Christoph Muth und Carla Schwarz sind zwei der sechs Raumpiloten, die an der Alb-Orient-Rallye teilnehmen. Foto: Fritzsche

Sechs Architekturstudenten nehmen an der Alb-Orient-Rallye teil. 8888 Kilometer gilt es bei der Rallye zu überwinden, die am 3. Mai in Oberstaufen beginnt. Über die Türkei, Nord-Zypern und Israel geht es nach Jordanien.

S-Nord/S-Süd - Was tun, wenn man gerade mit dem Studium fertig geworden ist oder kurz vor dem Abschluss steht? Wie hält man den Freundeskreis zusammen, der sich an der Hochschule gebildet hat, der sich aber mit dem Berufseinstieg vielleicht verändert? Sechs junge Architekten – gerade fertig mit dem Studium – haben sich eine ungewöhnliche Lösung dafür ausgedacht: „Die Teilnahme an der Allgäu-Orient-Rallye wird unsere Abschlussreise sein, nach der es ungewiss ist, wann wir uns das nächste Mal sehen, da fast alle an verschiedenen Orten ihre Arbeit beginnen“, erzählt Christoph Muth. Seine Mitstreiter sind Melanie Migle, Felix Beck, Simon Köppl, Janosch Welzien und Carla Schwarz. Das Team heißt „Raumpiloten“.

8888 Kilometer gilt es bei der Rallye zu überwinden, die am 3. Mai in Oberstaufen beginnt. Über die Türkei, Nord-Zypern und Israel geht es nach Jordanien. Je Team sind es sechs Leute und drei Autos. Nicht erlaubt sind Autobahnen, Mautstraßen und Navigationsgeräte. „Das wird nicht einfach“, sagt Muth. Das fängt schon bei der Vorbereitung an: Die Studenten haben sich vorgenommen, mit ihrer Rallye-Teilnahme Gemeinschaftssinn zu stiften. „Wir wollen unsere Nachbarschaften – das Heusteigviertel und das Nordbahnhofviertel – einbinden“, sagt Muth. Deshalb haben sie die Autos, mit denen sie die Rallye bestreiten, gemeinsam mit Kindern vom Jugendhaus Nord besprüht und mit bunten Motiven verziert. „Eine Schule in Esslingen stellt Galionsfiguren aus Ton her, mit denen wir die Mercedessterne vorne auf den Autos ersetzen“, sagt Muth.

Der nachbarschaftliche Kontakt, den die sechs Rallyefahrer suchen und fördern wollen, spielt auch bei der Rallye eine wichtige Rolle: Es gewinnt nämlich nicht das Team, das als erstes das Ziel erreicht, sondern das Team, das unterwegs die meisten Sonderaufgaben gelöst hat. Dafür muss man in Kontakt mit den Menschen treten. „Wie wir schon auf vergangenen Reisen gelernt haben, entsteht Kommunikation von allein, wenn man sein Gegenüber mit Respekt behandelt, auch wenn man keine gemeinsame Sprache hat“, sagt Muth. Für harte Fälle geht das nonverbale Wörterbuch Point it mit auf die Reise. Es besteht nur aus Bildern.

Rallye für dem guten Zweck

Gleichzeitig werden die Raumpiloten Dinge in ihren Autos transportieren, die sie in Jordanien einem syrischen Flüchtlingscamp in Amman zukommen lassen wollen. Überhaupt ist die ganze Rallye für den guten Zweck angelegt: Die benutzten Autos aller Rallyefahrer – die im übrigen älter als 20 Jahre sein oder nicht mehr als 1111 Euro wert sein dürfen – werden in Jordanien dem World Food Programme der Vereinten Nationen gespendet. „Betrachtet man die Strecke und das Ziel, wird einem bewusst, in welchen Wohlstand wir leben und dass dies nicht überall selbstverständlich ist“, sagt Muth. „Wir möchten diesen Wohlstand teilen, und aus diesem Grund werden unsere drei Autos bis unters Dach beladen sein mit gespendeten Gegenständen, die wir auf dem Weg oder im Ziel den Leuten geben möchten.“

Wenn die Rallye am Samstag, 3. Mai, startet, können sich die Unterstützer in Deutschland über das Internet, Twitter und Facebook informieren, wo sich das Team Raumpiloten gerade aufhält. „Wir wollen twittern und auf Facebook schreiben, wo wir gerade sind, was gerade passiert“, sagt Muth. Gibt es Probleme, soll dies ebenso über die sozialen Netzwerke verbreitet werden: „Vielleicht finden wir so jemanden, der uns bei einem platten Reifen weiterhelfen kann.“

Vor dem Start organisieren die Raumpiloten aber noch eine von mehreren Unterstützerpartys, nämlich am Samstag, 26. April. Der Veranstaltungsort ist noch geheim, wird aber über die Facebookseite des Teams bekannt gegeben. „Die Stimmung ist gut. Wir sind gespannt, was uns erwartet“, sagt Muth. „Die größte Vorbereitung besteht darin, durch unsere Vorveranstaltungen allen Unterstützern und Freunden eine Freude an der Rallye zu bereiten.“