So sieht eine Draisine aus. Ewald Dubb aus Wendlingen hat eine nachgebaut. Foto: Horst Rudel

Eine 60 Kilometer lange Jubiläumsradtour im Sommer erinnert an den Erfinder des Fahrrads. Sie führt an sechs Tagen durch fünf verschiedene Landkreise.

Region - Als der Herr von Drais zwei Kutschenräder und einen Sattel zum ersten Laufrad der Welt zusammenleimte, hielten ihn die meisten Leute für einen Spinner – im kommenden August feiert die Region das Genie mit der Einladung, zu seinen Ehren durch fünf Landkreise zu strampeln. Wobei der Ausdruck „strampeln“ genauso anachronistisch ist wie die Draissche Draisine. Den die Radtour zum 200. Geburtstag des Fahrrades ist vor allem für E-Bikes gedacht, wobei sportliche Radler mit altherkömmlichen Fahrrädern nicht ausgeschlossen werden.

Es geht zu den touristischen Höhepunkten der fünf Landkreise Esslingen, Göppingen, Rems-Murr-Kreis, Ludwigsburg und Böblingen, wobei das Wort Höhepunkte zumindest im Kreis Esslingen durchaus wörtlich genommen werden darf, denn die Strecke hat ordentlich Höhenmeter. Von Owen, der heimlichen deutschen Whisky-Hauptstadt, geht es ins Biosphärengebiet sowie ins Lenninger Naturschutzzentrum und natürlich auch nach Beuren. Am Abend ist hier ein Besuch der Therme geplant, mit seelischer und körperlicher Tiefenreinigung.

Die Steigungen sind gewollt. „Schließlich ist es eine E-Bike-Strecke“, sagt Stefanie Bläsing, die Tourismus-Expertin im Landratsamt Esslingen. Sie ließ von den Planern extra Steigungen einbauen, um die Vorteile des E-Bikes auszunutzen. Denn dieses besitzt mit dem Saft aus der Steckdose genug Kraft, um auch die Gipfel der Schwäbischen Alb oder des Schwäbischen Waldes zu stürmen. Warum die Region überhaupt eine E-Bike-Strecke ausschilderte, sei, laut Stefanie Bläsing, dem Gedanken geschuldet, die nachhaltige Mobilität zu stärken und damit auch das E-Bike.

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Das Projekt stammt aus dem Jahr 2013

Das Projekt stammt aus dem Jahr 2013. Damals hat die Region zusammen mit einem Fachbüro eine E-Bike-Strecke durch die Region Stuttgart erarbeiten lassen, die 2014 ausgeschildert wurde. Durch die Jubiläumstour im August kommt die Strecke zu neuen Ehren. Das Böblinger Landratsamt hat den Sindelfinger Reiseveranstalter Jomotours ins Boot genommen, der zusammen mit einem Böblinger Fahrradanbieter die Übernachtungen und das touristische Begleitprogramm organisiert.

Der Chef von Jomotours ist ein gemütlicher Mitfünfziger namens Joachim Stöffler, den man sich auch eher auf einem E-Bike vorstellen kann, als auch einem Carbonrenner zum Treten.

Von Beruf ist er Maschinenbauer, doch er hatte schon während seines Studiums zusammen mit Eric Moarefi und Johannes Söhner das getan, was er am liebsten tat, nämlich Reisen zu organisieren. Die Drei waren im Jahr 1994 auf die Idee gekommen, Eventreisen anzubieten. Sie mieteten Busse und schickten ihre Kunden einen Tag auf das Oktoberfest, zur Love Parade nach Berlin, zum Königinnentag nach Amsterdam oder zum Karneval nach Venedig. Das Büro lief so gut, dass Stöffler das Studium an den Nagel hängte und in der Reisebranche blieb. Den größten Erfolg hatte Jomotours bei den Veranstaltungen zur Milleniumsfeier, als die drei bis zu 4000 Kunden mit 80 Bussen zu exklusiven Silvesterparties schickten.

Für die Jubiläumsradtour hat das Unternehmen den Böblinger Elektrofahrrad-Spezialisten Ezee ins Boot geholt. Der stellt der Radfahrertruppe auch zwei Begleiter. Einer vorne, der weiß wo es langgeht, und einer hinten, der aufpasst, dass niemand verloren geht. Beide Führer sind den Weg schon mal abgefahren und beide Führer können auch ein E-Bike reparieren.

Sechs Tage und fünf Nächte lang vom 31. Juli bis zum 5. August legen die Teilnehmer täglich etwa 60 Kilometer zurück. Die Tour beginnt um 9.30 Uhr am S-Bahnhof in Asperg und endet voraussichtlich um 16 Uhr in Marbach. Bei diesem Sechstagerennen fährt man über das Heckengäu bis nach Herrenberg, wo es ein Glockenmuseum zu bestaunen gilt, fährt dann weiter nach Waldenbuch inklusive einem Besuch im Rittersport-Museum, wo es um Quadrate in Kunst und Konditorei geht, und besucht dann den Kreis Esslingen.

Weinprobe und eine Stauferstadt

Von dort stoßen die Radler in den Kreis Göppingen vor und besuchen das Naturschutzgebiet Eybtal, besehen sich das Wäscherschlösschen und laben sich bei einer Weinprobe im Remstal. Nun biegt die Tour nach Osten ab zur alten Stauferstadt Lorch und bekommt eine Führung zum Limes und dem wiederaufgebauten Wachturm, bevor die Tour in den letzten Etappen in den Schwäbischen Wald führt.

Neben dem Bergen ist ja der größte Feind des Radfahrers der Regen. Die Veranstalter hoffen zwar auf schönes Wetter, sollte diese Hoffnung trügen, bleibt immer noch das Vertrauen auf wetterfeste Kleidung beziehungsweise Teilnehmer. Und wenn ein Dauerregen die Radler kalt erwischt, dann bestünde immer noch die Möglichkeit, die Tour abzukürzen oder einen kleinen Bus zu organisieren, der die Teilnehmer transportiert.

Mitraddeln: Wer sich bei der Radtour anmelden will, kann das unter der Telefonnummer 0 70 31 / 4 37 56-10 bei Jomotours.