Zungenübungen, Jingleproduktion, Straßenumfragen: In Workshops gewinnen die Schüler einen Einblick ins Radiomachen. Foto: Rüdiger Ott

Die Schüler der Ernst-Abbe-Schule sowie des Neuen Gymnasiums lernen von den Profis, wie sie Radio selber zu gestalten können. In zehn Workshops finden sie alles Wissenswerte rund um den Bereich Audio.

Rot/Feurbach - Die Wände schlucken den Schall. Klar, ist ja auch ein Tonstudio, und da will man nichts hören außer der Stimme, die aufs Mikrofon trifft. „Wir lernen hier, Interviews zu machen“, sagt Dominik Heeg. Er besucht die Ernst-Abbe-Schule in Rot. Und als der Lehrer fragte, ob er beim Schüler-Radio-Tag mitmachen will, da sagte er zu. Nun sitzt er in einem Tonstudio der Vaihinger Hochschule der Medien (HdM). Ein Professor, der sonst Studenten unterrichtet, erklärt ihm, wie man ein Interview führt, vom Konzept bis zur Aufnahme. Vor ihm ist ein Mikro angebracht. Und neben ihm sitzen zehn Jungs und Mädels, die sich denselben Workshop ausgesucht haben.

Lernen das Radioprogramm selber zu machen

Der Schüler-Radio-Tag, eine Veranstaltung der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ), ist bereits zum neunten Mal zu Gast an der Hochschule der Medien. „Radio ist attraktiv für die Jugendlichen“, sagt Alexander Pfeiffer, der Geschäftsführer der LKJ. Deshalb hat die Vereinigung es sich vor Jahren zum Ziel gesetzt, die Schüler beim Aufbau von Schülerradios zu unterstützen. Wann immer sich eine AG bildet, kommen Dozenten vorbei und geben den Nachwuchsmoderatoren Tipps, wie eine Sendung gemacht wird. Da liegt es auf der Hand, auch mal bei den Profis vorbeizuschauen. „Die Resonanz war wieder hervorragend“, sagt Pfeiffer. 170 Schüler aus ganz Baden-Württemberg haben sich angemeldet. „Und viele sagen vielleicht später, dass das ein interessantes Berufsfeld für sie ist.“

Die Stimme als Erkennungsmerkmal

Big FM kennt eigentlich jeder von ihnen. Der Privatsender hat sein Programm ja immerhin ganz auf die Jugend zugeschnitten. Kristian Kropp kennen hingegen die wenigsten. Kropp, graumeliertes Haar, schlank, immer lachend, ist der Chef von big FM. Er schlendert durch den Hörsaal, auf ihn blicken 170 Augenpaare. Es ist die Gelegenheit für einen Werbeblock. „Es wird kaum eine Medienbranche geben, die in den nächsten Jahren so stark wächst, wie Audio“, sagt er. Beste Chancen also für Einsteiger. „Ihr seid echt sehr schlau. Die Stimme ist etwas unfassbar Interessantes.“ Das sagt er so oder so ähnlich gleich mehrfach. „Sie ist das wichtigste Erkennungsmerkmal des Menschen.“

Das Angebot ist breit gefächert

Und nicht nur die gilt es zu schulen. Zehn Workshops stehen zur Auswahl. Einen für die Lehrer, damit die wissen, wie sich Radiomachen in den Unterricht einbauen lässt. Und neun für die Schüler. Da geht es dann zum Beispiel um Zungenübungen und Sprecherziehung. Im nächsten Raum werden Straßenumfragen am Computer geschnitten. Der Mitarbeiter eines Musiklabels erklärt, wie man Jingles produziert und ein Moderator eines Senders, wie die Schüler für ihr Pausenradio Werbung machen können. Schließlich ist Vermarktung alles.

Sophie Steinle ist schon ein alter Hase, trotz der Zahnspange. Einmal im Monat ist die Schülerin des Neuen Gymnasiums aus Feuerbach im Freien Radio Stuttgart, dessen Antenne auf dem Schornstein des Müllheizkraftwerks Münster angebracht ist. Außerdem macht sie beim Pausenradio mit, interviewt Lehrer, mischt Musik. „Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, Journalistin zu werden, aber ich weiß noch nicht recht“, sagt sie. Erst will sie mal lernen, wie mach richtig Umfragen erstellt. „Das interessiert mich, das machen wir noch zu selten“, sagt sie.