So ist es korrekt – aber nicht viele Radler steigen ab. Foto: Fatma Tetik

Die Anwohner der Osianderstraße fürchten sich vor rasenden Radlern. Die Stadt will nochmals prüfen.

S-West - Peter Pfeifle ist besorgt. Fast täglich erlebt der 87-Jährige, wie es vor seinem Wohnhaus zu riskanten Begegnungen zwischen Radfahrern und Fußgängern kommt. Der Unternehmer im Ruhestand wohnt am Ende der Osianderstraße. Dort mündet die Straße in einen kleinen Fußweg, der zur Hasenbergsteige führt. Der rund 80 Meter lange und bis zu 3,50 Meter breite Verbindungsweg ist bei Anwohnern und Spaziergängern beliebt. Seit vielen Jahren wird die Strecke auch von Radfahrern als Abkürzung zum Bärenschlössle genutzt. Dabei ist der Weg für die Durchfahrt der Räder eigentlich untersagt.

An beiden Enden des Weges weist ein Schild darauf hin, dass es sich um einen reinen Fußgängerweg handelt. Das Verbot wird laut Peter Pfeifle jedoch tagtäglich missachtet. Abwärts nehmen die Radfahrer auf der Strecke mit einem Gefälle von rund zwölf Prozent ordentlich Tempo auf. Die Unfallgefahr steigt zudem durch eine uneinsehbare Kurve im unteren Drittel des Weges. Ein Seiteneingang von Peter Pfeifles Wohnung befindet sich unmittelbar am Ende dieses steilen Weges. Wenn er sein Haus über diese Tür verlässt, vergewissert sich Pfeifle immer erst, ob die Luft rein ist. „Ich möchte schließlich nicht über den Haufen gefahren werden“, sagt der Senior.

Einige kleine Unfälle gab es bereits an der Stelle

Die Sorge des Mannes ist nicht unbegründet. In der Vergangenheit hat Peter Pfeifle schon zwei Mal verletzte Kinder ins Krankenhaus gefahren. Die Buben hätten nicht mehr rechtzeitig abbremsen können und seien vom Rad geworfen worden, berichtet Pfeifle. Vor mehr als 15 Jahren habe er die Stadtverwaltung bereits auf das Gefahrenpotenzial des Weges hingewiesen. „Man hat mir gesagt, dass man da nichts machen kann“, sagt Pfeifle. Der Verbindungsweg, der einst nur geschottert war, ist vor knapp zwei Jahren asphaltiert worden. „Seither sind die Radfahrer noch schneller“, so Pfeifle. Mehrmals habe er das Gespräch mit den Radlern gesucht und sie auf das Durchfahrverbot und die Gefahr hingewiesen. „Ich bin deshalb oft übel beschimpft und bedroht worden“, erklärt der Anwohner. Viele seien uneinsichtig und ignorierten das Verbot bewusst, andere wiederum wüssten es einfach nicht besser.

Pfeifle und weitere Anwohner, die nicht namentlich genannt werden möchten, sorgen sich insbesondere um die Kinder in der Nachbarschaft, die angefahren werden könnten. „Wenn hier nicht gehandelt wird, passiert bald noch etwas Schlimmeres“, sagt eine Mutter, die mit ihren beiden Kindern den Weg hinaufgeht. Insbesondere am Wochenende sei der Weg stark frequentiert und diene vielen Radlern als Rennstrecke. Die Anwohner fordern deshalb eine rasche Lösung seitens der Stadt.

Der Lage ist man sich bei der Stadtverwaltung durchaus bewusst

Dort ist man sich dieser prekären und schwierigen Lage bewusst. Auf Anfrage lassen das Tiefbauamt und das Amt für öffentliche Ordnung über eine Sprecherin mitteilen, dass Radfahrer den Gehweg nur dann benutzen dürfen, wenn sie ihr Rad schieben. Da der Weg jedoch auch für Fahrradfahrer ein wichtiges Verbindungsstück aus S-West/Westbahnhof in Richtung Hasenbergsteige/Rot- und Schwarzwildpark sei, prüfe die Verkehrsbehörde aktuell, ob der Weg bergaufwärts für Radfahrer freigegeben werden kann. „Damit könnten Radfahrer den Weg in eine Richtung legal befahren“, heißt es in der Stellungnahme.

Der Einbau von Schranken oder Umlaufbügeln, die am oberen und unteren Ende des Weges angebracht werden, um Radfahrer zum Absteigen zu bringen, sei geprüft worden. „Dies wurde verworfen, weil die Stadtverwaltung hierin eine Sturzgefahr für Radfahrer sieht“, so die Begründung der Stadt. Fahren Radfahrer verbotswidrig auf dem beschilderten Gehweg, kann dies im Übrigen mit einem Verwarnungsgeld geahndet werden. „Ich habe hier in den letzten 50 Jahren noch niemanden gesehen, der das kontrolliert hat“, sagt Peter Pfeifle. Er werde deshalb weiterhin wachsam bleiben.