Die vier Kombattanten Ylleza Bajrami, Lejla Catovic, Nellie Schuhmann und Jannis Bantle Foto: Georg Linsenmann

Im Neuen Gymnasium in Feuerbach haben Oberstufenschüler um den Einzug zum Regionalentscheid gekämpft.

Feuerbach - Nicht mit einer Power Point-Show blenden, sondern allein mit der Kraft der Worte und dem Gewicht der Argumente überzeugen und so auch die Zuhörer für sich und seine Sache einnehmen: Darum geht es bei „Jugend debattiert“. Dass dies keine reine schulische Spielerei ist, um seinen Verstand zu wetzen, deutete auch eine Premiere an: Erstmals war Bezirksvorsteherin Andrea Klöber zur Eröffnung des Wettbewerbes an die Schule gekommen. Und Klöber machte keinen Hehl daraus, dass auch im politischen Raum für eine Kultur der Debatte „Luft nach oben ist“ – und wünschte nachgerade, dass „Sie als nachwachsende Generation das später besser machen“.

Sprachschulung ist Demokratieschulung

Dass die Latte bei „Jugend debattiert“ ganz schön hoch liegt, darauf lässt auch schließen, wie die Schulleiterin Susanne Heß die Bedeutung des Wettbewerbes skizzierte: „Es geht um die Frage, wie wir in der Öffentlichkeit miteinander umgehen. Ob wir nur noch Daumen hoch oder runter machen, oder ob wir Argumente austauschen und auch die Gegenpositionen kennenlernen wollen.“ So gesehen sei das Debattieren auch eine Schulung zur Demokratie und des Umgangs miteinander. Und natürlich auch eine gute Sprachschulung.

Pro und Contra im Disput

„Dann legt mal los!“ Alexander Mak, der an der Schule eine Debattier-AG etabliert hat, gab den Startschuss für Ylleza Bajrami, Jannis Bantle, Lejla Catovic und Nelli Schuhmann, die sich nach zwei sehr kurzfristigen Absagen in die Finalrunde getraut hatten. Zehn Tage zuvor hatten sie das Thema erhalten: „Soll das Neue Gymnasium eine eigene Facebook-Seite einrichten?“ Zuletzt war das Quartett in Pro- und Contra-Duos geteilt worden: Jannis und Nellie sollten die Argumente für, Lejla und Ylleza die gegen das Projekt vortragen. Zwei Minuten, um die individuelle Position vorzutragen, dann in verkürzten Einheiten noch einmal ein möglichst offener Austausch.

Und das ging sehr engagiert und zivilisiert vonstatten, wobei die Schlussrunden die Eingangspositionen bestätigten: Facebook ist näher dran an der jungen Generation, die sich gewohnheitsmäßig in „sozialen Netzen“ aufhält, meinte etwa Nellie, während Ylleza die bestehende Haus-Website „nicht dafür wegschmeißen“ wollte. Pro konterte mit „Zusatzangebot“ und dem Plädoyer, „mit Mut das Neue selbst zu gestalten“, Contra legte immer wieder die Datenschutz-Problematik auf die Waagschale. Am Schluss beharrten sie auf ihren Positionen – bescheinigten sich aber gegenseitig, dass es „interessant war, was Ihr gesagt habt“.

„Es war eine würdige Finaldebatte“

Für die Jury lobte Alexander Mak, dass „alle Knackpunkte deutlich gemacht wurden und dass es ein guter Austausch war“ und meinte: „Es war eine würdige Finaldebatte.“ „Ganz knapp“ sah die Jury schließlich Nellie vor Lejla, beide 17 Jahre alt. Den Ausschlag hatte gegeben, dass Nellie eine Spur mehr auf Gegenargumente eingegangen war – und das auch lebhaft, eloquent und selbstbewusst vorgetragen hatte. Ein wenig kommt es in der „Debatten-Kultur“ also auch darauf an, wie man es versteht, seinen Argumenten auch rhetorisch Gewicht zu verschaffen. So darf man auch Maks Schlusswort verstehen: „Ihr habt durch den Wettbewerb alle an Erfahrung gewonnen.“ Und nur so wächst etwas, was man die „Kunst der Rede“ nennen könnte.