Das Bezirksrathaus an der Kornwestheimer Straße soll seit Jahren saniert werden. Doch für den Bau eines Aufzuges muss noch Fläche zugekauft werden. Foto: Archiv Chris Lederer

Der Einbau eines Aufzuges ist dringend notwendig. Das Gebäude ist nicht barrierefrei. Die Stadt braucht ein Stück vom Grundstück des Nachbarn.

Stuttgart-Stammheim - Noch immer tun sich gehbehinderte Menschen oder auch Eltern mit Kinderwagen schwer, wenn sie ins Stammheimer Rathaus müssen. Das Gebäude ist nicht barrierefrei. Ins Büro der Bezirksvorsteherin, den Trausaal oder zu den Toiletten im zweiten Stock gelangt man nur über Treppen. Zwar gibt es einen Treppenlift im Erdgeschoss, doch der ist nur selten in Betrieb, außerdem umständlich in der Handhabung und zu guter Letzt führt er nur ins Hochparterre, aber eben nicht in den zweiten Stock.

Viel gewonnen ist damit nicht. „Wir bieten den Leuten an, dass wir nach unten ins Besprechungszimmer kommen, um sie zu beraten“, sagt Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Eine Dauerlösung sei das freilich nicht. Zumal der fehlende Aufzug nicht der einzige Mangel am Gebäude ist: Die Fenster sind schlecht gedämmt, das Dach undicht und auch die Fassade ist dringend sanierungsbedürftig (wir berichteten). Seit bereits vier Jahren ist ein Sicherheitsnetz über dem Dachtrauf angebracht, damit mögliche herabfallende Ziegel niemanden verletzen.

Das Geld für die Sanierung ist bereitgestellt

Im aktuellen Doppelhaushalt ist Geld für die Sanierung und den Einbau eines Außenaufzugs bereitgestellt worden. Doch warum ist noch nicht mit den Arbeiten begonnen worden? „Die Angelegenheit ist kompliziert“, erklärt Martin Thronberens, Pressesprecher der Stadt: „Um den Aufzug an der richtigen Stelle zu installieren, benötigen wir die Teilfläche eines privaten Nachbarn. Grundsätzlich sind wir mit dem Eigentümer über den Kauf der Fläche einig.“ Derzeit überprüften das Hochbauamt und der Architekt, wie groß die Fläche tatsächlich sein muss. Um die bisherigen Entwürfe umzusetzen, müssen unter anderem bestimmte Abstände zum Nachbargrundstück eingehalten werden. Eine Schwierigkeit sei außerdem, dass auf der benötigten Teilfläche für den Aufzug eine Scheune abgebrochen und eine angrenzende Scheune saniert werden muss. „Die endgültigen Kosten dafür stehen noch nicht fest“, sagt Thronberens. „Sobald hierzu konkrete Zahlen vorliegen, werden wir ein gemeinsames abschließendes Gespräch mit dem Eigentümer zum Kaufvertrag im Bezirksrathaus Stammheim führen.“ Dabei werde es auch um die endgültige Kostenverteilung für den Abbruch beziehungsweise die Sanierung der Scheune gehen.

Immerhin: Unabhängig von den Kaufverhandlungen liegen die Planungen für den außen liegenden Aufzug, die Dach- und Fassadensanierung soweit vor, sagt der Sprecher. Es sehe keine Probleme, was die Genehmigungsfähigkeit der Maßnahme angeht, auch sei nicht davon auszugehen, dass sich die Kosten wesentlich erhöhten. Ein Baugesuch könne jedoch erst eingereicht werden, wenn der Grundstückskauf in trockenen Tüchern ist. Dann erst könne man auch den für das Baugesuch benötigten Lagenplan fertigen. „Ausschreibungen können dementsprechend derzeit ebenfalls noch nicht gemacht werden.“ All das führe zu den aktuellen Verzögerungen der Sanierung und des Baubeginns. Wann es losgeht, „ist daher weiter offen und kann derzeit nicht vorhergesagt werden“.

Arbeiten sollen baldmöglichst über die Bühne gehen

Bezirksvorsteherin Susanne Korge äußert sich verständnisvoll, dass sich der Kauf des Nachbargrundstücks hinzieht. „Es waren die Eigentumsverhältnisse im Grundbuch nicht aktuell, das musste erst bereinigt werden – das sind Fakten, da kommt man nicht dran vorbei“, erklärt sie. Allerdings sei die angestrebte Lösung, die einen integrierten Aufzug im Bereich des Nebeneingangs vorsieht, die deutlich bessere Planungsvariante als diejenige, den Lift an der Seite zur Bücherei anzubauen. „Auf diese Weise hätte man das Rathaus nur über Stege erreichen können und es wäre in jedem Stockwerk ein Zimmer weggefallen“, sagt Korge. „Das wäre teurer geworden, wir hätten Platzprobleme bekommen und es wäre auch optisch keine gute Lösung gewesen.“ Korge ist zuversichtlich, dass die Arbeiten so baldmöglichst über die Bühne gehen – dann mit Sanierung und Aufzug in einem Aufwasch.