Gewieft und skrupellos: Emmerson Mnangagwa Gewiefter und brutaler Drahtzieher: Emmerson Mnangagwa Foto: AP

Zimbabwe – ohnehin im Würgegriff eines Despoten – wird jetzt von einem Putsch erschüttert. Gesteuert wird die Operation von einem ehemaligen Weggefährten des greisen Präsidenten Mugabe. Das ist keine gute Nachricht.

I Harare - m untergetauchten Zustand sind Krokodile am gefährlichsten – wie Emmerson Mnangagwa, über dessen Verbleib seit Tagen gerätselt wird. Der 75-jährige simbabwische Politiker, seiner Verschlagenheit wegen „das Krokodil“ genannt, gilt als Drahtzieher des Putsches, mit dem Simbabwes Armee Präsident Robert Mugabe entmachtet hat. Doch von wo aus der Schattenmann die Drähte zieht, ist genauso wenig bekannt wie seine Pläne.

Er kämpfte immer an der Seite Mugabes

Bis zuletzt galt Mnangagwa als treuester Mitstreiter Mugabes: Er hatte mit dem Befreiungsführer schon in den 70er Jahren im Busch gegen die weiße Minderheitsregierung gekämpft. Der Enkel eines traditionellen Stammeshäuptlings und Sohn eines antikolonialistischen Aktivisten war 1961 der britischen Kolonialmacht in die Hände gefallen und wurde wegen Sabotage zum Tod verurteilt. Doch weil er mit 19 Jahren noch minderjährig war, wurde das Urteil in eine zehnjährige Haftstrafe umgewandelt. Im Gefängnis lernte er Robert Mugabe kennen, zeitweise teilten die beiden sogar eine Zelle.   Nach seiner Freilassung floh der junge Rebell nach China, wo er militärisch ausgebildet wurde. Zurückgekehrt diente er Mugabe als persönlicher Assistent. Als Chef der Simbabwischen Afrikanischen Nationalen Befreiungsarmee (Zanla) kämpfte er vom Nachbarland Mosambik aus gegen das Rassistenregime des rhodesischen Präsidenten Ian Smith.

Nach der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 wurde Mnangagwa von seinem Mentor zum Minister für Staatssicherheit ernannt: Gemeinsam planten sie drei Jahre später den berüchtigten Feldzug gegen die als illoyal betrachteten Anhänger der Befreiungsbewegung Zipra. Während der darauffolgenden Massaker brachten Mugabes und Mnangagwas Einheiten rund 20 000 Menschen um, darunter viele Zivilisten.  

Er hat alle schmutzigen Operationen mitgemacht

In den folgenden Jahrzehnten blieb Mnangagwa ständiges Mitglied im Mugabe-Kabinett. Auch als sein Mentor unter den Druck einer wachsenden Opposition kam, hielt ihm sein Adjutant die Stange: Er inszenierte die schamlose Fälschung von Wahlergebnissen und war an der gewalttätigen Verfolgung von Oppositionsmitgliedern beteiligt. Auch in Sachen Korruption stand Mnangagwa seinem Mentor und anderen hochrangigen Parteigenossen nicht nach. Er zählt zu den reichsten Bewohnern des Landes.

  Erst mit dem Beginn der Diadochenkämpfe in den vergangenen Jahren begann der Wind auch dem Krokodil ins Gesicht zu blasen. Seine erbittertste Widersacherin sollte ausgerechnet die zweite Ehefrau seines Lehrmeisters werden. Zunächst waren Grace Mugabe und Mnangagwa noch Verbündete. Sie orchestrierten die Entmachtung der Vizepräsidentin Joice Mujuru. Drei Jahre später war das Krokodil dann selbst an der Reihe: Jetzt suchte sich Grace Mugabe ihres letzten Konkurrenten im Kampf um die Macht zu entledigen. „Gucci-Grace“ und ihr halbseniler Ehemann unterschätzten allerdings die Bande, die Mnangagwa und seine Kameraden aus Armee und Geheimdienst noch verbinden.

  In Harares Straßen wird Mnangagwas Coup willkommen geheißen. Selbst Anhänger der Regierungspartei hatten von einer Mugabe-Dynastie das Schlimmste erwartet. Allerdings kennt die Bevölkerung auch den Werdegang des heimlichen Putschistenführers – und weiß, dass untergetauchte Krokodile gefährlich sind.