Weil sie als erste Frau der Geschichte bei der EM in Frankreich als Kommentatorin eingesetzt wird, erntet Claudia Neumann dieser Tage einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken. Foto: dpa

Claudia Neumann wurde vom ZDF als erste Kommentatorin der Geschichte für die EM in Frankreich eingesetzt. Was ein Zeichen hatte werden sollen, uferte in einen Shitstorm und eine Sexismus-Debatte aus. Auf den Shitstorm folgen nun Solidaritäsbekundungen.

Stuttgart - Fairness, Toleranz und Respekt lauten jene Werte, die im Sport groß geschrieben und auch bei der aktuellen Europameisterschaft in Frankreich gelebt werden sollen. Brutale Übergriffe verschiedener Hooligans und nicht zuletzt die verbalen Angriffe auf die ZDF-Kommentatorin aber haben gezeigt, dass diese Wert zwar auf, aber nicht neben dem Platz gelebt werden. Insbesondere die sozialen Netzwerke sind in den vergangenen Tagen dabei einmal mehr zu einem unschönen Nebenschauplatz geworden, auf dem vermeintliche Fußball-Anhänger Chauvinismus, Intoleranz und Sexismus walten lassen.

Zielscheibe der wüsten Beschimpfungen wurde die ZDF-Moderatorin Claudia Neumann, die vergangene Woche Geschichte geschrieben hatte, als sie als erste Frau in der nunmehr 56-jährigen Geschichte der UEFA-Fußball-Europameisterschaft ein Spiel der Herren kommentiert hatte. Als "Kampflesbe" aber vor allem auch als völlig unqualifiziert - natürlich allein aufgrund ihres Geschlechts - hatte sich die 51-jährige Sport-Journalistin von (meist) männlichen Nutzern seither beschimpfen lassen müssen. Auch nach ihrem zweiten Einsatz als Kommentatorin am Freitag riss der Shitstorm nicht ab.

Während sich der ein oder andere geistig in längst vergangenen Jahrhunderten bewegt und sich in der Hoffnung auf ein klein wenig Aufmerksamkeit in seinem befremdlich-frauenfeindlichen Gedankengut suhlt, erhält Neumann inzwischen jedoch zahlreiche Solidaritätsbekundungen.

Nicht wenig gehen dabei so weit, Neumanns Einsatz für das Finale am 10. Juli zu fordern.

Und Neumann selbst? Die scheint das Ganze mit Fassung zu nehmen. In einem Gespräch mit der WAZ bedauerte sie, dass Frauen bei Teilen der Gesellschaft wenn es um Fußball geht "nur geduldet" und "am besten hübsch anzusehen aber keinesfalls in der klassischen Männerrolle" erachtet werden würden. Gleichzeitig, so Neumann, gelte das selbstverständlich nicht für alle. "Ich kenne auch Menschen, die es kaum fassen können, dass im Jahr 2016 solche Debatten überhaupt noch geführt werden."