Bildungsland Baden-Württemberg? Dieses Image ist angekratzt. Beim Schulleistungsvergleich kommen die Südwest-Schüler übers Mittelmaß nicht hinaus. Die Bundesländer im Osten liegen vorn. Foto: dpa-Zentralbild

Beim Schulleistungsvergleich geht Baden-Württemberg nur als Mittelmaß hervor. Der Landeselternbeirat sieht Defizite bei den Lehrern, der Landesschülerbeirat beim Kultusministerium.

Stuttgart - Angesichts des schlechten Abschneidens baden-württembergischer Neuntklässler in der jüngsten Schulvergleichsstudie fordert der Landeselternbeirat eine bessere Wissensvermittlung. Der Vorsitzende Theo Keck sagte den Stuttgarter Nachrichten: „Es ist eben ein himmelweiter Unterschied, ob ich Mathematik an der Uni lerne oder an der Schule unterrichte. Lehramtsstudenten müssen wieder in der Lage sein, Schülern Mathematik zu vermitteln.“ Dies müsse bei der anstehenden Reform der Lehrerausbildung berücksichtigt werden.

Theo Keck ist der Vorsitzende des Landeselternbeirats. Foto: dpa

Keck beklagt zudem eine Stofffülle: „Erst vor kurzem habe ich bei einem Tag der Mathematik im Kultusministerium von einer Untersuchung erfahren, die belegt, dass unsere Kinder mit dem Siebenfachen an mathematischen Problemstellungen zugekleistert werden als beispielsweise Schüler in den Niederlanden. An unsere Schüler wird eindeutig zu viel herangetragen. Man lässt ihnen nicht die Zeit, mathematische Lösungskompetenzen zu entwickeln.“

„Anstatt G8 jetzt durchzuziehen, schreckt man immer wieder zurück“

Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Christian Stärk, kommentierte den Ländervergleich der Schülerleistungen gegenüber den Stuttgarter Nachrichten kritisch. „Schule bedeutet mehr als nur Fachwissen zu vermitteln“, sagt er. Der Ländervergleich bilde lediglich einen Teil der Realität ab. Stärk: „Es kommt nicht nur auf solche Rankings an.“ Als Grund für die Leistungsunterschiede vermutet Stärk, dass gerade die ostdeutschen Länder deutlich mehr Wert auf naturwissenschaftlichen Fächer und Mathematik legten als etwa Baden-Württemberg. Es sei dort kaum möglich, solche Fächer abzuwählen. Auch die Lehrerbildung sei seinem Eindruck nach im Osten moderner.

In Baden-Württemberg mangele es außerdem oft an einer klaren Linie: „Anstatt G8 jetzt durchzuziehen, schreckt man immer wieder zurück.“ Baden-Württembergs Kultuspolitik sollte das Ergebnis seiner Ansicht nach als Weckruf nehmen: „Die Landesregierung muss aufhören mit der Sparpolitik.“