Nach zahlreichen Überfällen vermeldet die Polizei einen wichtigen Ermittlungserfolg Foto: dpa

Es wurde höchste Zeit: Die Polizei hat einen vor elf Wochen aus der Psychiatrie geflüchteten 36-jährigen Stuttgarter festgenommen – und damit wohl auch eine Serie von Raubüberfällen geklärt, die zuletzt in immer kürzerem Takt in der Stadt verübt wurden.

Stuttgart - Es wurde höchste Zeit: Die Polizei hat einen vor elf Wochen aus der Psychiatrie geflüchteten 36-jährigen Stuttgarter festgenommen – und damit wohl auch eine Serie von Raubüberfällen geklärt, die zuletzt in immer kürzerem Takt in der Stadt verübt wurden. Als am Montag um 14 Uhr in der Büchsenstraße in der Innenstadt die Handschellen klickten, hatte der Mann sein Handwerkszeug dabei: eine Pistole und eine Plastiktüte. Offenbar stand bereits der nächste Überfall auf dem Programm.

Mit Zahnschmerzen hatte sich der 36-jährige Peter T. am 14. Juli eine günstige Gelegenheit zur Flucht verschafft. Wegen schwerer räuberischer Erpressung war der Drogensüchtige zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden und sollte im Zentrum für Psychiatrie in Zwiefalten (Kreis Reutlingen) eine Entzugstherapie absolvieren. Doch auf dem Weg zum Zahnarzt in Hayingen entkam er seinen Bewachern und verschwand zwischen den Häusern. Trotz Großfahndung mit Hubschrauber blieb er wie vom Erdboden verschluckt.

Offenbar war es für ihn kein Problem, in Stuttgart einen Unterschlupf zu finden. Und es war wohl auch keine Frage, wie er seinen Lebensunterhalt und seine Drogensucht finanzieren würde: Mit Raubüberfällen. „Wie viele Taten in letzter Zeit hierfür infrage kommen, darüber dauern die Ermittlungen noch an“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer.

Ein Überfall, der passen könnte, ist der Raub auf einen Toto-Lotto-Laden in der Charlottenstraße in der Innenstadt. Der Täter bedrohte am 13. September den 57-jährigen Bediensteten mit einer Pistole und ließ sich die Beute von fast 2000 Euro in eine braun-schwarz-weiße Plastiktüte verpacken. Nur fünf Tage später tauchte ein Räuber mit Pistole und charakteristischer Plastiktüte in einer Tankstelle an der Immenhofer Straße im Stuttgarter Süden auf. Drei weitere Tage später geriet ein Hotel an der Johannesstraße im Stuttgarter Westen ins Visier. Der mit einer Pistole bewaffnete Täter erbeutete ein paar Hundert Euro aus einer Schublade.

Schon am nächsten Tag der nächste Raub: Ein bewaffneter Täter erbeutete in einem Kiosk an der Landhausstraße im Stuttgarter Osten mehrere Hundert Euro, die er in eine Plastiktüte steckt. Einen weiteren Tag später, inzwischen ist es der 23. September, erwischt es eine Bäckerfiliale in der selben Straße. Der mit einer Schusswaffe ausgestattete Täter reicht der Angestellten eine Plastiktüte und lässt sich mehrere Hundert Euro einpacken. Nach weiteren drei Tagen, am vergangenen Freitag, wird eine Bäckerfiliale in der Straße Strohberg im Stuttgarter Süden von einem bewaffneten Täter überfallen. Am Samstag trifft es ein Hotel an der Hauptstätter Straße im Stuttgarter Süden. Eine Angestellte blickt dort in den Lauf einer Pistole.

Das Raubdezernat der Kripo hat da schon einen Verdacht. Der Mann auf den verschiedenen Videoaufzeichnungen ähnelt dem 36-jährigen Peter T. – doch wo steckt er? Junge Beamte der Einsatzhundertschaft, die am Montagnachmittag privat in der Innenstadt unterwegs sind, erkennen ihn zufällig vor einem Laden in der Büchsenstraße. Das alarmierte Mobile Einsatzkommando nimmt ihn fest. Rechtzeitig vor dem nächsten Überfall? Peter T. hat eine Softair-Pistole dabei – und die auffällige Plastiktüte.