In Bezug auf neue Radwege liegen die Interessen von Verwaltung und konservativen Fraktionen weit auseinander. Foto: dpa

Zehn Radrouten in zehn Jahren, längs und quer durch Ludwigsburg? Daraus wird wohl nichts. Die radlerfreundliche Stadt ist in weite Ferne gerückt. Die Erwartungen von Befürwortern und Kritiker könnten kaum unterschiedlicher sein.

Ludwigsburg - Zehn Radrouten in zehn Jahren, längs und quer durch Ludwigsburg? Daraus wird wohl nichts. Schon beim ersten Teilprojekt – eine Strecke, die Experten als die am leichtesten Realisierbare eingestuft haben – wurde der Zeitplan gerissen. Auch wenn die Verwaltung jetzt nach der wiederholten Abstimmung zum radgerechten Umbau der Marbacher Straße auf eine Stimme Vorsprung verweisen kann: die Kritik war so heftig, dass man darüber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann.

Zudem steht die Abstimmung im Gesamtgemeinderat aus – das Ergebnis dort ist angesichts der knappen Ausschussmehrheit alles andere als gesichert. Außerdem sollen noch neun weitere Routen gebaut werden. Das aber kann nur gelingen, wenn auch die Kritiker ins Boot geholt werden. Viel von deren Unmut rührt offenbar daher, dass sie völlig andere Erwartungen an ein Radkonzept haben als die Befürworter. Einen Vorgeschmack auf das Konfliktpotenzial, das noch dräut, hat der Planer schon 2014 gegeben: An der zweiten Etappe Martin-Luther-Straße gibt es viele Engstellen, an denen der Platz schon für Autos kaum ausreicht, und ins Plangebiet fallen Grundstücke, die in Privatbesitz sind.

Solange sich Verwaltung und Fraktionen solche Grabenkämpfe liefern, brauchen sie weitere Radprojekte gar nicht erst in Angriff nehmen. Wie könnten sie Anrainer von der Notwendigkeit von Radwegen überzeugen, wenn sie selbst unsicher sind?