Trump hat einen syrischen Militärstützpunkt bombardieren lassen. Foto: AP

US-Präsident Donald Trump weist den syrischen Machthaber Baschar al-Assad in seine Schranken. Aber Raketen ersetzen noch keine Strategie, kommentiert Willi Reiners.

Washington - Der Giftgasangriff auf die syrische Stadt Chan Scheichun war ein barbarischer Akt, den die freie Welt zu Recht auf das Schärfste verurteilt hat. Berechtigte Zweifel daran, dass allein Syriens Machthaber Baschar al-Assad für dieses Kriegsverbrechen verantwortlich ist, gibt es bisher nicht. Schon deshalb spricht viel dafür, den vom US-Präsidenten Donald Trump angeordneten Angriff gutzuheißen. Die 59 Raketen trafen eben jenen Militärflughafen bei Homs, von dem aus die syrische Luftwaffe die Giftgasattacke in der Region Idlib startete. Assad mag das als Warnung verstehen, dass weitere Angriffe dieser Art ernste Folgen haben könnten für sein Terrorregime.

Der Westen schaut seit Jahren zu, wie Assad das eigene Volk abschlachtet. Trumps Vorgänger Barack Obama zog dem Diktator einst eine rote Linie, doch als der Syrer sie überschritt, ließ Obama keine Taten folgen. Assad durfte, ja musste das wie einen Freibrief betrachten, die Russen, seit jeher Assads Waffenbrüder, ebenfalls. Auch das sind starke Argumente für Trumps Schlag gegen Assad.

Zugleich jedoch bleiben viele Fragezeichen. Bis vor kurzem noch erklärte Trump, man müsse mit dem Assad-Regime leben, da dieses eine Realität sei. Es sei folglich nicht mehr das vordringliche Ziel US-amerikanischer Politik, den Schlächter von Damaskus aus dem Spiel zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wirkt der Raketenangriff auf die syrische Luftwaffe geradezu sprunghaft. Die Frage ist: Hat Trump eine Strategie? Was, wenn Assad und sein Helfer Putin den Konflikt nun weiter eskalieren lassen? Ist Trump dann bereit, sich militärisch in diesen Konflikt hineinziehen zu lassen? Die Folgen wären unabsehbar.

Insofern scheint der Angriff auf den Stützpunkt Homs in das Bild eines Politikers zu passen, der Politik in erster Linie aus dem Bauch heraus macht. Der sich der Macht der Bilder hingibt – und die Bilder der toten Kinder aus Chan Scheichun waren sehr wirkmächtig, um dann emotionale Entscheidungen zu fällen, deren Konsequenzen unabsehbar sind.