Die bisherige Beschilderung der Radwege in Leinfelden-Echterdingen ist lückenhaft und enthält keine Kilometerangabe Foto: Natalie Kanter

Das Netz der Radwege in Leinfelden-Echterdingen soll aber verbessert werden.

Leinfelden-Echterdingen - Stuttgart und Filderstadt hat sie bereits, in L.-E. bleibt eine Lücke: Die Rede ist von einer umfassenden Beschilderung der Radwege auf dem Stadtgebiet. Baubürgermeisterin Eva Noller wollte 600 Wegweiser an 120 Standorten aufstellen lassen. Und damit ein erstes Handlungsfeld innerhalb des Mobilitätskonzeptes beschreiten.

Die Tafeln sollten mit exakten Kilometerangaben zur nächsten Kommune und zu den Stadtteilzentren sowie mit Symbolen versehen werden. Denn genau das fehlt den bisherigen Hinweisen. Damit hätte auch die Sicherheit der Radler verbessert werden können, wie Steffen Eckert vom Filderstädter Ingenieurbüro Praxl und Partner im Technischen Ausschuss ausführte: „Die Radwegweiser im Stadtgebiet zeigen Autofahrern, dass sie mit Radfahrern rechnen müssen.“

Der Technische Ausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung aber mehrheitlich Nein zu den neuen Schildern gesagt. Und das, obwohl die Sache im Mobilitätsbeirat, in dem auch Stadträte aller Fraktionen sitzen, besprochen und laut Noller begrüßt wurde. Der Wunsch nach einer besseren Beschilderung war auch bei der Entwicklung der Ziele für das Mobilitätskonzept mehrfach an die Verwaltung herangetragen worden. Zudem steht das dazu nötige Geld bereits im Haushalt 2016 bereit.

Nachdem aber die Fraktionen die dazu passende Verwaltungsvorlage auf Herz und Nieren geprüft hatten, sprachen sich nicht nur die Freien Wähler dafür aus, die Summe von 50 000 Euro lieber in eine Ertüchtigung der Wege zu stecken. Allein die Grünen zeigten sich ohne Einschränkung begeistert: „Es werden Wege und Straßen, welche die Radfahrer bereits nutzen, sichtbar gemacht“, sagte Eva Barth-Rapp.

Für Walter Vohl (FW), der bekanntlich Landwirt ist, kommen die Hinweistafeln zu spät. „Für welchen Personenkreis wollen wir diese umfangreiche Beschilderung aufstellen?“, fragte er. „Schüler und Beschäftigte fahren den schnellsten Weg. Eltern nehmen verkehrsarme Routen. Radlergruppen kennen ihre Route.“ Die wenigsten, die er täglich auf den Feldern treffe, würden nach dem Weg fragen, sondern vielmehr ihrem Radler-Navi oder dem Smartphone folgen. Claudia Moosmann (Filderpiratin) sagte: „Wir werden von der Technik überholt.“ Erich Klauser (SPD) erklärte: „Schilder allein nützen uns nichts.“ Auch für Wolfgang Haug (L.E.-Bürger/FDP) ist ein Schilderwald „aus der Zeit gefallen“.

Diese Argumentation rief Ilona Koch, CDU-Fraktionschefin, auf den Plan. „Der Tages- und Geschäftstourismus bleibt bei diesen Überlegungen völlig außen vor“, schimpfte sie. Und: „Die Hotels bieten die Fahrräder ja schon an.“ Die Christdemokraten hätten die Hinweistafeln gerne in L.-E. gesehen – auch wenn sie sich wünschen, dass sich die Stadt auch anderer Verkehrsarten widmet.

Noller versuchte die Nein-Sager umzustimmen: „Wir haben den Flughafen auf unserer Gemarkung, sind eine Messestadt und beurteilen bald jeden Monat einen neuen Hotelstandort.“ L.-E. sei also keine Stadt, die unter sich bleibe. Der Radverkehr sei zwar nur ein Handlungsfeld des Mobilitätskonzeptes. „Er betrifft aber auch die Intermodalität“, sagte sie. Also das Nutzen mehrerer Verkehrsmittel, um zu einem Ziel zu kommen. Zudem könne man mit den Pedelecs bis ins hohe Alter fahren. Für Pendler, Arbeitnehmer und auch für Schüler sei dieses Fortbewegungsmittel wichtig. „Wir überlegen nun, ob wir eine Überarbeitung hinbekommen“, sagte sie unserer Zeitung nach der Entscheidung.

Ja hat der Ausschuss dagegen zum ebenfalls vom Büro Praxl und Partner erarbeiteten neuen Radnetz-Konzept gesagt. Die sechs Radachsen, die quer durch das Stadtgebiet führen, sollen künftig besser miteinander verbunden werden. „Jede der Routen wurde befahren und Mängel aufgelistet“, sagte Eckert. Man will den Radlern künftig große Umwege ersparen. Es soll vermehrt Radschutzstreifen geben. Dabei hat man sich laut Noller zunächst auch auf den Echterdinger Norden konzentriert. Auch um neue Hotels und Einkaufsstandorte anzubinden. Die Stadtteile Musberg und Oberaichen seien dagegen weiterhin relativ frei von Radwegen. „Da ist noch Potenzial“, sagte die Bürgermeisterin.

Kritik übten Stadträte an der Tatsache, dass die Radler in Echterdingen über die viel befahrene Martin-Luther-Straße geführt werden. Den Bundeswanderweg im Siebenmühlental auch offiziell zum Radweg umzuwidmen wurde kritisiert. Wanderer würden so immer mehr zum Hindernis.