Bernhard Richter bereitet sich auf eine mögliche vierte Amtszeit vor. Foto: Horst Rudel

Als einziger Kandidat bewirbt sich Bernhard Richter für die Bürgermeisterwahl am 16. Oktober.

Reichenbach - Es wird die vierte Amtszeit von Bernhard Richter, sollte er bei der Bürgermeisterwahl am 16. Oktober bestätigt werden. Er ist der einzige Kandidat, und damit steht so gut wie fest, dass er zumindest bis zum 60. Lebensjahr weiterhin als Chef der Reichenbacher Verwaltung arbeiten wird. Ob er darüber hinaus noch eine weitere Amtszeit anstreben wird, weiß er heute noch nicht.

Jetzt jedenfalls, macht Richter deutlich, sei er kein bisschen amtsmüde. Er sei ein Mann des offenen Worts, sagt er. Mit seiner sprudelnden und überschwänglich Art geht er durch die Straßen, grüßt jeden, wird von jedem gegrüßt: „Da, sehen Sie hin“, scherzt ein Mann, der Zigarettenkippen vor seinem Haus zusammenfegt, „Das wär’ schön, wenn ich für jede Kippe fünfzig Pfennig bekommen würde, wie früher, wenn man Wühlmausschwänze beim Rathaus abgab.“

Wie kommt man damit klar, immer in der Öffentlichkeit zu stehen? „Wissen Sie“, sagt Richter, „wenn mich jemand im Laden oder bei einer Veranstaltung anspricht, eine Frage oder ein Problem hat, und ich kann ihm helfen, dann habe ich doch schon einen Termin im Rathaus weniger.“

Als Politiker ist Bernhard Richter der Vorsitzende der Freien Wähler Fraktion im Landkreis und damit der Stellvertreter des Landrats. Als Bürgermeister ist Bernhard Richter Chef der 8300 Seelen-Gemeinde Reichenbach an der Fils.

24 Jahre Amtszeit hat Richter schon hinter sich, hat in dieser Zeit seine drei Töchter im Ort groß werden sehen, und auch der Ort hat große Veränderungen erlebt, die Richter zusammen mit dem Gemeinderat angestoßen hat. Dazu zählen der Rückbau der alten B 10, die Sanierung des Ortszentrums sowie der Schulen und der Ausbau der Kinderbetreuung. Richter geht nicht so weit zu sagen, dass jedes Reichenbacher Kind sofort einen Ganztagesplatz bekomme, weil der Bedarf ständig steige, es gebe aber auch keine Warteliste. Die durch die Landesregierung angestoßenen Umbrüche in der Schullandschaft habe die Gemeinde inzwischen gelöst, berichtet er. Die beiden Grundschulen seien fusioniert, die Werkrealschule in die Realschule integriert. Ein jetzt leerstehendes Schulhaus in schmucken Gründerzeit-Klinkern ist jetzt Teil des neuesten Sanierungsgebietes von Reichenbach, dem Zentrum-Nord.

Zentrum-Nord liegt zwischen der Einkaufsstraße und dem alten dörflichen Ortskern, Hier hat die Gemeinde ältere Häuser gekauft und für den Abriss bestimmt, die Schule bleibt erhalten. Dort plant die Stadt ein urbanes Wohnen und richtet ihr Augenmerk besonders auf jene Bürger, die in den 70er und 80er Jahren in die Ortsteile Risshalde oder auf den Siegenberg gezogen sind und wieder zurück in das Zentrum wollen, um dort die kurzen Wegen und ebenen Strecken zu nutzen. Damit, so hofft Bernhard Richter, würden ihre alten Häuser frei für neue junge Familien, die in den Ort ziehen wollen.

Die Gemeinde wird sich auch die nächsten acht Jahre nur innerörtlich entwickeln und nur kleinteiliges Gewerbe ansiedeln können. Schuld daran ist die Tatsache, dass die Gemeinde eine kleine Gemarkung hat, die überdies in den Schurwald reicht, wo eine Bebauung nicht möglich ist. Die Streuobstwiesen Richtung Ebersbach will die Gemeinde auf alle Fälle erhalten, deswegen ist nur auf dem Gelände einer Baumschule ein neues Baugebiet möglich. Hier plant Reichenbach ein grünes Dorf; eine Siedlungsform, die Energie erwirtschaftet und sie in das Netz einspeist. Ein mögliches kleineres Gewerbegebiet könnte einmal da stehen, wo sich jetzt noch in Richtung Hochdorf der Schrottplatz befindet.

Wie der Name Reichenbach schon sagt, hat das Gewässer, das der Gemeinde den Ortsnamen gab, alle 15 Jahre sehr reichhaltig Wasser, weswegen die Gemeinde vier Millionen Euro in den Hochwasserschutz investieren muss. Alles in allem wird Bernhard Richter auch in einer nächsten Amtszeit das Geschäft nicht ausgehen.