Regierungspräsident Johannes Schmalzl Foto: Leif Piechowski

Seit dem 1. Januar 2008 ist Johannes Schmalzl Stuttgarter Regierungspräsident, und „seitdem gleicht kein Tag dem anderen“, sagt der 49-Jährige beim Stadtschreibtisch der Stuttgarter Nachrichten.

Stuttgart - Auch ein dreistündiges Interview hätte die Aufgaben eines Regierungspräsidiums (RP) nicht in allen Facetten ausleuchten können. Jan Seller, Ressortleiter Landesnachrichten der Stuttgarter Nachrichten, beschränkt sich auf 75 Minuten, in denen Schmalzl druckreif genügend Infos über diesen „Riesenladen“ (Sellner) liefert.

So etwa, dass in der größten Landesbehörde, zuständig für vier Millionen Menschen in den Regionen Stuttgart, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg, Mitarbeiter aus mehr als 100 verschiedenen Berufen tätig sind: Architekten, Archäologen, Pädagogen, Umweltschützer, Fischereiexperten und Juristen wie Schmalzl selbst. Auch er hat einen tollen Job – trotz der Arbeitsbelastung. „Die Abende kann ich vergessen“, sagt der verheiratete Vater dreier Kinder, wenn er nach der Amtsverpflichtung eines Oberbürgermeisters nach Hause kommt, von 22 Uhr an die von den Mitarbeitern kopierten 1000 Seiten Papier für den nächsten Tag durchackert, „bis es um zwei Uhr ins Bett geht“.

Wer die Tageszeitung aufschlage, erkenne, „dass von zehn Themen bei mindestens fünf wir beteiligt sind“, wenn man mal von Kultur und Sport absehe. Gerne verweist er auf das Lob bei der Präsentation der neuen Lackiererei in Zuffenhausen, als das Porsche-Management schwärmte, „noch nie haben wir erlebt, dass so schnell eine Genehmigung für eine Anlage kam wie hier“. Auch dass kürzlich eine chinesische Delegation da war, „weil die unsere Verwaltung kopieren wollen“, spreche doch für die Effizienz.

Schmalzls Philosophie in der Zusammenarbeit mit der Landesregierung: „Die Ministerien müssen steuern, wir müssen rudern, Die machen die Leitentscheidung, wir haben Sie umzusetzen.“ Doch nicht alles ist rosig in der RP-Zentrale in Stuttgart-Vaihingen. So konnte das Land mangels eigenem Fachpersonal Millionenbeträge an Fördergeldern des Bundes für den Straßenbau nicht abrufen. Das Problem bestehe, räumt Schmalzl ein, und dürfe sich auch nicht wiederholen. Andererseits: „Man kann nicht mit null Ingenieuren das Doppelte an Bausummen verbauen“, verweist er auf Wiederbesetzungssperren bei Ruheständlern. Aktuell hat er das Problem, Bauingenieure zu finden. „Der Markt ist leergefegt.“ Früher gab’s bei Ausschreibungen zehn bis 15 Bewerbungen, „jetzt müssen wir jedem hinterherlaufen, der Frust ist groß.“ Der Verdienst auf dem privaten Markt sei deutlich besser. Und: „Wenn er gut ist, kann er in Dubai eine Insel im Meer entwerfen, bei uns einen Kreisverkehr – klar, was der lieber will.“

Und was ist mit dem Schneckentempo in Sachen Windenergie? Das treffe nicht zu, hier sei sorgfältige Prüfungen nötig: „Wer eine streng geschützte Tierart wegmauschelt, hat den Staatsanwalt auf den Hals , beim Juchtenkäfer gab es Strafbefehle“. Denn „man kann doch nicht einfach sagen: Der Rotmilan ist mir wurscht.“

Ist der Albaufstieg in zehn Jahren so weit? „Das ist mein Wunsch“, sagt Schmalzl. Nur noch ein Nadelöhr sei übrig, „jetzt haben wir das Go, die Planung zu Ende zu bringen“, nach der Zusage aus Berlin. Dann müsse man die Menschen nicht mehr über Museumstrassen schicken und durch einen Lämmerbuckeltunnel, „der aussieht wie ein Badezimmer“. Ironischer Nachsatz: „Dann muss der Bund nur noch die kleine Aufgabe lösen, 500 Millionen Euro bereitzustellen.“