Michael Ransburg Foto: ppf

Aktuell probt der 31-jährige Schauspieler Michael Ransburg wieder einmal in Stuttgart. Er soll in Michael Frans Drei-Personen-Stück „Kopenhagen“ im Forum-Theater den Physiker Werner Heisenberg spielen.

Aktuell probt der 31-jährige Schauspieler Michael Ransburg wieder einmal in Stuttgart. Er soll in Michael Frans Drei-Personen-Stück „Kopenhagen“ im Forum-Theater den Physiker Werner Heisenberg spielen.

Stuttgart - In Fulda war es. Zu seiner Schulzeit am Busbahnhof. Laute junge Männer, Drogenhandel, Schlägereien. „Wie cool du warst, wurde daran gemessen, wie du mit denen verhandelt hast“, sagt Michael Ransburg. Weg habe er ja nicht können.

Jahre später steht er in Kapuzenjacke und Jogginghosen auf der Bühne des Forum-Theaters in Stuttgart, zappelt sich einen ab und nervt die ältere Dame Kiki (Martina Guse) auf der Parkbank mit seiner Kanaksprak. „Menschentypen, vor denen ich mich ängstige oder die mich faszinieren“, sagt Ransburg, „kann ich am besten spielen“. Sechs Wochen lang habe er bei der Probenarbeit mit sich gerungen, ob er in der Rolle des 19-jährigen Bob in „Kiki van Beethoven“ das Klischee des ewig zappelnden, nuschelnden Jugendlichen bediene oder eben nicht.

Das Publikum war begeistert. Und die Kritiker bescheinigten ihm nach der Premiere „bestes Körpertheater“.

Ransburg spricht ruhig, zugewandt, trinkt viel Kaffee mit noch mehr Zucker. Und wenn er lacht, wirkt er so ganz anders als Bob in den Anfangsszenen. Nobel, verletzlich. Aktuell probt der 31-Jährige wieder in Stuttgart, wieder im Forum-Theater. Er soll in Michael Frans Drei-Personen-Stück „Kopenhagen“ den Physiker Werner Heisenberg spielen. Maarten Güppertz spielt Niels Bohr, Schirin Brendel dessen Gattin. Regie führt Dieter Nelle, für Bühne und Kostüme ist Marcel Keller zuständig.

"Naturwissenschaft fasziniert mich"

„Naturwissenschaft fasziniert mich in ihrer Wirkung, ihre Systematik verstehe ich nicht“, sagt Ransburg. Geboren ist der Schauspieler in Wetzlar. In Goethes Werther-Stadt, sagt er. Als Schüler lernte er Cello. 2013 hat Ransbug nach einem Buch von Gideon in eigener Produktion und Regie einen Film gedreht. Titel: „Der Cellist“. Dass er auch richtig gut singen kann und im hellen Salonanzug eine Superfigur abgibt, erlebte das Stuttgarter Publikum in der Musik-Kabarett-Show „Es menschelt“ gemeinsam mit Sebastian Scheuthle und Kilian Gutberlet.

„Bühne“, lacht Ransburg, „gab es für mich, seitdem ich acht Jahre alt war, ob singen, darstellen, den Clown geben, das war mir egal, Hauptsache, die Intention wurde bedient.“ Studiert hat der Waldorfschüler an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Ransburg stand als Mime unter anderem auf den Bühnen des Schauspielhauses Bochum, des Nationaltheaters Weimar, des Thalia Theater Hamburg und vier Jahre lang im Schauspielhaus Zürich. 2011 konnte man ihn am Staatstheater Stuttgart in der Rolle des Montgomery in „Die Jungfrau von Orleans (Regie Annette Pullen) sehen.

„Mein Leben war noch nie so in meinen Händen wie jetzt“, sagt Michael Ransburg. Das Bewusstsein, das sein Leben etwas Eigenes sei, dass er mit seinen Entscheidungen direkt darauf zugreifen könne, sei Glück. „Das ist genau das, was ich will“. Früher, sagt Ransburg, habe er die Vorstellung gehabt, dass er ab Mitte 40 freiberuflich arbeite. „Dann bist du bekannt, alle wollen dich, du kannst dein Leben frei verwalten“. 15 Jahre früher als geplant ist er jetzt in dieser Situation.

Durch Zynismus an Häusern in Freiberuflichkeit getrieben

„Der Zynismus, die Willkür, die manchmal an festen Häusern herrscht, hat mich in die Freiberuflichkeit getrieben“, sagt Ransburg. „Aber nun hab ich die Freiheit, mich selbstverantwortlich zu verwirklichen, mit Genügsamkeit meinen Raum einzunehmen und die Räume anderer respektvoll zu erkennen und sie zu lassen.“ Und er ergänzt, dass er lieber Angst vor finanzieller Not habe, als Angst vor menschlicher Verletzung.

„Mein Großvater hat kurz vor seinem Tod gesagt, dass der Mensch ein Leben lang damit beschäftigt sei, nicht zu fallen“, sagt Ransburg. Der alte Herr habe es physisch gemeint, aber ihm als Enkel habe sich der Satz zur Metapher geweitet. „Wir haben nicht das dritte Bein, jeder Schritt ist Fallverhinderung“, sagt Ransburg. „Ich musste mich nach Zürich entscheiden zwischen einem glücklichen oder einem verschenkten Leben.“

Seit einigen Monaten ist der Wahl-Berliner am Forum-Theater Stuttgart engagiert. An dieser eher kleinen Bühne, sagt er, fühle er sich künstlerisch und menschlich sehr wohl. Sein Heisenberg soll es belegen.

Premiere ist an diesem Mittwoch um 20 Uhr. Karten unter 07 11 / 44 00 749  99