Rohr für Rohr entsteht in Freiberg ein Regenrückhaltebecken. Foto: Georg Linsenmann

In Freiberg entsteht ein neuer Regenüberlaufkanal. Der „RÜK Eschbach“ bietet eine Art Parkraum für rund 350 Kubikmeter plötzlich anfallendes Regenwasser, das dann kontrolliert abgeleitet werden kann.

Mühlhausen - Gleich mehrere Fliegen werden hier mit einer Klappe geschlagen: Vorneweg dient der Regenüberlaufkanal dem Hochwasserschutz in Mühlhausen. Denn bei Starkregen und massiven Gewittergüssen schießt das Wasser von Freiberg her den Hangwald herunter Richtung Feuerbach, wo das sonst harmlose Rinnsal in der Betonrinne schnell zu einer reißenden Flut anschwillt. „Im vergangenen Sommer sind wir wieder haarscharf an einer Überschwemmung vorbeigeschrammt“, sagt Mühlhausens Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Diese Gefahr wird durch den neuen Überlaufkanal, der in Freiberg im Bereich der früheren Gleisschleife der U 7 entsteht, entscheidend gemindert. Denn der „RÜK Eschbach“ bietet eine Art Parkraum für rund 350 Kubikmeter plötzlich anfallendes Regenwasser, das dann kontrolliert abgeleitet werden kann.

Verblüffende Bauweise

So bestimmen derzeit riesige Röhren und Bagger das Areal zwischen Bahntrasse und Waldrand. Viel zu sehen ist vom künftigen „Parkraum“ für das Wasser trotzdem nicht, was an einer verblüffenden Bauweise liegt: Statt eine einzige große Grube auszuheben und dann auf deren Grund das Röhrensystem auszulegen, werden die Röhren mit ihren knapp drei Metern Durchmesser schachtweise acht Meter tief in der Erde versenkt und sukzessive verbunden: „Das spart Kosten und Bauzeit, zudem haben wir im sensiblen Umfeld des Schonwaldes auch weniger Aushub,“ erklärt Christoph Schmid vom zuständigen Tiefbauamt. Er weiß auch, dass der Begriff „Regenüberlaufkanal“ ein wenig irreführend ist: „Der Effekt ist aber derselbe wie bei einem klassischen Rückhaltebecken.“

Und Schmid kennt natürlich auch die weiteren positiven Effekte des Bauwerkes. Dabei zeigt sich, dass für die federführenden Planer vom Tiefbauamt und von der Eigengesellschaft Stadtentwässerung der verbesserte Hochwasserschutz für Mühlhausen eher ein Nebeneffekt des unterirdischen Bauwerkes ist. Ihnen geht es vorrangig um jene Effekte, die das Hauptklärwerk Mühlhausen und die Güte des Wassers betreffen, das in den Feuerbach und von dort in den Neckar gelangt: „Durch den Zwischenspeicher Eschbach können wir auch das Schmutzwasser kontrolliert Richtung Hauptklärwerk ablassen.“

Auch die Umwelt hat etwas davon

„Die ersten fünf Minuten eines Regengusses sind entscheidend,“ betont Ekkehardt Schäfer, im Tiefbauamt Leiter der Abteilung Entwässerung, „dieser Spülstoß bringt alles mit, was Dächer, Straßen oder Gehsteige an Dreck parat haben. Und dieser Spülstoß wird nun im Rückhaltekanal aufgefangen, quasi zwischengelagert und dann kontrolliert und gleichmäßig abgegeben.“ Dass dies kontinuierlich geschieht, ist wichtig für die Funktion der Kläranlage. Dabei spielt auch eine Rolle, dass bisher zu viel sauberes Regenwasser in die Kläranlage gelangt ist: „Das ist unnötig. Solches Mischwasser bindet Reinigungskapazität und ist unwirtschaftlich,“ erklärt Schäfer, die Kläranlage brauche für ihre komplizierten biologischen Abläufe vor allem „dickes Wasser“. „Außerdem hat die Umwelt auch was davon,“ ergänzt Christoph Schmid, „wir fangen die dicke Brühe auf und der Feuerbach bekommt nun nur noch unbedenkliches, sauberes Wasser.“

Für dieses neue Trennsystem musste übrigens auch eine zweite Röhre in den Hang gelegt werden. Weil es sich beim Eschbachwald um einen Schonwald handelt, war eine Genehmigung durch die höhere Forstbehörde nötig. Die kam aber: Weil die bereits fertige Röhre im sogenannten Bohrspülverfahren gelegt wurde, waren die Eingriffe in Boden und Wald minimal.

Die Kosten fürs Bauwerk insgesamt sind auf 3,4 Millionen Euro taxiert. Spätestens Anfang kommenden Jahres soll alles fertig sein. Derzeit ist man zeitlich „unter Plan“. Dazu meinte der Bauarbeiter vor Ort: „Wir haben ja keinen Winter. Da können wir immer schön schaffen.“