Auch wunderbar als Luftschloss geeignet: Neuschwanstein Foto: dpa

Nach Stuttgart 21 will die Stadt nun ein Luftschloss bauen. Genauer gesagt: Ein Luftreinhalteschloss – StZ-Kolumnist Erik Raidt freut sich schon darauf.

Stuttgart - Nach dem gigantischen Erfolg mit Stuttgart 21 wagt sich die Stadt an ein neues Milliardenprojekt: Stuttgart will ein Luftschloss errichten. Der Bau steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass an vielen Verkehrsknotenpunkten des menschlichen Miteinanders ständig dicke Luft herrscht. Büros, Schlafzimmer, Kindertagesstätten – überall melden Messstationen erhebliche Überschreitungen der Grenzwerte. Die Ursachen für die dicke Luft sind vielschichtig, und nur in Ausnahmefällen können sie zweifellos nachgewiesen werden, beispielsweise wenn ein Windeleimer zu spät geleert wurde.

Neuer Mieter des europaweit einzigartigen Luftschlosses mit dem Arbeitstitel „Cloud Nr. 69“ wird die Stadtverwaltung. Sie tüftelt hier an einem sogenannten Luftreinhalteplan, was schon deswegen ein interessanter Plan ist, weil sich die Begriffe „Luft“ und „rein“ bisher auszuschließen schienen. Stuttgarts dicke Luft hat schon zahlreiche Denker inspiriert: Zuerst sollte der Feinstaub mit einem Kleber auf die Straßen gepappt werden, dann sollten gefräßige Moose die Luft filtern, jetzt will das Tiefbauamt am Kronprinzplatz Steine verlegen, die mit Titandioxid beschichtet sind und Schadstoffe binden.

Die Geister tanzen eine Luftschlosspolka

Im Luftschloss sollen diese Geisterdebatten fortgeführt werden. Teilnehmen dürfen künftig nur jene Gespenster, die am Umhang eine blaue Plakette tragen, also regelmäßig ihre Feinstaubkehrwoche erledigen, beim Rundflug auf die Tempolimits achten und denen beim Wort „Diesel“ nur eine Jeansmarke einfällt. Immer um Mitternacht tanzen die Geister dann zur Musik von Guns N’ Roses eine wilde Luftschlosspolka: „take me down to the stickoxid-city, where the grass is grey and the girls are pretty."

Nebulöse Grüße, Erik Raidt