An der A 8 gibt es weniger Blitze – doch die Verkehrssünder zahlten trotzdem mehr. Foto: dpa

Auf den Autobahnen und Straßen Baden-Württembergs sind deutlich weniger Temposünder geblitzt worden. Trotzdem gab es fünf Millionen Euro mehr Bußgeld für die Landeskasse. Wie kommt das?

Stuttgart - Verkehrssünder in Baden-Württemberg haben im vergangenen Jahr 30,3 Millionen Euro löhnen müssen – das sind knapp fünf Millionen mehr als im Vorjahr. Dies geht aus einem Sachstandsbericht der Zentrale Bußgeldstelle des Landes hervor, der unserer Zeitung vorliegt.

Bemerkenswert dabei ist, dass die Zahl der erwischten Temposünder und der Ordnungswidrigkeitenverfahren auf den Autobahnen des Landes eigentlich rückläufig ist. An den vier stationären Messanlagen auf der A 8 zwischen Leonberg und Flughafen ging die Zahl der Blitze von 1,1 Millionen auf 780 000 zurück, damit sank auch die Zahl der behördlichen Verfahren von 560 000 auf 375 000 Fälle.

Fahrverbote für 15.000 Autofahrer

„Die Autofahrer haben sich an die 2013 in Betrieb genommenen Anlagen gewöhnt“, sagt Wilfried Schramm, Leiter der Zentralen Bußgeldstelle, auf Anfrage, „außerdem gab es längere Zeiträume, an denen wegen vereinzelter Ausfälle nicht gemessen werden konnte.“ Die Zahl der Unfälle auf dem betroffenen Abschnitt der A 8 hat das freilich nicht eindämmen können: Im vergangenen Jahr gab es zwischen Leonberg und Flughafen 22 Prozent mehr Unfälle. Das Autobahnkreuz Stuttgart wurde 2015 zu einem Unfallbrennpunkt. Die Raser waren mit bis zu 223 km/h unterwegs.

Dass das Land trotz weniger Temposünder mehr Strafgebühren eingenommen hat, liegt daran, dass die Polizei verstärkt und nahezu landesweit Abstandsverstöße ins Visier genommen hat. Daraus resultieren folgenschwere und teure Bußgeldbescheide – deren Zahl stieg von 115 000 auf 155 000. Gleichzeitig wurden mehr Fahrverbote verhängt. Etwa 15 000 Autofahrer mussten im vergangenen Jahr eine Zwangspause einlegen – im Jahr davor waren es lediglich 11 000. Für das Jahr 2016 rechnet die Behörde mit „gleichbleibenden Fallzahlen“.