Flugbegleiter sind höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als AKW-Mitarbeiter.

Berlin - Seit 2004 erfasst das Bundesamt für Strahlenschutz die Strahlenbelastung für Flugpersonal. Eine Studie hat nun ergeben, dass die Belastung für Piloten und Flugbegleiter immer mehr zunimmt.

Piloten und Stewardessen leben gefährlicher als noch vor fünf Jahren. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat am Donnerstag Zahlen vorgelegt, nach denen die mittlere Strahlenbelastung für Flugpersonal um 20 Prozent gestiegen ist - auf 2,35 Millisievert im Jahr. Hauptursache ist die Höhenstrahlung, die entsteht, wenn kosmische Strahlung aus dem Weltraum in die Atmosphäre eintritt. Wie viel davon bei uns ankommt, hängt mit der Sonnenaktivität zusammen. Auch Flugroute und -höhe beeinflussen die Belastung. Ein Sportflieger, der nicht besonders hoch fliegt, hat etwa eine geringere Strahlenbelastung zu erwarten als ein Überseejet.

Doch auch wer auf dem Boden bleibt, lebt nicht strahlungsfrei. Die Höhenstrahlung wirkt auf der Erde nämlich überall. "Die Zellen in unserem Körper sind jedoch in der Lage, einen Großteil der natürlichen Strahlenbelastung auszugleichen", sagt Werner Rühm vom Helmholtz-Institut in München. So kann ein Bergsteiger getrost die Zugspitze besteigen, obwohl hier ein fünfmal höherer Strahlungsfaktor vorliegt als im Tal.

0,1 Millisievert pro Langstreckenflug

Die durchschnittliche Strahlenbelastung eines Deutschen liegt bei vier bis fünf Millisievert pro Jahr. Neben den natürlichen Quellen addiert sich noch künstliche Strahlung auf unser Strahlenkonto. Medizinische Untersuchungen, beispielsweise Röntgen oder eine Computertomografie, führen ebenso zu einem erhöhten Durchschnittswert wie ein Langstreckenflug. Menschen mit durchschnittlichem Flugverhalten erhöhen ihre Strahlungsdosis jedoch nur geringfügig.

"Ein Langstreckenflug, beispielsweise nach San Francisco, liegt im Dosisbereich von etwa 0,1 Millisievert", so Anja Schulte-Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz. Ein Flug nach Gran Canaria schlägt mit etwa 0,01 Millisievert zu Buche. Flugbegleiter und Piloten haben einen erhöhten Wert, da sie täglich mehrere Stunden fliegen.

Kleine Strahlungsdosen sind laut Rühm zwar nicht völlig harmlos, aber sie liegen im Rahmen des Vertretbaren. "Tödlich sind, nach einigen Tagen, erst Werte im Bereich 3000 bis 4000 Millisievert. Es ist alles eine Frage der Dosierung", sagt der Experte. Die maximal zulässige Dosis für Menschen, die bei ihrer Arbeit besonderer Strahlung ausgesetzt sind, liegt im Jahr bei 20 Millisievert. Wird dieser Wert erreicht, darf die betreffende Person vorerst nicht mehr arbeiten.

Männer sind stärker betroffen

Cockpit- und Kabinenpersonal zählen zu den Berufsgruppen mit der im Schnitt höchsten Strahlenbelastung. "Selbst Arbeiter eines Atomkraftwerks sind einer geringeren Sievert-Dosis ausgesetzt als Flugpersonal", sagt Rühm. Flugbegleiter und Piloten stellen nach BfS-Angaben mit rund 36 000 Beschäftigten etwa zehn Prozent aller Personen, die beruflich strahlenschutzüberwacht werden und im Register des Bundesamts für Strahlenschutz geführt werden.

Unterschiede in der Strahlenbelastung zeigen sich der Studie zufolge vor allem zwischen Männern und Frauen. Männliche Flugbegleiter hatten mit 2,9 Millisievert im Schnitt die höchste Belastung. Dies könne daran liegen, dass Männer in diesem Job häufiger keinen festen Partner hätten und daher mehr Langstreckenflüge absolvieren könnten.