammlern um ein Verhältnis auf Augenhöhe?“

Die Reihe

Vormerken sollte man sich in der sechsteiligen, durch das Auktionshaus Christie’s unterstützten Reihe den 7. Oktober, wenn zum Thema „Sammeln auf Augenhöhe“ unter anderen Marion Ackermann als Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und Rudolf Scharpff als Privatsammler zu Wort kommen, und den 14. Oktober mit Privatsammlern wie Julia Stoschek und Thomas Grässlin. Wer Anstöße für die Fragen von „Private View“ bekommen möchte – die Sammlungspräsentationen des Kunstmuseums oder der Staatsgalerie Stuttgart bieten sie gerade auch im Dialog mit aktuellen Sonderausstellungen reichlich. Das Ziel zumindest ist deutlich: Gesucht wird das Kunstmuseum der Zukunft.